Pseudomorphosen von Reichenbachit nach Kipushit aus dem Eisernen Hut der Kipushi Mine, Kipushi, Provinz Katanga, Demokratische Republik Kongo. Stufengröße 3,8 cm × 3,5 cm × 2,9 cm
Die nur selten auftretenden, bis 0,3 mm großen, lanzettförmigen Kristalle des Reichenbachits sind durchscheinend und zeigen verschiedene Grüntöne.[6] Viel häufiger sind kugelige Aggregate und traubig-nierige Krusten.[6]
Erstmals entdeckt wurde Reichenbachit im Odenwald, Hessen, Deutschland. Der Sammler Klaus Petitjean fand das Mineral 1984 am Punkt 8.0, einem nicht mehr in Betrieb stehenden Steinbruch in einem verkieselten Barytgang, ca. 250 m südwestlich der Borsteinklippe bei Reichenbach, einem Ortsteil von Lautertal (Odenwald). Die Erstbeschreibung erfolgte 1987 durch Norbert H. W. Sieber, Ekkehart Tillmanns und Olaf Medenbach, die das Mineral nach seinem Erstfundort benannten.[5][8]
Das Typmaterial des Minerals (Holotyp) wird im Mineralogischen Museum der Julius-Maximilians-Universität Würzburg unter der Katalog-Nr. M 2098 am Standort V38 R2 aufbewahrt.
Klassifikation
Da der Reichenbachit erst 1985 als eigenständiges Mineral anerkannt wurde, ist er in der letztmalig 1977 überarbeiteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz noch nicht verzeichnet.
In der vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlichen Systematik der Minerale nach Dana hat Reichenbachit die System- und Mineralnummer 41.04.03.02. Auch dies entspricht der Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort der Abteilung „Wasserfreie Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen“, wo das Mineral zusammen mit Pseudomalachit und Ludjibait in einer unbenannte Gruppe mit der Systemnummer 41.04.03 innerhalb der Unterabteilung „Wasserfreie Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen mit (AB)5(XO4)2Zq“ zu finden ist.
Die Kristallstruktur von Reichenbachit ähnelt stark derjenigen von Pseudomalachit. Der Unterschied zwischen beiden besteht in den polyedrischen Verknüpfungen zwischen den Schichten. Während die Struktur von Pseudomalachit auf einem 3er-verbundenen zweidimensionalen Netz beruht, besteht die Struktur von Reichenbachit aus einem 4er-verbundenem Netz.[10]
Eigenschaften
Morphologie
Reichenbachit kommt nur sehr selten in deutlichen Kristallen vor. Sie sind lanzettförmig und erreichen Größen bis 0,3 × 0,3 × 0,06 mm.[5][6]
Wesentlich häufiger ist sein Auftreten in Form von traubigen Krusten, oder halbkugeligen bis kugeligen Aggregaten aus mikroskopisch kleinen Kristallen. So bildet das Mineral in Ľubietová kugelige Aggregate bis zu 0,5 mm Größe, die sich aus winzigen, tafeligen, lanzettförmigen Kristallen zusammensetzen und ältere Pseudomalachit-Kristalle überziehen.[11]
Physikalische und chemische Eigenschaften
Die Farbe des Reichenbachits ist dunkelgrün bis blassblau, seine Strichfarbe ist hell- bis blassgrün. Kristalle weisen reinen Glasglanz auf. Mit einer Mohshärte von ≈ 3,5 ist Pseudomalachit etwas härter als Calcit und etwas weicher als Fluorit.[5][6]
Reichenbachit ist in Säuren wie HCl und HNO3 löslich. In basischen Lösungen ist er potentiell instabil.[7]
Modifikationen und Varietäten
Die Verbindung Cu5[(OH)4|(PO4)2] ist trimorph und kommt in der Natur neben dem monoklin kristallisierenden Reichenbachit noch als monoklin kristallisierender Pseudomalachit sowie als triklin kristallisierender Ludjibait vor.[3]
Bildung und Fundorte
Reichenbachit bildet sich sekundär in der Oxidationszone von hydrothermalen sulfidischen Kupfer-Lagerstätten. Als Begleitminerale können weitere Kupferphosphate bzw. -arsenate sowie Chrysokoll, Quarz, Chalcedon und Eisenoxihydroxide auftreten. An der Typlokalität wird Reichenbachit von Pseudomalachit, Malachit, Duftit, Bayldonit, Mimetesit und Quarz begleitet.
Als seltene Mineralbildung kann Ludjibait an verschiedenen Fundorten zum Teil zwar etwas häufiger vorhanden sein, ist insgesamt aber sehr wenig verbreitet. Bisher (Stand 2016) sind rund 10 Fundorte[12] bekannt. Neben seiner Typlokalität, dem Punkt 8.0 an der Borsteinklippe bei Reichenbach, Ortsteil von Lautertal (Odenwald) im Odenwald (Hessen), trat das Mineral im gleichen verkieselten Barytgang noch an acht weiteren Punkten in der Umgebung des Borsteins, des Hohensteins und des Teufelssteins sowie am Bergweg bei Gadernheim auf.
Norbert H. W. Sieber, Ekkehart Tillmanns, Olaf Medenbach: Hentschelite, CuFe2(PO4)2(OH)4, a new member of the lazulite group, and reichenbachite, Cu5(PO4)2(OH)4, a polymorph of pseudomalachite, two new copper phosphate minerals from Reichenbach, Germany. In: American Mineralogist. Band72, 1987, S.404–408 (englisch, rruff.info [PDF; 556kB; abgerufen am 10. Oktober 2024]).
Reichenbachite search results. In: rruff.info. Database of Raman spectroscopy, X-ray diffraction and chemistry of minerals (RRUFF); abgerufen am 10. Oktober 2024 (englisch).
↑ abcdeHugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S.448 (englisch).
↑ ab
Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
↑ abcdefghijklmnopq
Norbert H. W. Sieber, Ekkehart Tillmanns, Olaf Medenbach: Hentschelite, CuFe2(PO4)2(OH)4, a new member of the lazulite group, and reichenbachite, Cu5(PO4)2(OH)4, a polymorph of pseudomalachite, two new copper phosphate minerals from Reichenbach, Germany. In: American Mineralogist. Band72, 1987, S.404–408 (englisch, rruff.info [PDF; 556kB; abgerufen am 10. Oktober 2024]).
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Reichenbachite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 52kB; abgerufen am 10. Oktober 2024]).
↑ ab
Rudolf Duthaler, Stefan Weiß: Mineralien reinigen, präparieren und aufbewahren. Das Arbeitsbuch für den Sammler. 1. Auflage. Christian Weise Verlag, München 2008, ISBN 978-3-921656-70-9, S.145, 156.
↑Reichenbachite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 10. Oktober 2024 (englisch).
↑
J. B. Anderson, G. L. Shoemaker, E. Kostiner, F. A. Ruszala: The crystal structure of synthetic Cu5(PO4)2(OH)4, a polymorph of pseudomalachite. In: American Mineralogist. Band62, 1987, S.115–121 (englisch, rruff.info [PDF; 727kB; abgerufen am 10. Oktober 2024]).
↑
Jaroslav Hyršl: Three polymorphs of Cu5(PO4)2(OH)4 from Lubietová, Czechoslovakia. In: Neues Jahrbuch Mineralogie, Monatshefte. Band91, 1991, S.281–287 (englisch).