Archäologische Funde belegen eine Besiedelung der Region von Rohrdorf bereits in prähistorischer und frühgermanischer Zeit. In den Jahren 1922 und 1979 wurden in der Ortsflur Geiging kunstvoll geschmiedete Bronzeschwerter und -messer gefunden, die auf etwa 1200 v. Chr. datiert werden.
Erstmals urkundlich erwähnt wurde Rohrdorf 788 in der Notitia Arnonis, einer Aufstellung aller Güter und Besitzungen der Kirche Salzburg auf herzoglich-bayerischem Gebiet anlässlich der Eingliederung Bayerns in das Frankenreich Karls des Großen. Darin genannt sind auch die beiden heute eingemeindeten Dörfer Höhenmoos und Lauterbach, die seinerzeit ebenfalls bereits Kirchdörfer waren. Die damaligen Ortsbezeichnungen lauteten: Rordorf, Huinmos beziehungsweise Lutrinpah.[4][5]
In einer 924 in Rordorf ausgefertigten Tauschurkunde wurde Rihina, der aus dem Geschlecht der Luitpoldinger stammenden vormaligen Gemahlin des amtierenden SalzburgerErzbischofsOdalbert – eines Abkömmlings aus der Sippe der Aribonen – ein Drittel der kirchlichen Einkünfte in Selihoba (Söllhuben) und Piecinga (Pietzing) zugesprochen, die dafür auf die DomäneSeeon und anderen Besitz verzichtet.[6][7][8] Dieser von 72 Grafen, Edlen und Freien beglaubigte Vertrag wurde 927 wegen zu hoher Belastung der betroffenen Kirchen annulliert.[6] Für den umfangreichen Gütertausch in dieser Zeit dürfte einerseits die vorangegangenen Zerstörungen im Chiemgau durch Ungarneinfälle verantwortlich gewesen sein, andererseits aber auch der Wunsch Rihinas, ihre engere Verwandtschaft geographisch möglichst nahe um sich zu scharen.[9]
Bei der Kommunalwahl am 15. März 2020 wurde Simon Hausstetter (Bürgerblock Rohrdorf) mit 51,39 % der Stimmen zum Ersten Bürgermeister gewählt. Er löste Christian Praxl (CSU) ab, der seit 2008 zwei Perioden lang amtiert hatte.[24]
Partnergemeinden
Rohrdorf unterhält Partnerschaften mit drei europäischen Gemeinden:[25]
Blasonierung: „Unter silbernem Schildhaupt, darin zwei schräg gekreuzte grüne Rohrstängel mit schwarzen Kolben, gespalten; vorne in Rot eine silberne Raute; hinten geteilt von Blau und Silber, belegt mit einem Kriegsbeil in verwechselten Farben.“[26]
Wappenbegründung: Der Name der Gemeinde lautet offiziell nur Rohrdorf. Das Rohr ist redend und spielt auf die Wiesen rund um das Dorf an. Die Raute erinnert an das Geschlecht von Rohrdorf, Kommissare der Grafen von Falkenstein und seit dem 14. Jahrhundert in Urkunden des Klosters Rott erwähnt. Das Beil stammt aus dem Familienwappen der Pschachel, den Erben der Familie Rohrdorf. Beide Geschlechter besaßen bis ins 16. Jahrhundert die Güter Unterrohrdorf und Oberrohrdorf.
Das Gemeindewappen wurde am 10. August 1959 vom Bayerischen Innenministerium genehmigt.
Wirtschaft und Infrastruktur
Rohrdorf zeichnet sich durch eine solide wirtschaftliche Lage aus, die durch umsichtige Ansiedlung von Gewerbe erzielt wurde. Rohrdorf zählt dadurch zu den leistungsfähigsten Gemeinden in Bayern.
Im Jahr 2022 erzielte Rohrdorf Einnahmen aus der Gewerbesteuer in Höhe von 9,6 Millionen Euro. Mit einem Gewerbesteuerhebesatz von 300 % zählt die Gemeinde zu den steuerlich attraktivsten Standorten Deutschlands.[27] Rohrdorf ist etwa steuerlich deutlich günstiger als die Landeshauptstadt München (Gewerbesteuerhebesatz 490 %).[28]
Größte Arbeitgeber sind das Südbayerische Portland-Zementwerk Gebr. Wiesböck & Co. GmbH und die Firma mefro Metallwarenfabrik Fischbacher GmbH; im Ortsteil Thansau befinden sich die Firma Planatol, Hersteller von Klebstoffen, die Druckerei Schattdecor (Dekorbeschichtungen), die Alkor Folien GmbH (Produzent von Kunststofffolien) und die Firma Sengewald, Produzent von Krankenhausbedarf. Die Firma Wega Fashion, Hersteller von Damenoberbekleidung, hat ihren Hauptsitz in Thansau.
