Roter Stoßtrupp

Der Rote Stoßtrupp war eine der ersten, größten und am längsten aktiven linkssozialistischen Widerstandsgruppen gegen den Nationalsozialismus.

Im damals schon ausgebauten Obergeschoss der Luisenstraße 19 in Berlin-Mitte befand sich 1933 das von Karl König verwaltete Studentenwohnheim der Sozialistischen Studentenschaft. Im Haus war einer der ersten illegalen Druckorte der Zeitung Roter Stoßtrupp. Zahlreiche führende Funktionäre der gleichnamigen Widerstandsgruppe lebten dort.
Die am 9. Oktober 2024 enthüllte Informationstafel der Berliner Senatsverwaltung für den Roten Stoßtrupp in der Burgstraße 28 Berlin-Mitte

Er wurde bereits im Juli 1932 als Reaktion auf den Preußenschlag durch Rudolf Küstermeier und einige seiner Freunde aus dem Umfeld der Neuen Blätter für den Sozialismus, der Deutschen Hochschule für Politik in Berlin und der Sozialistischen Studentenschaft gegründet. Der Rote Stoßtrupp entwickelte sich innerhalb weniger Monate zu einer der größten Widerstandsgruppen. Über 90 % der schätzungsweise 500 aktiven Mitglieder im Jahr 1933 waren Sozialdemokraten vom linken Flügel der Partei. Die vergleichsweise jungen Arbeiter, Angestellten und Studenten kritisierten die unzureichend kämpferische Haltung von SPD, KPD und Gewerkschaften im Kampf gegen den deutschen Faschismus.[1] Von der Leitung der Widerstandsgruppe, dem sogenannten Roten Stab, wurde eine linke Einheitsfront propagiert, die durch eine proletarische Revolution die NSDAP-Regierung stürzen sollte. Der Rote Stoßtrupp strebte eine enge Zusammenarbeit aller antinationalistischen Kräfte an. Gute Kontakte unterhielt die Gruppe vor allem zu kritischen und dissidenten Mitgliedern von SPD, SAJ und KPD und zu kleineren linken Gruppen wie der SAPD, der KPDO und dem ISK, aber auch zu Personen aus den bürgerlichen Parteien und selbst zu oppositionellen Nationalsozialisten wie Otto Strasser. Eine enge organisatorische Zusammenarbeit gab es mit dem Berliner Büro der Quäker, wo sich einer der Vervielfältigungsapparate der Gruppe befand.[2]

Beim Aufbau der Widerstandsstrukturen orientierte sich der Rote Stab an Lenins Idee eines autoritären Kadernetzwerkes. Seine Idee hatte Lenin 1902 in der Broschüre Was Tun? veröffentlicht. Mit diesen zwei Worten war auch die Erstausgabe des Roten Stoßtrupps im April 1933 überschrieben. Die Gruppe gab bis November 1933 im wöchentlichen Rhythmus 27 Ausgaben der gleichnamigen Zeitung heraus und schickte diese in fast alle Teile des Dritten Reiches sowie ins Ausland. Das Publikationsorgan hatte einen linksrevolutionären, antikapitalistischen und antinationalistischen Fokus und berichtete schon frühzeitig u. a. über Korruption und Lügen der NS-Eliten sowie über Folterkeller und Konzentrationslager. Die Zeitung erreichte Ende 1933 allein in Berlin eine Auflage von 1500 Exemplaren pro Ausgabe.[3] Aufgrund des subversiven Fünfersystems, mit dem die Widerstandsgruppe arbeitete, ist davon auszugehen, dass das Blatt Ende 1933 bis zu 7500 Leser hatte. Damit wäre Der Rote Stoßtrupp eine der größten illegalen Zeitungen gewesen, die nicht von den Parteiführungen der SPD und KPD hergestellt und vertrieben wurden.[4] Der Widerstandsorganisation gelang es u. a. dank ihrer Publikation, innerhalb weniger Monate verschiedene Ortsgruppen im Deutschen Reich aufzubauen (beispielsweise in Bielefeld, Brüel, Kassel, Pirmasens und Stettin). Darüber hinaus gab es Kontakte in Dutzende weitere Städte sowie ins angrenzende Ausland.[5][6]

