Pro Quote ist eine von mehr als 300 Journalistinnen gegründete Gleichstellungsinitiative. 2012 wurde der Verein Pro Quote Medien e. V. in Hamburg gegründet. Der Verein fordert, dass die Hälfte aller Führungspositionen in den Medien auf allen Hierarchiestufen von Frauen besetzt wird. Von seiner Gründung bis 2017 lag die Forderung bei nur 30 Prozent.
Pro Quote hatte bis ins Jahr 2017 das Ziel, dass auf dem Weg zu mehr Gleichstellung 30 Prozent der Führungspositionen in Redaktionen auf allen Hierarchiestufen mit einem Frauenanteil von 30 Prozent besetzt werden.[1]
Weil fünf Jahre nach Gründung des Vereins, also 2017, dies nicht erfüllt war, erhöhte Pro Quote den Druck und fordert seitdem die Hälfte der Macht für Frauen, also 50 Prozent der Führungspositionen.
Hintergrund Initiative
Ein offener Brief mit der Forderung, einen Frauenanteil von 30 Prozent bis 2017 zu realisieren, wurde am 26. Februar 2012 per E-Mail an Chefredakteure, Verleger und Intendanten in ganz Deutschland versendet. Die Reaktionen wurden auf der Webseite der Initiative veröffentlicht.
Die Initiative gewann innerhalb weniger Tage mehr als 1500 Unterstützer.[2] Im März 2016 wies die Unterstützerliste mehr als 4500 Einträge auf.[3]
Dem Aufruf folgte ein breites Medienecho im In- und Ausland.[4]
Bekannte Unterzeichnerinnen und Unterstützer der Initiative
Zu den rund 300 Erstunterzeichnerinnen gehören unter anderem:[5]
Am 9. Juni 2012 wurde der Verein Pro Quote Medien e. V. in Hamburg gegründet.[6]
Der Verein sollte der Initiative Pro Quote eine festere Struktur geben, um ihr Ziel eines 30-prozentigen Frauenanteils an den Führungspositionen in der deutschen Medienbranche tatsächlich innerhalb von fünf Jahren umzusetzen. Zu diesem Zweck will der Verein eine Datenbank für Journalistinnen aufbauen, die die Bereitschaft und Qualifikation zur Besetzung frei werdender Führungspositionen mitbringen. Ziel der Datenbank soll auch die Entkräftung des Arguments bei der Besetzung von Führungspositionen mit Männern sein, es hätten keine geeigneten Frauen zur Verfügung gestanden.
Zum Aufbau der Vereinsorganisation wurde die Gründung von Regionalgruppen sowie thematischer Arbeitsgruppen geplant. Regionalgruppen gibt es inzwischen in Berlin, Hamburg, München, Köln/Düsseldorf, Dresden. Angestrebt ist zudem eine wissenschaftliche Untersuchung der Frage, warum Journalistinnen trotz bester Qualifikation bislang so selten auf Führungspositionen gelangen.
Ehemalige Vorstände und der aktuelle Vorstand
Vorsitzende des Vereins war von 2012 bis 2014 die langjährige Spiegel-Redakteurin Annette Bruhns, ihre Stellvertreterinnen waren Lisa Ortgies (Moderatorin von frau TV), Sabine Kartte (Redaktionsleitung beim Stern) und Helene Endres (Redakteurin beim manager magazin). Weitere Mitglieder des Vorstands waren bis September 2016 Dagmar Engel (Chefredakteurin der Multimediadirektion Global der Deutschen Welle), Kathrin Buchner (Online-Teamleiterin bei on3, dem Jugendprogramm des Bayerischen Rundfunks), Nora Jakob (WirtschaftsWoche, WDR), Sylvia Nagel (freie Fernsehregisseurin und Produzentin), Judith Scholter (freie Journalistin, Die Zeit), Birte Siedenburg (freie Wirtschaftsjournalistin bei Capital, Stern, Der Spiegel und Focus), Ruth Kühn (Deutsche Welle), Melanie Ahlemeier (Stellvertretende Chefredakteurin und Newsroomchefin beim Mannheimer Morgen), Johanna Lenke (Sächsische Zeitung), Sabine Kartte (Stern).[7][8][9][10][11]
Der aktuelle Vorstand: Maren Weber (RTL/n-tv), Liske Jaax (Brigitte), Manon Priebe (F.A.Z.), Antonia Götsch (Stellvertretende Chefredakteurin vom Wirtschaftsmagazin impulse), Kristina Maroldt, Sabine Stamer und Edith Heitkämper.[12]
Der Verein Pro Quote Medien hat bundesweit rund 200 Mitglieder.
Medienwirksame Aktionen
Aktion „Hosen runter von den Chefsesseln – Röcke hoch“ vom 17. September 2012
„Wir haben den deutschen Journalismus nachhaltig verändert“, meinte Annette Bruhns zur Halbzeit-Bilanz von ProQuote Medien e. V. im Juni 2014. Zu den Erfolgen zähle der Wechsel an der Spitze der Bild am Sonntag, die seit Oktober 2013 von Marion Horn geleitet wird.