Die östliche Variante des Inn-Radwegs, der hier auf dem Inndamm verläuft, führt von Süden nach Norden durch das Gemeindegebiet; von West nach Ost durchquert es der Bodensee-Königssee-Radweg. Der Radweg Radeln rund um Rosenheim verbindet auf verschiedenen Rundwegen Sehenswürdigkeiten im Rosenheimer Umland. Er führt durch Lauterbach, Geiging und Rohrdorf nach Alten- und Neubeuern und auf dem Inndamm zurück nach Rosenheim.[31]
Gottfried Brem (* 1953), deutscher Veterinärmediziner, Landwirtssohn aus dem Ortsteil Lauterbach
Literatur
Sebastian Dachauer: Chronik von Brannenburg und den nächsten Orten der Umgebung. In: Oberbayerisches Archiv für vaterländische Geschichte (Historischer Verein von Oberbayern, Hrsg.), Band 4, München 1843, S. 244–270, insbesondere 9. Abschnitt: Beiträge zur Chronik des Pfarrbezirkes Rordorf, S. 92–135 (online).
Josef Dürnegger: Rohrdorf einst und jetzt. Ein Beitrag zur Geschichte dieser alten Pfarrei, 1913 (195 Seiten).
Hans Riedler: Rohrdorf/Obb. Eine Ortsgeschichte, 1980 (279 Seiten).
Hans Riedler: Rohrdorf/Obb. Eine Ortsgeschichte. Band 2, 1997 (471 Seiten)
↑Friedrich Keinz (Hrsg.): Indiculus Arnonis und Breves Notitiae Salzburgenses, nach den bekannten und nach bisher unbenützten Handschriften neu herausgegeben und mit Erläuterungen versehen, E. A. Fleischmann’s Buchhandlung, München 1869, S. 22.
↑Sebastian Dachauer: Chronik von Brannenburg und den nächsten Orten der Umgebung. 9. Abschnitt: Beiträge zur Chronik des Pfarrbezirks Rordorf. In: Oberbayerisches Archiv für vaterländische Geschichte (Historischer Verein von Oberbayern, Hrsg.), Band 4, München 1843, S. 250–251 (online).
↑ abKarl Detterbeck und Konrad Breitrainer: Riederinger Heimatbuch, herausgegeben von der Gemeinde Riedering, Riedering 1988, S. 356.
↑Sebastian Dachauer: Zur Geschichte der Kirche am Petersberge und der Burgen Falkenstein, Kirnstein und Auerburg. In: Oberbayerisches Archiv für vaterländische Geschichte, Band 2, München 1840, S. 356–401, insbesondere S. 367–369 (online)
↑Oberbayerisches Archiv für vaterländische Geschichte, Band 5, München 1843, S. 149 (online).
↑Johann Josef Wagner: Geschichte des Landgerichtes Traunstein. Zweite Abtheilung. Geschichte der ehemaligen Hofmarksitze im Landgerichtsbezirke Traunstein. In: Oberbayerisches Archiv für vaterländische Geschichte, Band 27, München 1866–1867, S. 37–38 (online).
↑Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S.561.
↑Adolph von Schaden: Alphabetisches Verzeichniß sämmtlicher im Isarkreise gelegenen Städte, Märkte, Dörfer, Weiler, Einöden usw. (Als Anhang zu dem topographisch=statistischen Handbuche für den Isarkreis des Königreichs Baiern, Digitalisat), München 1825, S. 411 (online)
↑Adolph von Schaden: Topographisch=Statistisches Handbuch für den Isarkreis des Königreichs Baiern, gedruckt und verlegt auf Kosten der Königl. Regierung des Isarkreises, München 1825 (online).
↑ abcdeHistorisches Gemeindeverzeichnis – Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952, Heft 192 der Beiträge zur Statistik Bayerns, herausgegeben vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1953, S. 39 (online, MDZ).
↑ abcdefghiHans Rieder: Rohrdorf/Obb. – Eine Ortsgeschichte, herausgegeben von der Gemeinde Rohrdorf/Obb., Band 2, Rohrdorf (am Inn) 1997, S. 110.
↑ Bayerlacher: Kurze Beschreibung des königlich bayerischen Landgerichts Rosenheim und des gräflich Preysingischen Herrschafts-Gerichts Hohenaschau, München 1841, S. 96 (online).
↑Königl. bayerisches Statistisches Bureau: Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern - mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875, München 1877, Spalte 251 (online).
↑ abcHans Rieder: Rohrdorf/Obb. – Eine Ortsgeschichte, herausgegeben von der Gemeinde Rohrdorf/Obb., Band 1, Rohrdorf (am Inn) 1980, S. 110.