Westerling wurde in Istanbul als Kind des Niederländers Paul Westerling und der Griechin Sophia Moutzou geboren. Seine Familie gehörte zu einem Kaufmannsgeschlecht mit niederländischen Wurzeln, das sich seit mehreren Generationen in Istanbul etabliert hatte. Die kosmopolitische Umgebung führte dazu, dass Westerling mehrsprachig aufwuchs. Unklar ist, ob er jemals die niederländische Staatsangehörigkeit besessen hat.
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa trat Westerling in den Dienst der Königlichen Niederländisch-Indien-Armee (KNIL). Nach einem Zwischenstopp in Ceylon (heute: Sri Lanka) wurde er nach Medan, Sumatra entsandt, wo er Fallschirmeinsätze gegen die japanischenBesatzer durchführte. Formell stand er weiterhin unter britischem Befehl, aber mehr und mehr ging er seinen eigenen Weg, wobei er durch sein Organisationstalent und seine Führungsqualitäten ebenso auffiel wie durch seine kompromisslose Härte und rücksichtslose Grausamkeit.
Westerling heiratete eine Javanerin und ließ sich als Transportunternehmer in West-Java nieder. In dieser Zeit konvertierte er auch zum Islam. Nach der Unabhängigkeit Indonesiens im Jahre 1949 kommandierte Westerling die APRA (Angkatan Perang Ratu Adil „Die Armee der gerechten Königin“), eine paramilitärische Einheit, die sich aus fanatischenMoslems, Gegnern einer indonesischen Republik sowie niederländischen Deserteuren zusammensetzte. Am 23. Januar 1950 besetzte er mit Teilen seiner Armee die westjavanische Stadt Bandung. Seine Truppen zogen sich aber nach Verhandlungen mit dem niederländischen Statthalter wieder zurück. Wenige Tage später griff Westerling erfolglos eine Polizeikaserne in Jakarta an.
Sein Vorhaben, die RegierungSukarno zu stürzen und einen unabhängigen Staat Pasundan in West-Java zu gründen, war damit endgültig gescheitert.
Er verließ Indonesien 1950 in Richtung Singapur, wo er wegen illegaler Einreise inhaftiert wurde. Einem Auslieferungsantrag Indonesiens wurde nicht stattgegeben.
Europa
Während seiner Überstellung in die Niederlande floh Westerling und setzte sich von Kairo aus nach Belgien ab, wo er in einem Hotelzimmer seine Memoiren verfasste. Da es auch in Europa immer wieder zu Skandalen um seine Person kam, musste er sich Anfang 1952 schließlich in die Niederlande begeben. Er wurde festgenommen, jedoch bald wieder entlassen. Ein erneutes indonesisches Auslieferungsbegehren wurde abschlägig beschieden, und ein Prozess, der ihm in den Niederlanden gemacht werden sollte, fand nicht statt.
Am 26. November 1987 starb Westerling in der niederländischen Stadt Purmerend.
Literatur
Westerling, Raymond Paul Pierre (1952). Mes aventures en Indonésie. ISBN 90-5018-425-1 (Titel der deutschen Ausgabe: Ich war kein Rebell, Ullstein Verlag 1953)
Ijzereef, Willem (1984). De Zuid-Celebes affaire. Kapitein Westerling en de standrechtelijke executies. ISBN 90-6707-030-0
Moor, Jaap A. de (1999). Westerling's oorlog: Indonesië 1945-1950. De geschiedenis van de commando's en parachutisten in Nederlands-Indië 1945-1950. ISBN 90-5018-425-1
Geersing, Bauke (2019). Kapitein Raymond Westerling en de Zuid-Celebes-affaire (1946-1947). Mythe en werkelijkheid: een markante periode uit de geschiedenis van Nederlands-Indië. ISBN 978-94-6338-765-1