Anfang Dezember 1933 gelang es der Gestapo, ca. 150 Mitglieder und Sympathisanten der Widerstandsgruppe festzunehmen. Mindestens 61 wurden 1934 und 1935 zu teilweise langjährigen Gefängnis- und Zuchthausstrafen verurteilt. Unter anderem in Berlin gab es zwei Prozesse gegen Leser und Verteiler der Zeitung vor dem Kammergericht und einen Prozess gegen den Roten Stab vor dem Volksgerichtshof. Der Prozess gegen zahlreiche leitende Funktionäre der Widerstandsgruppe im August 1934 war überhaupt erst der zweite Prozess vor dem Volksgerichtshof. Die Anklage war zuvor vom Reichsgericht Leipzig erstellt worden. Angeblich auf ausdrücklichen Wunsch von Hermann Göring wurde dann der Wechsel an das Sondergericht vollzogen.[7][8]

Nach einer kurzen Phase des Abwartens fanden sich in Berlin einige unentdeckte Mitglieder der Widerstandsgruppe erneut zusammen. Neben der Vernetzung konzentrierten sie sich auf die physische und psychische Hilfestellungen für die Inhaftierten und deren Familien, die Bereitstellung von Anwälten und das Sammeln des zur Hilfe notwendigen Geldes. Der Hilfsfonds konnte auf seit Mitte 1933 bestehende Strukturen zurückgreifen. Damals waren vom Roten Stab Kuriere ins Ausland geschickt worden, um die Grenzarbeit der Organisation zu verbessern und gleichzeitig Unterstützung und Kooperation bei internationalen Arbeiterorganisationen einzuwerben – beispielsweise der Internationalen-Transportarbeiter-Föderation, der SoPaDe, der Labour Party und der Sozialistischen Arbeiterinternationalen.[9]

Aus dem Hilfsfonds bildete sich in Berlin eine reorganisierte Gruppe heraus, die ab 1934 die illegale Arbeit unter Leitung von Kurt Megelin weiterführte. Die Gruppe gab bis mindestens 1935 unregelmäßig die Zeitung Der Rote Stoßtrupp in einer unbekannten Auflage heraus. Der Neue Rote Stoßtrupp behielt die ideologische Linie der Gründergruppe bei und berief sich auf deren geleistete Arbeit. Gleichzeitig bildete sich in der Tschechoslowakei unter Leitung des emigrierten Robert Keller eine weitere Gliederung heraus, die sich Neuer Roter Stoßtrupp nannte. Gemeinsam mit beispielsweise den Revolutionären Sozialisten Deutschlands (Siegfried Aufhäuser und Karl Böchel) und der Gruppe Neu Beginnen (Karl Frank) versuchte der Neue Rote Stoßtrupp, die SoPaDe auf einen Einheitsfrontkurs festzulegen. Gleichzeitig sprach man dem Exilvorstand unter Leitung von Otto Wels die Vertretungsberechtigung für die deutsche Sozialdemokratie ab und forderte Zugriff auf das zum Teil ins Ausland gerettete Parteivermögen. Der Neue Rote Stoßtrupp erlangte mit seiner Kader-, Kartell- und Netzwerkpolitik zeitweise Einfluss in der sozialdemokratischen Emigration: Robert Keller und sein Freund Franz Osterroth unterhielten ab 1934 in der Tschechoslowakei eine Kaderschule und belieferten von dort weite Teile des damaligen Sachsen und Anhalt mit illegalem Schriftmaterial. Gleichzeitig reisten sie illegal ins Deutsche Reich und erhielten von dort Besuch. An den so gewonnenen Informationen hatte unter anderem die SoPaDe Interesse. Obwohl Robert Keller wiederholt den Exilparteivorstand kritisierte und in Frage stellte, finanzierte die SoPaDe Aktivitäten des Neuen Roten Stoßtrupps.

1935 kam es beispielsweise in Eilenburg, Halle und Leipzig zu einer großen Verhaftungswelle. Unter den Festgenommenen waren auch zahlreiche Verbindungsleute von Robert Keller. Infolge sank der Einfluss des Neuen Roten Stoßtrupps in der Emigration. Bis spätestens 1937 löste sich dieser Ableger des Roten Stoßtrupps auf.[10]