Motivationspreis „Preise mit Gefühl“
Vorstandsmitglieder werben bei Chefredakteursbesuchen regelmäßig für das Anliegen, damit die Zahl der Frauen in Führungspositionen steigt. So erhielt u. a. Spiegel-Chefredakteur Klaus Brinkbäumer Besuch von Pro Quote, aber auch Stern-Chef Christian Krug. Einmal pro Jahr vergibt der Pro Quote-Vorstand sogenannte Motivationspreise, um damit Missstände in den Redaktionen anzuprangern. „Ausgezeichnet“ werden Chefredakteure, die bislang nicht als Frauenförderer aufgefallen sind. Geehrt werden außerdem Männer und Frauen, die sich um die Frauenförderung in ihren Redaktionen verdient gemacht haben.
Umfrage zur Frauenquote in den Medien
Im September 2015 hat der Verein eine Umfrage veröffentlicht, mit der er das Emnid-Institut beauftragt hatte. Die Ergebnisse: Mindestens jeder zweite Bundesbürger wünscht mehr Frauen in den zu 95 Prozent von Männern dominierten Chefredaktionen deutscher Zeitungen. Mehr als die Hälfte (56 Prozent) hält eine 30-Prozent-Quote von Frauen in Führungspositionen der Medien für „wichtig“ bis „sehr wichtig“. 52 Prozent der Männer haben sich für eine Quotierung ausgesprochen. 60 Prozent der Frauen und jüngeren Befragten (zwischen 14 und 29 Jahren) sehen darin eine Lösung. In den neuen Bundesländern finden 67 Prozent der Befragten eine Frauenquote wichtig.
Was das Fernsehen angeht, lagen mit „bis zu 30 Prozent“ immerhin 19 Prozent der Befragten richtig. (15 öffentlich-rechtliche und zwei Privatsender haben 22 Prozent Frauen in Führung.) Aufklärungsbedarf besteht ebenso hinsichtlich Online-Nachrichtenportalen: Nur 21 Prozent der Befragten gaben mit „bis zu zehn Prozent“ den Chefredakteurinnen-Anteil dort realistisch an. Denn auch im Onlinebereich sind Chefinnen bei den großen Nachrichtenportalen stark unterrepräsentiert. Bei den acht deutschen Online-Leitmedien etwa gibt es Pro Quote zufolge (Stand: Juli 2016) keine einzige Chefredakteurin. Gerade die Jüngeren stellten sich die Realität rosiger vor als sie ist: 37 Prozent schätzten bei Online-Portalen den Anteil von Chefredakteurinnen auf über 30 Prozent.
An den Spitzen der Tages- und Wochenzeitungen schätzen mittlerweile fast ein Drittel aller befragten Personen (31 Prozent) den Frauenanteil mit „bis zu zehn Prozent“ als so schlecht ein, wie er ist. Denn allein von 329 Tages- und Wochenzeitungen werden nur fünf Prozent von Frauen geführt.
Machtquote: Untersuchung über den gewichteten Frauenanteil in acht Leitmedien (Online und Print)
Seit Februar 2012 beobachtet Pro Quote den Frauenanteil in Führungspositionen bei den acht größten deutschen Medien (inkl. Leitmedien). Seit Mai 2015 hat Pro Quote auch acht Online-Nachrichtenportale im Visier. Dabei wird der Frauenanteil nicht anhand der Anzahl der Frauen in Führungspositionen ermittelt, sondern Pro Quote errechnet den Machtfaktor: Um den Einfluss von Frauen zu berechnen, ist es nicht ausreichend, den Frauenanteil in Zahlen darzustellen. Die Anzahl der Frauen in den Führungspositionen wird danach gewichtet, wie viel Macht diese jeweiligen Frauen im Vergleich mit ihren männlichen Kollegen hat.
Kennzahl dafür sind „Die kleinen Kais“: Die vier obersten Führungsebenen werden unterschiedlich gewichtet – von oben nach unten mit vier, drei, zwei bzw. einem Kai. Daraus wird für jedes Medium die jeweilige Machtquote bzw. deren Entwicklung errechnet.[13]
Ergebnisse
Drei Leitmedien (Die Zeit, Bild und Der Spiegel) hatten fünf Jahre nach Start von Pro Quote die geforderte 30-Prozent-Marke überschritten, der Stern lag knapp darunter. Weitere zweieinhalb Jahre später ist die Quote bei Bild insbesondere durch den Weggang von Tanit Koch wieder gesunken. Auch die der Zeit sank wieder. Auch im Juni 2019 übertrafen nur drei Medien (Stern, Spiegel und Süddeutsche) die 30-Prozent-Marke, Die Zeit und Bild lagen knapp darunter.[14][15]
Aktion Endspurt: „Schafft! Uns! Ab!“ vom 8. März 2016
Unter dem Motto „Schafft! Uns! Ab!“ forderte Pro Quote Medien Redaktionen und Sender auf, den Verein und die Initiative Pro Quote Vergangenheit werden zu lassen. Denn die Abschaffung von Pro Quote Medien würde bedeuten, dass die Medienunternehmen in Deutschland tatsächlich einen Anteil von 30 Prozent Frauen in Führungsebenen erreicht hätten.
Gestartet war die Aktion im März 2016 und hatte mit den Hashtags #schafftunsab und #quotenscheiss in den Sozialen Medien eine hohe Reichweite erreichen können.
Kooperationen
Pro Quote Medien kooperiert zeitweise oder dauerhaft mit:[16][17]
↑Harald Martenstein: Martenstein: „Ich hätte gern eine Chefin wie Meryl Streep“. In: Die Zeit. 15. März 2012, ISSN0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 29. Juni 2019]).