Seit 1883 ist der Sitz der Akademie im Palazzo Corsini in der Via della Lungara in Trastevere.[3] Die gegenüberliegende Villa Farnesina, die von der faschistischen Regierung als Sitz der Accademia d’Italia erworben worden war, ging nach deren Auflösung in den Besitz der wiedergegründeten Accademia dei Lincei über, die mit ihr 1939 zwangsverschmolzen worden war.[4]
Mit dem Tod ihres Gründers im Jahr 1630 verlor sie an Bedeutung. Nach wechselvollen Geschicken wurde sie im 19. Jahrhundert zunächst 1840 durch Papst Gregor XVI. geschlossen. 1847 gründete Papst Pius IX. die Pontificia Accademia dei Nuovi Lincei. Diese Akademie der Wissenschaften spaltete sich 1870 mit der Eroberung des Kirchenstaats durch Italien: Die italienische Akademie erhielt den Namen Reale Accademia dei Lincei (Abkürzung: R. Accademia dei Lincei), die päpstliche später den Namen Pontificia Accademia Romana dei Nuovi Lincei.
Zeit des Faschismus
Da die Mitglieder dem Faschismus überwiegend reserviert gegenüberstanden, errichtete Benito Mussolini 1926 die Accademia d’Italia, mit der die Accademia dei Lincei 1939 verschmolzen wurde. Der Vorschlag von Benedetto Croce im August 1943, nach dem Zusammenbruch des faschistischen Regimes die alte Akademie wiederzuerrichten, konnte erst 1944 verwirklicht werden: noch heute besteht sie unter dem Namen Accademia Nazionale dei Lincei. Sie führt die Traditionen und die Geschichte der 1603 gegründeten Akademie fort.
Mitglieder
Nach dem Statut von 1986 hat die Akademie 180 ordentliche italienische, 180 ausländische Mitglieder sowie 180 italienische Korrespondenten. Sie sind in zwei Klassen (Classe di Scienze Fisiche, Matematiche e Naturali und Classe di Scienze Morali, Storiche e Filologiche) mit verschiedenen Kategorien (z. B. Matematica, Meccanica e Applicazioni oder Archeologia) und Sektionen (als Beispiele Matematica, Meccanica e applicazioni della Matematica oder Botanica e applicazioni, nur in der naturwissenschaftlichen Klasse) organisiert.
David Freedberg: The Eye of the Lynx. Galileo, his friends, and the beginnings of modern natural history. The University of Chicago Press, Chicago IL u. a. 2002, ISBN 0-226-26147-6.
Enrica Schettini Piazza: Die erste Accademia dei Lincei (1603–1630). In: Jutta Frings (Hrsg.): Barock im Vatikan. 1572–1676 (= Kunst und Kultur im Rom der Päpste. 2). Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland u. a., Bonn 2005, ISBN 3-86502-125-5, S. 460–461.
Gabriele Turi: Die Akademien im faschistischen Italien. Eine schrittweise Vereinnahmung. In: Wolfram Fischer (Hrsg.): Die Preußische Akademie der Wissenschaften zu Berlin 1914–1945 (= Interdisziplinäre Arbeitsgruppen, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Forschungsberichte. 8). Akademie Verlag, Berlin 2000, ISBN 3-05-003327-4, S. 351–372.
Annuario elettronico 2011 (PDF; 1,99 MB), enthält die Namen aller verstorbenen und lebenden Mitglieder seit 1870 einschließlich derer, die in diesem Jahr bereits Mitglied waren, sowie der Präsidenten und Vizepräsidenten seit 1871 und der Kanzler seit 1920.
↑Organi. In: lincei.it. Abgerufen am 29. Januar 2024 (italienisch).
↑Geschichte der Akademie (Memento vom 9. Januar 2014 im Internet Archive) auf ihrer Webseite (italienisch); Federico Cesi, Gründer der »Accademia dei Lincei« (der »Luchsäugigen«). In: Rudolf Krämer-Badoni: Galileo Galilei. München 1983, S. 75.