In Berlin gelang es Kurt Megelin und einigen anderen, den Widerstand gegen den Nationalsozialismus bis mindestens 1944 aufrechtzuerhalten. Die Gruppe verzichtete zunehmend auf Außenpropaganda und konzentrierte sich auf Zersetzungs- und Schutzarbeit. Unter anderem versteckte der Rote Stoßtrupp rassisch und politisch verfolgte Menschen, darunter auch Inge Deutschkron und ihre Mutter. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges forcierte der letzte noch vorhandene Organisationsteil des Roten Stoßtrupps seine Bündnispolitik. Die Gruppe unterhielt u. a. Verbindungen zum Kreisauer Kreis, zum kommunistischen Widerstand, zur Gruppe um Carl Goerdeler, aber auch zu oppositionellen Wehrmachtskreisen. Die Bandbreite der Kontakte der Gruppe um Kurt Megelin reichte somit wie bei der Gründergruppe unter Küstermeier von Strukturen der KPD bis hin zu oppositionellen Nationalsozialisten. Viele der Bekanntschaften ins sozialistische Widerstandslager resultierten noch aus der Zeit vor der Machtübergabe. Kurt Megelin beispielsweise kannte seit 1931 Wilhelm Leuschner. Über die frühere gemeinsame Arbeit bei den Neuen Blättern für den Sozialismus war etwa Curt Bley aus dem Roten Stab mit Theodor Haubach, Carlo Mierendorff und Adam von Trott zu Solz befreundet. Trotz dieser überaus prominenten Freundschaften und Beziehungen bleibt dennoch der Eindruck bestehen, dass der Rote Stoßtrupp als Organisation keinen nennenswerten Einfluss auf konkrete Neuordnungskonzeptionen eines vom Nationalsozialismus befreiten Deutschlands erlangte.[11]

Bekannte Gerichtsverfahren gegen Anführer, Mitglieder und Unterstützer des Roten Stoßtrupps

  • Gegen Otto Eckert und 22 weitere Leser und Verteiler des Roten Stoßtrupps vor dem Kammergericht Berlin (Anklageerhebung am 12. Februar 1934 / Urteilsverkündung am 26. Mai 1934)
  • Gegen Hermann Köpcke und Adolf Böse vor dem Kammergericht Berlin (Anklageerhebung am 20. März 1934 / Urteilsverkündung am 29. Mai 1934)
  • Gegen Bruno Senftleben und 26 weitere Leser und Verteiler des Roten Stoßtrupps vor dem Kammergericht Berlin (Anklageerhebung am 30. April 1934 / Urteilsverkündung am 24. Mai 1934)
  • Gegen den Roten Stab, die Führungsgruppe des Roten Stoßtrupps (Verfahren gegen Karl Zinn und andere), vor dem Reichsgericht in Leipzig (Anklageerhebung am 15. Mai 1934 / Urteilsverkündung durch den Volksgerichtshof am 27. August 1934)
  • Gegen René Bertholet und andere (darunter mit Karl Mülle ein wichtiges Mitglied des Roten Stoßtrupps) vor dem Kammergericht Berlin (Anklageerhebung am 6. Juni 1934 / Urteilsverkündung am 19. September 1934)
  • Gegen Rudolf Preuß aus Bielefeld vor dem Oberlandesgerichts Hamm (Anklageerhebung am 14. März 1935 / Urteilsverkündung am 2. April 1935)
  • Gegen Hans Köpcke und Rudolf Wendt vor dem Hanseatischen Oberlandesgericht (Anklageerhebung 2. September 1935 / Urteilsverkündung 10. Oktober 1935)

Bekannte Mitglieder und Unterstützer des Roten Stoßtrupps

Commons: Roter Stoßtrupp – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Dennis Egginger-Gonzalez: Der Rote Stoßtrupp. Eine frühe linkssozialistische Widerstandsgruppe gegen den Nationalsozialismus. Lukas Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-86732-274-4 [Darstellung und Analyse der Gruppe mit über 200 Kurzbiografien und zahlreichen Faksimiles der gleichnamigen Widerstandszeitung].
  • Dennis Egginger: Der Rote Stoßtrupp. In: Hans Coppi, Stefan Heinz (Hrsg.): Der vergessene Widerstand der Arbeiter. Gewerkschafter, Kommunisten, Sozialdemokraten, Trotzkisten, Anarchisten und Zwangsarbeiter. Dietz, Berlin 2012, ISBN 978-3-320-02264-8, S. 91–106.
  • Rudolf Küstermeier: Der Rote Stosstrupp. Berlin 1972. (Bericht eines ehemaligen Leitungsmitgliedes der Gruppe, als PDF-Datei (Memento vom 8. Juli 2007 im Internet Archive))
  • Hans-Rainer Sandvoß: Die „andere“ Reichshauptstadt. Widerstand aus der Arbeiterbewegung in Berlin von 1933 bis 1945. Lukas-Verlag, Berlin 2007, ISBN 3-936872-94-5, ISBN 978-3-936872-94-1, S. 76–84.
  • Siegfried Mielke (Hrsg.) unter Mitarbeit von Marion Goers, Stefan Heinz, Matthias Oden, Sebastian Bödecker: Einzigartig – Dozenten, Studierende und Repräsentanten der Deutschen Hochschule für Politik (1920–1933) im Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Berlin 2008, ISBN 978-3-86732-032-0, S. 144–189 [Darstellung der Gruppe mit zahlreichen Biographien und Dokumenten].

