Nachdem er mit zwanzig sein Studium als Ingenieur in Turin beendet hatte und in das Regio Corpo delle Miniere (Königlicher Bergbaudienst) eingetreten war, studierte er drei Jahre in Paris an der École des Mines weiter und unternahm 1851/52 Studienreisen in Frankreich, England und Deutschland. Unter anderem hörte er Geologie bei Elie de Beaumont und wandte sich unter dem Einfluss von Henri Hureau de Sénarmont der Kristallographie zu, war hier aber auch durch die Arbeiten von Amadeo Avogadro in Turin beeinflusst, der in seiner Fisica de' corpi von 1837 auch Kristallographie behandelt. Nach seiner Rückkehr nach Turin unterrichtete Sella Geometrie an der Ingenieursschule (Istituto Tecnico). Er befasste sich überwiegend in der Zeit von 1854 bis 1861 mit Kristallographie, also vor dem Beginn seiner politischen Karriere.
Als Ingenieur arbeitete er in den Bergwerken des Königreich Sardinien-Piemont. Dabei legte er nicht nur eine umfangreiche Mineralsammlung an, sondern erfand eine elektromagnetische Auslesemaschine, die Kupferminerale vom Magnetit trennt.
Aus politischen Gründen gab er den Mineralogielehrstuhl der Schule für angewandte Ingenieurwissenschaften, auf den er 1860 berufen worden war, wenig später auf.
Politische Karriere
1860 war er Abgeordneter im letzten Parlament des Königreichs Sardinien und von der Gründung des Königreichs Italien 1861 bis zu seinem Tod gehörte er der Camera dei deputati an. Er war auch Finanzminister in den Regierungen von Rattazzi (1862)[1], La Marmora (1864–1865)[2] und Lanza (1869–1873), unter dem er 1872 nach dem Ausscheiden von Cesare Correnti auch für einige Monate das Unterrichtsministerium leitete[3]. Als Finanzminister sanierte er den Haushalt des neuen italienischen Staates und verlangte dabei vor allem der einfachen Bevölkerung enorme Opfer ab.
Quintino Sella als Alpinist
Am 23. Oktober 1863 gründete er den C.A.I.Club Alpino Italiano (Italienischer Alpenverein).
↑Holger Krahnke: Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751–2001 (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse. Folge 3, Bd. 246 = Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Mathematisch-Physikalische Klasse. Folge 3, Bd. 50). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-82516-1, S. 223.