Scheider wurde als Sohn von Anna Scheider (gebürtige Crosson) und Roy Bernhard Scheider geboren. Seine irischstämmige Mutter war katholisch, sein deutschstämmigerprotestantischer Vater arbeitete als Automechaniker. Der drahtige und sportliche Scheider besuchte die Highschool in Maplewood, New Jersey und übte mehrere Sportarten aus, u. a. Baseball und Boxen. Später studierte er Drama an der Rutgers University und am Franklin & Marshall College in Lancaster, Pennsylvania, wo er ein Mitglied der Phi Kappa Psi-Studentenverbindung war.
Nach dem Militärdienst versuchte sich Scheider als Schauspieler. In New York, wo er zunächst durch Bühnenauftritte auf sich aufmerksam machte, erhielt er einen Obie Award für seine Darstellung in der Off-Broadway-Produktion Stephen D. in der Saison 1967/68. Zu diesem Zeitpunkt hatte er sein Filmdebüt mit dem frühen SplatterstreifenThe Curse of the Living Corpse (1964) schon hinter sich gebracht. Es folgten kleinere Auftritte in Kinofilmen. 1971 hatte Scheider jedoch bedeutende Nebenrollen in zwei großen Filmerfolgen, in Alan J. PakulasThrillerKlute, für den Jane Fonda ihren ersten Oscar gewann, und in William Friedkins dynamischem Polizeifilm The French Connection, der Gene Hackman einen Oscar und Scheider eine Nominierung einbrachte.
Der Produzent von French Connection, Philip D’Antoni, versuchte 1973 in eigener Regie, mit Scheider in der Hauptrolle des harten Straßencops diesen Erfolg zu wiederholen. Obwohl auch The Seven-Ups eine der spektakulärsten Autoverfolgungsjagden der Filmgeschichte enthielt, blieb das Einspielergebnis hinter den Erwartungen zurück. 1975 wurde er von Steven Spielberg für den Part des widerstrebend heldenhaften Polizeichefs in dem BlockbusterDer weiße Hai engagiert. Der Film machte Scheider sowie seine Partner Richard Dreyfuss und Robert Shaw zu internationalen Stars. 1976 spielte er den Geheimagenten ‚Doc‘ Levy, Bruder des von Dustin Hoffman dargestellten Titelhelden in Der Marathon-Mann.
1977 folgte die ambitionierte Neuverfilmung des französischen Klassikers Lohn der Angst von 1953. Atemlos vor Angst von William Friedkin mit Scheider in der Rolle von seinerzeit Yves Montand fiel bei Kritik und Publikum jedoch durch. Anschließend sollte Scheider in dem Universal-Film Die durch die Hölle gehen mitspielen. Aufgrund von künstlerischen Differenzen verzichtete Scheider jedoch darauf. Da Universal einen Drei-Filme-Vertrag mit ihm hatte, musste er gegen seinen Willen für Universal im Film Der weiße Hai 2 mitspielen.[1] Der von dem hauptsächlich für das Fernsehen tätigen Regisseur Jeannot Szwarc inszenierte Film Der weiße Hai 2 von 1978 erlebte bei doppelt so hohen Produktionskosten im Vergleich zum Vorgänger ebenfalls nur einen Bruchteil des Erfolgs.
In der Folgezeit blieb Scheider zwar viel beschäftigt, trat jedoch meist nur noch mit Nebenrollen in Filmen von nachlassender Qualität in Erscheinung. Mitte der 1990er Jahre fand er mit einigem Erfolg noch einmal beruflich mit Steven Spielberg zusammen. In den ersten beiden Staffeln der von Spielberg produzierten FernsehserieSeaQuest DSV spielte Scheider von 1993 bis 1995 den Kapitän eines High-Tech-U-Bootes. 2004 trat er als Filmvater von Thomas Jane in der Marvel-Comic-Verfilmung The Punisher auf.
Unmittelbar nach der Genesung von einer schweren Erkrankung übernahm Roy Scheider wieder tragende Rollen in Filmproduktionen, so als ein an Columbo erinnernder Polizist in dem in den Hamptons spielenden Thriller If I Didn’t Care, der im Oktober 2006 beim Hamptons International Film Festival uraufgeführt wurde.[2] 2007 konnte Scheider noch die Dreharbeiten zu dem Thriller Dark Honeymoon beenden, in dem er an der Seite von Tia Carrere, Lindy Booth, Daryl Hannah und Eric Roberts spielte.
Seinen letzten Auftritt vor der Filmkamera hatte er in dem an Originalschauplätzen in Deutschland, Polen und New York City gedrehten Drama Iron Cross, in dem er die Hauptrolle spielte. Scheider verkörperte darin einen pensionierten New Yorker Polizisten und Überlebenden des Holocaust, der beim Besuch seines in Nürnberg lebenden Sohnes in dessen Nachbarn, dargestellt von Helmut Berger, einen Nazioffizier und den Mörder seiner Familie wiederzuerkennen glaubt.[3] Der Film befand sich zum Zeitpunkt von Scheiders Tod in der Nachbearbeitungsphase und wurde im Dezember 2009 in den USA veröffentlicht.
Persönliches
Scheider war in seiner Jugend ein ambitionierter Baseballspieler und Boxer, wovon seine gebrochene Nase zeugte. Bei vielen Filmen machte man sich seine körperliche Fitness zunutze, so etwa in Der Marathon-Mann, wo er in seinem Hotelzimmer Liegestütze ausführt. In diesem Film spielte Scheider halbnackt und ungedoubelt eine äußerst brutale Zweikampfszene mit einem asiatischen Killer.
Er war von 1962 bis 1989 mit der FilmeditorinCynthia Scheider (geborene Bebout) verheiratet, die er beim Shakespeare-Festival in Stratford, Connecticut kennengelernt hatte.[4][5][6] Aus der Ehe ging eine 1964 geborene Tochter hervor, die 2006 starb.[4][7][8] 1989 heiratete er seine Kollegin Brenda Siemer King, die später in SeaQuest DSV auch seine Filmgattin verkörperte. Mit King hatte Scheider den Sohn Christian Scheider (* 1990), der ebenfalls bereits als Schauspieler in Erscheinung getreten ist, sowie eine Tochter. Roy Scheider hinterließ zwei Enkelkinder.[9]
2004 wurde bei dem mittlerweile 72-jährigen Darsteller ein Plasmozytom diagnostiziert. Im Juni 2005 unterzog er sich einer Stammzelltransplantation, für welche die Zellen aus seinem eigenen Blut gewonnen wurden.[10] Während der Rekonvaleszenz wies Scheider auf die Ironie hin, dass er in der John-Grisham-Verfilmung Der Regenmacher (1997) den Chef einer Versicherungsgesellschaft gespielt hatte, die einem Kunden die Bezahlung einer Knochenmarktransplantation verweigerte.[11] Am 10. Februar 2008 starb er nach einer Staphylokokken-Infektion im Alter von 75 Jahren in einem Krankenhaus in Arkansas.[7]
Filmografie
1962: The Edge of Night (Fernsehserie)
1964: The Curse of the Living Corpse
1964: Camera Three (Fernsehserie)
1965–1966: Love of Life (Fernsehserie)
1966: Lamp at Midnight (Fernsehfilm)
1966: Hallmark Television Playhouse (Hallmark Hall of Fame, Fernsehserie)
1967: Das Geheimnis der blauen Krone (Coronet Blue, Fernsehserie)