Einzelnachweise

  1. Dennis Egginger-Gonzalez: Der Rote Stoßtrupp. Eine frühe linkssozialistische Widerstandsgruppe gegen den Nationalsozialismus., Berlin 2018, S. 35–46.
  2. Dennis Egginger-Gonzalez: Der Rote Stoßtrupp. Eine frühe linkssozialistische Widerstandsgruppe gegen den Nationalsozialismus., Berlin 2018, S. 66–89.
  3. Dennis Egginger-Gonzalez: Der Rote Stoßtrupp. Eine frühe linkssozialistische Widerstandsgruppe gegen den Nationalsozialismus., Berlin 2018, S. 61–64.
  4. Vgl. die unterschiedlichen Angaben zur illegalen Presse im Dritten Reich in: Stroech, Jürgen, Die illegale Presse. Eine Waffe im Kampf gegen den deutschen Faschismus. Ein Beitrag zur Geschichte und Bibliographie der illegalen antifaschistischen Presse 1933 bis 1939, Frankfurt a. M. 1979.
  5. Dennis Egginger-Gonzalez: Der Rote Stoßtrupp. Eine frühe linkssozialistische Widerstandsgruppe gegen den Nationalsozialismus., Berlin 2018, S. 101–134.
  6. Mielke, Siegfried (Hrsg.), Einzigartig. Dozenten, Studierende und Repräsentanten der Deutschen Hochschule für Politik (1920–1933) im Widerstand gegen den Nationalsozialismus, Berlin 2008, S. 144–189.
  7. Dennis Egginger-Gonzalez: Der Rote Stoßtrupp. Eine frühe linkssozialistische Widerstandsgruppe gegen den Nationalsozialismus., Berlin 2018, S. 153–171.
  8. Hans-Rainer Sandvoß: Die „andere“ Reichshauptstadt. Widerstand aus der Arbeiterbewegung in Berlin von 1933 bis 1945. Berlin 2007, S. 76–84.
  9. Dennis Egginger-Gonzalez: Der Rote Stoßtrupp. Eine frühe linkssozialistische Widerstandsgruppe gegen den Nationalsozialismus., Berlin 2018, S. 179–204
  10. Dennis Egginger-Gonzalez: Der Rote Stoßtrupp. Eine frühe linkssozialistische Widerstandsgruppe gegen den Nationalsozialismus., Berlin 2018, S. 205–263.
  11. Dennis Egginger-Gonzalez: Der Rote Stoßtrupp. Eine frühe linkssozialistische Widerstandsgruppe gegen den Nationalsozialismus., Berlin 2018, S. 263–319.

Read other articles:

War of the CoprophagesEpisode The X-FilesNomor episodeMusim 3Episode 12SutradaraKim MannersPenulisDarin MorganKode produksi3X12Tanggal siar5 Januari 1996Durasi44 menitKronologi episode ← SebelumnyaRevelations Selanjutnya →Syzygy War of the Coprophages adalah episode kedua belas dari musim ketiga dari serial televisi fiksi ilmiah The X-Files. Episode tersebut tayang perdana di saluran Fox pada 5 Januari 1996. Catatan kaki Referensi Edwards, Ted (1996). X-Files Confidential. ...

 

Pertempuran Isonzo ketigaBagian dari Blok Italia Perang Dunia ISebelas Pertempuran Isonzo Juni 1915 — September 1917Tanggal10 November—2 Desember 1915LokasiSungai Isonzo, Slovenia BaratHasil kemenangan ItaliaPihak terlibat Italia  Austria-HungariaTokoh dan pemimpin Luigi Cadorna, Emanuele Filiberto, Duke Aosta II Svetozar Boroević, Archduke Eugen AustriaKekuatan 370 batalyon1.374 senjata 155 batalyon626 senjataKorban 49.500 (7.500 terbunuh) 32.100 (4.000 terbunuh) lbsBlok Italia Iso...

