Die Rhön-Rossitten-Gesellschaft e. V. (RRG) war ein deutscher Flugverein. Er wurde am 31. August 1924 auf Betreiben von „Rhönvater“ Oskar Ursinus und dem Mitbegründer Karl Kotzenberg[1] zur Förderung des Segelflugsportes gegründet mit dem Ziel, Flugsport und flugwissenschaftliche Forschung und Entwicklung zusammenzubringen. Die RRG veranstaltete von 1925 bis 1931 die Rhönwettbewerbe.[2]
Der Name Rhön-Rossitten-Gesellschaft weist auf die beiden damaligen Hauptzentren des Segelflugs hin: die Rhön (Wasserkuppe) mit den seit 1920 jährlich ausgetragenen Segelflugwettbewerben und der ersten Segelflugschule der Welt (Artur Martens Segelflugschule) und Rossitten (Ostpreußen), wo Ferdinand Schulz 1924 einen Dauerflugrekord über den Dünen der Kurischen Nehrung aufgestellt hatte und wo ebenfalls eine Segelflugschule bestand.
Geschichte
Fritz Stamer leitete die Flugschule der RRG von 1925 bis 1933, Alexander Lippisch war Leiter des Konstruktionsbüros. Beide zusammen entwickelten das Schulflugzeug RRG-Zögling[3], das nicht nur von deutschen Flugsportgruppen[4], sondern weltweit in Lizenz nachgebaut wurde, so zum Beispiel auch vom Segelflugverein «Albatros». Der Zögling kostete einschließlich Motor unter 1.000 RM (entspricht heute etwa 4.700 EUR[5]) und wurde daher seinerzeit auch als Volksflugzeug bezeichnet.[6]
Am 11. Juni 1928 meisterte Stamer den ersten Flug eines raketengetriebenen Segelflugzeugs, der RRG-Ente von Lippisch.[7]
„Das Forschungsinstitut der Rhön-Rositten-Gesellschaft auf der Wasserkuppe hat in den letzten Jahren viel fruchtbare Arbeit geleistet. Sie gilt in erster Linie dem Segelflugzeugbau, im erweiterten Sinne aber dem gesamten Luftverkehr. Diese Gesellschaft hat in lebhafter Zusammenarbeit zwischen dem praktischen Sport und wissenschaftlicher Erkenntnis eine Standardisierung des Segelflugzeugbaues durchgeführt, die ihre ersten großen Erfolge in diesem Jahre gehabt hat. Ohne diese Flugzeugtypen, an denen das Bestechendste für den Laien die saubere, tadelsfreie Werkstättenarbeit ist, wären Leistungen, wie diejenigen Kronfelds, unmöglich gewesen. Was der Fluglehrer Stamer des Forschungsinstituts bei seinen praktischen Versuchen an neuen Erkenntnissen gewinnt, das wird von dem Chefkonstrukteur des Instituts, Lippisch, bei der Neukonstruktion verwertet und umgekehrt.“
Die Forschungsabteilung der RRG war 1925 in Darmstadt unter Walter Georgii entstanden, der über das Gebiet der Meteorologie hinaus weitere wertvolle Grundlagenforschung für die Luftfahrttechnik betrieb.
Im Jahre 1931 vergab die Gesellschaft das Segelflieger-Abzeichen C mit silbernem Kranz das erste Mal an die Segelflugpioniere Robert Kronfeld und Wolf Hirth. Der internationale Preis für Segelflieger wurde an denjenigen verliehen, der folgende Bedingungen mit dem Segelflugzeug erfüllte:
Streckenflug vom 50 Kilometern in gerader Linie
Einen Dauerflug von mindestens 5 Stunden
Segelflughöhe von 1000 Metern über Start
weitere Regeln: Der Dauerflug durfte nicht mit dem Streckenflug verbunden werden, aber der Höhenflug konnte Bestandteil des Strecken- oder Dauerfluges sein. Sportzeugen mussten die Leistungen beurkunden.[9]
↑Oskar Ursinus: Luftfahrt Zeitschrift Flugsport – Jahr 1931 – Deutsche Luftfahrtgeschichte Luftfahrt, Luftverkehr, Luftfahrzeuge, Flugzeuge und Luftsport (Segelflug, Motorflug und Modellflug) im Jahr 1931 (Kompletter Jahrgang). Flugsport, 1931, S.64 (google.de).
↑Oskar Ursinus: Luftfahrt Zeitschrift Flugsport – Jahr 1931 – Deutsche Luftfahrtgeschichte Luftfahrt, Luftverkehr, Luftfahrzeuge, Flugzeuge und Luftsport (Segelflug, Motorflug und Modellflug) im Jahr 1931 (Kompletter Jahrgang). Flugsport, 1931, S.66 (google.de).
↑Oskar Ursinus: Luftfahrt Zeitschrift Flugsport – Jahr 1934 – Deutsche Luftfahrtgeschichte Drittes Reich, Wehrmacht und Luftfahrt: Flugzeuge der Luftwaffe, Luftverkehr, Luftfahrzeuge und Luftsport im Jahr 1934 (Kompletter Jahrgang). 1934, S.20 (google.de).