Schon in seiner Jugend hatte Raymond Queneau Kontakt zu den französischen Surrealisten. 1949 gehörte er zu den ersten Unterzeichnern des Manifestes des Collège de ’Pataphysique (Künstlergruppe ’Pataphysik), das auf den Dichter und DramatikerAlfred Jarry zurückgeht – er erhielt 1977 auch die höchste Auszeichnung (Satrape) dieser Institution.[1] In der Folge gründete er zusammen mit François Le Lionnais die Künstlerbewegung OuLiPo, der auch die Schriftsteller Georges Perec und Italo Calvino angehörten. Gleichzeitig arbeitete er als Direktor der Encyclopédie de la Pléiade für den angesehenen Verlag Gallimard. 1951 wurde er Mitglied der Académie Goncourt. Mit seinem 1959 erschienenen Roman Zazie dans le métro (deutsch: Zazie in der Metro), der die Abenteuer eines Landmädchens in Paris beschreibt, wurde Queneau berühmt. Das Buch wurde im Folgejahr von Louis Malle verfilmt (deutscher Titel Zazie).
Werke
Queneaus Werke wurden größtenteils von Eugen Helmlé ins Deutsche übersetzt.
Romane
Le Chiendent, 1933, dt.: „Der Hundszahn“, Werner Gebühr, Stuttgart 1972, ISBN 3-920014-03-0; erstes Werk, das mit dem jährlichen „Prix des Deux Magots“ ausgezeichnet wurde.
Gueule de pierre, 1934
Les Derniers Jours, 1936, dt.: „Die kleinen Geschäfte des Monsieur Brabbant“
Une Histoire modèle, 1966, dt.: „Eine Modellgeschichte“, 1970
Le Voyage en Grèce, 1973
Traité des vertus démocratiques, 1993
Herausgeberschaft
Alexandre Kojève: Introduction à la lecture de Hegel. Leçons sur la phénoménologie de l’esprit, professées de 1933 à 1939 à l’Ecole des Hautes-Etudes. Herausgegeben von Raymond Queneau. Gallimard, Paris 1947. – Teilübersetzung: Alexandre Kojève: Hegel, eine Vergegenwärtigung seines Denkens. Kommentar zur Phänomenologie des Geistes. Übersetzt von Iring Fetscher. Kohlhammer, Stuttgart 1958, ab 1975 bei Suhrkamp, Frankfurt am Main, zahlreiche Auflagen, ISBN 3-518-27697-2
Die Anekdote „Autobus S“ wird in 99 Varianten erzählt und dient dem Experimentieren Queneaus mit der französischen Sprache durch alle Stile, Slangs und Dialekte bis hin zur Lautschrift. Die Lektüre ist wegen der Sprach- und Lautspiele im französischen Original zu empfehlen, wenngleich die deutsche Übersetzung von Harig/Helmlé als geistig ebenbürtig gilt. 2016 erschien, ebenfalls bei Suhrkamp, eine erweiterte Neuübersetzung von Frank Heibert und Hinrich Schmidt-Henkel (die Übersetzer wurden dafür mit dem Straelener Übersetzerpreis der Kunststiftung NRW 2017 ausgezeichnet).
Deutsch: Vom Nutzen und Nachteil der Beruhigungsmittel. Erzählungen Übers. und Nachbem. Hans Thill (nur eine Auswahl, und ohne das Vorw.) Wagenbach, Berlin 2002, ISBN 3-8031-3170-7. Die darin enthaltenen Texte „Das trojanische Pferd“, „Am Waldrand“ u. a. zuerst übersetzt von Eugen Helmlé: Das trojanische Pferd und andere Erzählungen. Limes, Wiesbaden 1964
Marcel Bourdette Donon: Queneau. Harmattan, Paris 2003
Pierre David: Dictionnaire des personnages de Raymond Queneau. Pulim, Limoges 1994
Daniel Debreil: Raymond Queneau et les spectacles. Noésis, Margency 2004
Kritisches Lexikon der fremdsprachigen Gegenwartsliteratur KLfG, Artikel von Eugen Helmlé. Edition Text und Kritik München o. J. (fortlaufende Loseblattsammlung)
Wolfgang Schwarzer: Raymond Queneau 1903 - 1976. in Jan-Pieter Barbian (Red.): Vive la littérature! Französische Literatur in deutscher Übersetzung. Hg. & Verlag Stadtbibliothek Duisburg. ISBN 978-3-89279-656-5, S. 27 mit Abb.
Michel Lécureur: Raymond Queneau : biographie. Paris : Belles Lettres/Archimbaud, 2002, ISBN 2-251-44213-8
Diskografie
Si tu t’imagines, Musik von Joseph Kosma, Juliette Gréco, 1949
Raymond Queneau mis en musique et chanté, von Jean-Marie Humel, Paris, Jacques Canetti, 1991
François Cotinaud fait son Raymond Queneau, ensemble Text’up, Label Musivi, 2002