 

Irfan Jaya Irfan Jaya ketika memperkuat Timnas Indonesia dalam Kejuaraan AFF 2018Informasi pribadiNama lengkap Irfan Samaling KumiTanggal lahir 1 Mei 1996 (umur 27)Tempat lahir Bantaeng, Indonesia[1]Tinggi 162 cm (5 ft 4 in)Posisi bermain Penyerang sayapInformasi klubKlub saat ini Bali UnitedNomor 41Karier junior– SSB Butta Sinoa2014 Tim Sepakbola Porda Bantaeng2016 Persiban Bantaeng U-212016 PSM Makassar U-21Karier senior*Tahun Tim Tampil (Gol)2017–2021 Perse...

Untuk kegunaan lain, lihat Tsunami (disambiguasi). Tsunami Samudra Hindia 2004 di Ao Nang, Provinsi Krabi, Thailand. Tsunami (/(t)suːˈnɑːmi, (t)sʊˈ-/ (T)SOO-nah-MEE-,_-(T)SUU--, dalam bahasa Jepang, arti harfiah: ombak besar di pelabuhan) atau semong[1] adalah gelombang air besar yang diakibatkan oleh gangguan di dasar laut, seperti gempa bumi, longsor bawah laut, atau letusan gunung berapi. Gangguan ini membentuk gelombang yang menyebar ke segala arah dengan kecepatan gelombang...

 

The 5th Horseman First edition coverAuthorJames Patterson and Maxine PaetroCountryUnited StatesLanguageEnglishSeriesWomen's Murder ClubGenreThriller, Mystery novelPublished2006 (Little, Brown)Media typePrint (hardcover)Pages410 pp (first edition, hardback)ISBN978-0-316-15977-7OCLC61162187Dewey Decimal813/.54 22LC ClassPS3566.A822 A6154 2006Preceded by4th of July Followed byThe 6th Target  The 5th Horseman is the fifth book in the Women's Murder Club series featur...

 

Сухопутные войска Польшипольск. Wojska Lądowe Rzeczypospolitej Polskiej Эмблема Сухопутных войск Польши. Годы существования с 1918 года Страна  Польша Подчинение Министерство народной обороны Польши Входит в Вооружённые силы Польши Тип вид вооружённых сил Включает в себя Армейская ави...

This article includes a list of references, related reading, or external links, but its sources remain unclear because it lacks inline citations. Please help improve this article by introducing more precise citations. (June 2021) (Learn how and when to remove this template message) Reference book by Joseph S. Nelson First edition (publ. Wiley (publisher)) Fishes of the World is a standard reference for the systematics of fishes. It was first written in 1976 by the American ichthyologist Josep...

 

Location of a sporting event away from the team's home venue road game redirects here. For other uses, see Road Games (disambiguation). Oklahoma Sooners transport truck carries team equipment for road games. A road game or away game is a sports game where the specified team is not the host and must travel to another venue.[1] Most professional teams represent cities or towns and amateur sports teams often represent academic institutions. Each team has a location where it practices dur...

 

この記事は検証可能な参考文献や出典が全く示されていないか、不十分です。出典を追加して記事の信頼性向上にご協力ください。(このテンプレートの使い方)出典検索?: コルク – ニュース · 書籍 · スカラー · CiNii · J-STAGE · NDL · dlib.jp · ジャパンサーチ · TWL(2017年4月) コルクを打ち抜いて作った瓶の栓 コルク(木栓、�...

American jazz saxophonist and composer (1933–2023) Wayne ShorterShorter in 2012at North Sea Jazz Festival, RotterdamBackground informationBorn(1933-08-25)August 25, 1933Newark, New Jersey, U.S.DiedMarch 2, 2023(2023-03-02) (aged 89)Los Angeles, CaliforniaGenresModal jazz, crossover jazz, post-bop, hard bop, jazz fusion, third streamOccupation(s)Musician, composerInstrument(s)Tenor saxophone, soprano saxophoneYears active1958–2021LabelsBlue Note, Columbia, VerveFormerly of Art Blakey ...

 

Sports season2019–20 LEN Champions LeagueLeagueLEN Champions LeagueSportWater PoloDuration30 August 2019 – 4 March 2020 (canc.)Number of teams32 (from 14 countries)Final Eight Champions League seasons← 2018–192020–21 → The 2019–20 LEN Champions League was the 57th edition of LEN's premier competition for men's water polo clubs. The season started on 30 September 2019 and played its last games on 4 March 2020 due to the COVID-19 pandemic. Teams Preliminary round Jug Dub...

