Die Propstei Johannesberg, eine ehemalige Benediktinerpropstei, liegt im gleichnamigen Stadtteil von Fulda in Hessen und ist heute die römisch-katholischePfarrkircheSt. Johannis bzw. St. Johannes der Täufer des Ortsteils. Obwohl die Kirche im Barock erheblich umgestaltet wurde, sind die romanischen Grundformen noch deutlich zu erkennen.
Eine erste Kirche an dieser Stelle wurde 811 durch den dritten Abt des Klosters Fulda, Abt Ratgar, erbaut und von Erzbischof Richulf von Mainz geweiht. 836 gründete hier der Fuldaer Abt Rabanus Maurus (* 780; † 856) ein Benediktinerkloster als Nebenkloster der Abtei Fulda. Um 1000 wurde an der Stelle der alten Kirche eine romanischeBasilika errichtet, die im Laufe der folgenden Jahrhunderte mehrfach ausbrannte oder geplündert wurde. Das Kloster wurde um die Mitte des 17. Jahrhunderts endgültig in eine Propstei umgewandelt und die dem PatroziniumJohannes des Täufers unterstellte Kirche wurde ihr Zentrum.
Um die Kirche herum liegt das ehemalige Propsteischloss, dessen Baubestand vorwiegend aus dem 18. Jahrhundert stammt, als unter Propst Conrad von Mengersen durch Andrea Gallasini die Residenz neu angelegt wurde. Die Arbeiten wurden 1726 begonnen, aber nur teilweise vollendet und nach 1747 eingestellt. Nach der ursprünglichen Planung sollte sich das Schloss symmetrisch um die Kirche fügen. Während die Flügel südlich der Kirche weitgehend vollendet wurden, blieben die Anlagen nördlich der Kirche rudimentär. Hier wurde statt des nördlichen Wohnbaus 1742 ein Portal errichtet. Zum südlichen Flügel gehört der „Rote Bau“, ein dreigeschossiges, stattliches Herrenhaus mit Mansarddach und Wappenportal. Das Obergeschoss wird nahezu vollständig von einem großen Festsaal eingenommen; dessen Restaurierung wurde mit der Europa-Nostra-Medaille ausgezeichnet.
Barocke Gartenanlage
Die sich östlich der Propstei erstreckende barocke Gartenanlage nahm ursprünglich drei hinter- und übereinander liegende Terrassen ein, die sich auf das Landschaftspanorama in Richtung Fulda und Rhön ausrichten, von denen lediglich die obere Terrasse wieder als Barockgarten gestaltet wurde.
Das Vorwerk Nonnenrod ist ein bereits 1650 genannter, zur Propstei gehörender Einzelhof. Er ist südwestlich von Johannesberg bei Fulda. gelegen und ein seit Jahrhunderten bestehendes landwirtschaftliches Gehöft im Tal des Aschehöfer Grundes. Das Gehöft wurde wahrscheinlich vom Johannesberger Propst Bonifatius von Buseck erst im 17. Jahrhundert als kleines Nonnenkloster angelegt. 1699 gab es eine Kapelle.
1802 rechnete man Nonnenrod zum fuldischenPropsteiamt Johannesberg.
Alter Wappenstein von 1699
Das alte Wohnhaus des Gutshofes trägt einen Wappenstein mit dem Wappen des Johannesberger Propstes Bonifazius von Busek (1656–1700) und die Jahreszahl 1698. Das Gewände des massiv gewölbten Kellers („Kapellen-Keller“) ist mit der Jahreszahl 1698 versehen.
Die Domänennutzung erfolgte von 1835 bis 1968 und bewirtschaftete über 300 ha einschließlich der Filiale Nonnenrod. Zeitweise waren über 70 feste Mitarbeiter beschäftigt. Die Gebäude dienten mehr als 130 Jahre landwirtschaftlichen Zwecken. In den 1980er Jahren nahm hier das „Deutsche Zentrum für Handwerk und Denkmalpflege – Propstei Johannesberg“ seinen Sitz. Unter seiner Ägide wurde die Anlage nach und nach restauriert. Nach der Insolvenz des Zentrums im Jahr 2001 wird dessen Arbeit heute durch die Propstei Johannesberg gGmbH fortgesetzt. Sie unterhält ihre Werkstätten hauptsächlich im nördlichen Flügel der Anlage.
Bekannte Pröpste von Johannesberg
Heinrich von Kronberg (vor seiner Zeit als Abt in Fulda, bis höchstens 1192)
Heinrich von Boyneburg (vor seiner Zeit als Abt in Hersfeld, um 1252)
Wilkin Küchenmeister 1489–1499, zuvor Propst von Petersberg
Melchior Küchenmeister 1505–1522
Philipp Schenck zu Schweinsberg 1522–1550, wurde 1541 Fürstabt und behielt die Propstei bei, auch Propst von Rasdorf, Petersberg und Frauenberg
Wolfgang Dietrich von Eusigheim 1550–1558, gleichzeitig Abt, gleichzeitig Propst von Petersberg, Frauenberg, zuvor Propst von Holzkirchen, und auch in Thulba
Ludwig (Ludovicus) von Schönau 14. Januar 1795–1802, zuvor in Zella, letzter Propst
Bildergalerie
Die Kirche St. Johannes der Täufer von Johannesberg
St. Johannes d. T., Innenraum
St. Johannes d. T., Orgelempore
St. Johannes d. T., Blick auf den Taufstein
Die enge Bebauung des Klosterkomplexes mit Kirchenzugang
Der ehemalige Schafstall gegenüber dem Propsteischloss
Der „Rote Bau“ als Herrenhaus
Der ehem. Marstall
Panorama mit Propsteigarten
Wappen des Conrad von Mengersen
Literatur
Magnus Backes: Hessen – Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler („Dehio“), 2. Auflage, München 1982.
Johannes Burkardt: Fulda, Johannesberg. In: Friedhelm Jürgensmeier u. a.: Die benediktinischen Mönchs- und Nonnenklöster in Hessen (Germania Benedictina 7 Hessen), Eos, St. Ottilien 2004, S. 445–455, ISBN 3-8306-7199-7.
Christina Meiborg u. Alexander Pust: Die Propstei Johannesberg bei Fulda im Licht der archäologischen Forschung. In: Hessische Heimat 2014/3, S. 27–33.
Pfarrkirche St. Johannes d.T. Fulda Johannesberg, 1. Auflage, Schnell & Steiner, München, 1986.