Von 1966 bis 1973 war er Mitglied des Oktoberklubs. Bis 1980 trat er beim Berliner Festival des politischen Liedes auf und war Teilnehmer der DDR-offenen Chansontage im Kloster Michaelsstein. In der Auseinandersetzung mit phrasenhaften politischen Texten prägte er das Motto: „DDR konkret“. Nachdem er 1980 aus der SED ausgeschlossen worden war, wurden seine Texte kritischer und seine Auftrittsmöglichkeiten wurden eingeschränkt. Er trat mit Nachdichtungen des russischen Liedermachers Wladimir Wyssozki hervor. Nebenbei vertiefte er seine Geschichtskenntnisse und spezialisierte sich auf mitteldeutsche Ur- und Frühgeschichte. Die Ergebnisse dieser Zeit waren die beiden Bücher Der Thüringer Königshort und Der Fränkische Reiter.
Andert war Nachbar von Erich Honeckers Tochter. Nach dem Sturz Honeckers drückte Andert dessen Tochter Sonja gegenüber sein Unbehagen angesichts des Umgangs mit Honecker aus, die ihn daraufhin zu einem Besuch einlud, bei dem Andert mit Margot Honecker ins Gespräch kam.[1] Andert setzte sich über seine Kontakte zur Kirche für Erich und Margot Honecker ein, indem er bei der Suche einer Unterkunft behilflich war, und wurde später zu den Honeckers zu einem Gespräch nach Lobetal eingeladen, bei dem sich Erich Honecker bei Andert für dessen Hilfe bedankte.[2] Nach der Wende besuchte Reinhold Andert, begleitet von der Fotografin Christina Kurby, Erich Honecker in seinem Asyl in Lobetal und führte mit ihm mehrere Gespräche, die er später auch veröffentlichte.[3][4] Seit Beginn der 1990er Jahre ist er verstärkt als Autor satirischer Texte tätig.
Reinhold Andert ist verheiratet und hat zwei erwachsene Söhne. Er ist Ehrenmitglied der Ernst-Busch-Gesellschaft.[5]
Werke
Reinhold Andert, LP, Amiga 8 55 313, Live, 1973
Blumen für die Hausgemeinschaft, Live, 1973
Ewald der Vertrauensmann, LP, Amiga 8 45 157, Live, 1978
Lieder aus dem Fahrenden Zug, Liedtexte, 1978
Von ihm lerne singen und schweigen. Berlin 1989
R. Andert, Wolfgang Herzberg: Der Sturz. Erich Honecker im Kreuzverhör. Aufbau-Verlag, Berlin 1990, ISBN 3-351-02060-0
Fürsten in Lumpen und Loden. LP, 1992
Unsere Besten. Die VIPs der Wendezeit. Elefanten Press, Berlin 1993, ISBN 3-88520-464-9
Rote Wende. Wie die Ossis die Wessis besiegten. Elefanten Press, Berlin 1994, ISBN 3-88520-525-4
Der Thüringer Königshort. Dingsda-Verlag, Querfurt 1995, ISBN 3-928498-45-2
R. Andert, Mathias Wedel: Land unter. Selten ein Schaden ohne Nutzen. edition ost, Berlin 1995, ISBN 3-929161-47-8
Rügen oder Das Ende der PDS. Eulenspiegel-Verlag 1998, ISBN 3-359-00913-4
vom Saul zum Paul. Anpassungs- und Fortbildungslehrgang auf freiwillig-demokratischer Grundlage. Elefanten Press, Berlin 1998, ISBN 3-88520-603-X
Nach dem Sturz. Gespräche mit Erich Honecker. Faber & Faber, Leipzig 2001, ISBN 3-932545-80-X[6]
Reinhold Andert Alte und Neue Nummern. 2004
Wir sind überall – Auskünfte Erich Honeckers. 2004
Der fränkische Reiter. Dingsda-Verlag, Querfurt 2006, ISBN 3-928498-92-4
Ingar Solty: DDR konkret. »Alltag besingen, wie er ist«. Zum 80. Geburtstag des Liedermachers Reinhold Andert. In: junge Welt. 26. März 2024, abgerufen am 10. Mai 2024.