 

كروسهاربور ولندن أرينامعلومات عامةالتقسيم الإداري حي تاور هامليتس، لندن البلد  المملكة المتحدة شبكة المواصلات قطارات دوكلاندز الخفيفة الخطوط قطارات دوكلاندز الخفيفة المحطات المجاورة مودتشوت[1]باتجاه: لويشام — جنوب كواي[1]باتجاه: Bank DLR station (en) — جنوب كوايباتجا�...

لويس ألفاريز (بالإنجليزية: Luis Walter Alvarez)‏    معلومات شخصية الميلاد 13 يونيو 1911 [1][2][3][4][5][6]  سان فرانسيسكو[7][1]  الوفاة 1 سبتمبر 1988 (77 سنة) [1]  بيركيلي[1]  سبب الوفاة سرطان الرئة  مواطنة الولايات المتحدة  عضو في الأكاديم�...

 

Statue by John Weaver Charles Marion RussellSculpture in the National Statuary Hall CollectionArtistJohn WeaverSubjectCharles Marion RussellLocationHelena, Montana; Washington, D.C., United States Charles Marion Russell is a sculpture depicting the American artist of the same name by John Weaver. One version, a bronze, is installed in the United States Capitol's National Statuary Hall, in Washington, D.C., as part of the National Statuary Hall Collection. The statue was gifted by the U.S. sta...

 

Salmo trutta m. fario Cá hồi chấm hay Cá hương hay cá hồi nước ngọt là tên gọi chỉ chung đối với một số loài cá nước ngọt thuộc các chi Oncorhynchus, Cá hồi và Salvelinus, tất cả các phân họ Salmoninae của họ Cá hồi. Cá hương cũng được sử dụng như một phần của tên của một số loài cá không phải là cá hồi như Cynoscion nebulosus, các cá hương đốm hoặc cá hồi đốm. Cá hương có liên ...

Mountain range in Asia, separating Indo-Gangetic plain from Tibetan Plateau This article is about a mountain range. For other uses, see Himalaya (disambiguation). The HimalayasThe arc of the Himalayas (also Hindu Kush and Karakorams) showing the eight-thousanders (in red); Indo-Gangetic Plain; Tibetan plateau; rivers Indus, Ganges, and Yarlung Tsangpo-Brahmaputra; and the two anchors of the range (in yellow)Highest pointPeakMount Everest,    Nepal ChinaElevation8,...

 

Anti-satellite missile ASM-135 ASAT F-15 Eagle aircraft releasing an anti-satellite (ASAT) missile during a testTypeAnti-satellite missilePlace of originUnited StatesService historyIn serviceNot deployedProduction historyManufacturerLTV AerospaceProduced1984SpecificationsMass2600 lb (1,180 kg)Length18 ft (5.48 m)Diameter20 in (50.8 cm)WarheadKinetic energy killOperationalrange403 miles (648 km)Flight ceiling350 miles (563 km)Maximum speed Mach 12 >13,000ft/s, 8,860 mph (14,2...

 

1852 French legislative election ← 1849 29 February and 14 March 1852 1857 → Registered9,836,043Turnout61.30%   First party Second party   Leader Adolphe Billault – Party Bonapartists Opposition Seats won 253 10 Prime Minister before election Léon Faucher Party of Order Subsequent Prime Minister François-Xavier de Casabianca Bonapartists Legislative elections were held in France on 29 February and 14 March 1852, electing the first legislature of the F...

Questa voce sull'argomento cantanti lirici è solo un abbozzo. Contribuisci a migliorarla secondo le convenzioni di Wikipedia. Segui i suggerimenti del progetto di riferimento. Tom Gunnar Krause Tom Gunnar Krause (Helsinki, 5 luglio 1934 – Amburgo, 6 dicembre 2013) è stato un basso-baritono finlandese. Indice 1 Biografia 2 Repertorio 3 Discografia parziale 4 DVD parziale 5 Altri progetti 6 Collegamenti esterni Biografia Ha studiato all'Universität für Musik und darstellende Kunst W...

 

2022 Chinese filmThe Battle at Lake Changjin IITheatrical release posterChinese nameTraditional Chinese長津湖之水門橋Simplified Chinese长津湖之水门桥Literal meaningThe Water Gate Bridge at Lake ChangjinTranscriptionsStandard MandarinHanyu PinyinChángjīn Hú zhī Shuǐmén Qiáo Directed byChen KaigeTsui HarkDante LamScreenplay byLan Xiaolong [zh]Huang JianxinProduced byChen KaigeTsui HarkDante LamStarringWu JingJackson YeeDuan YihongZhang HanyuCinematog...