Die Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten1880 wurde weitgehend als ein Referendum über die republikanischen „Entspannungs- und Wiederaufbauanstrengungen“ in den südlichen Staaten angesehen.
Präsident Rutherford B. Hayes stellte sich nicht zur Wiederwahl, um das Versprechen zu halten, das er während der Kampagne 1876 gegeben hatte. Die Republikanische ParteiwählteJames A. Garfield zu ihrem Kandidaten; sein Running mate war Chester A. Arthur. Die Demokraten nominierten den BürgerkriegsgeneralWinfield Scott Hancock und als Vizepräsidentschaftskandidaten William Hayden English. Sie verfehlten ihr Ziel, mehrere Nordstaaten für sich zu entscheiden und damit die Mehrheit zu erringen. Garfield wurde dank des klaren Vorsprungs im Wahlmännergremium zum Präsidenten gewählt. Garfields Vorsprung von knapp 2000 Stimmen stellt – abgesehen von den fünf Fällen, in denen der gewählte Präsident weniger Stimmen erhielt – den knappsten Sieg bei einer Präsidentschaftswahl dar. Die Wahl von 1880 war zudem eine von bislang drei Präsidentschaftswahlen (neben 1848 und 2020), bei denen die Kandidaten einen Gleichstand bei der Zahl der gewonnenen Bundesstaaten erzielten.
Die Vorwahlen (Primaries) bei den Republikanern waren die umkämpftesten in der Parteigeschichte, so dass der Nominierungsparteitag erst nach 36 Wahldurchgängen einen Kandidaten bestimmt hatte. Bei Garfield handelte es sich um einen Überraschungskandidaten, als Favoriten auf der Republican National Convention Anfang Juni 1880 in Chicago hatten John Sherman, der Minister im Kabinett Hayes war, James G. Blaine und vor allem Ulysses S. Grant gegolten, der vom Parteiflügel der Stalwarts („Feste, Starke, Mutige“) unterstützt wurde. Diese scheiterten mit ihrem Vorhaben, die Delegierten der Bundesstaaten nur geschlossen abstimmen zu lassen, um somit Abweichler in New York, Pennsylvania und Illinois auszuschließen.[1] Auf dem Parteitag arbeitete Garfield im Wahlkampfteam von Sherman. Nachdem Grant lange Zeit vor Blaine und Sherman geführt, aber in einer Art Pattsituation stets die absolute Mehrheit verfehlt hatte, brachte der 34. Wahldurchgang die Trendwende, als Wisconsin für Garfield 16 Stimmen abgab, der bis dahin nur vereinzelt Stimmen bekommen hatte.[2]
Demokratische Partei
Winfield Hancock
Anders verlief es bei den Demokraten, die sich schon nach 2 Wahlgängen auf Winfield Scott Hancock einigen konnten. Sein Runnigmate wurde William English.
Trotz des nur sehr knappen Vorsprungs von weniger als 2.000 Stimmen (0,02 Prozent) gelang es James Garfield, eine klare Mehrheit im Electoral College zu erhalten. Dies gelang ihm unter anderem durch das Siegen in den sogenannten Swing States: In New York und Connecticut lag der Abstand zwischen Garfield und Winfield S. Hancock bei unter zwei Prozent. Diese beiden Staaten vermochten die Demokraten noch bei den Wahlen im Jahre 1876 für sich zu entscheiden.
Ferner erreichte James B. Weaver von der Greenback Party noch ein vergleichsweise gutes Ergebnis. Dabei konnte er in Iowa und Texas mehr als zehn Prozent der Stimmen erzielen und erreichte auch in einigen Countys die relative oder absolute Mehrheit der Stimmen. Die Kandidaten der Prohibition Party und der Know-Nothing Party blieben im Grunde bedeutungslos und erreichten nirgends einen höheren Anteil als 0,4 Prozent der Stimmen.
Ergebnisse in den Staaten
In der folgenden Tabelle sind die Ergebnisse der drei stimmenstärksten Kandidaten (in Prozent) in den einzelnen Bundesstaaten aufgelistet.
Kenneth D. Ackerman: Dark Horse: The Surprise Election and Political Murder of President James A. Garfield. Viral History, Falls Church 2011, ISBN 978-1-61945-000-4, S. 17–192 (= Part I: The Great Contest, 1880 & Part II: Candidate).
Donald Richard Deskins, Hanes Walton, Sherman C. Puckett: Presidential Elections, 1789-2008: County, State, and National Mapping of Election Data. University of Michigan, Ann Arbor 2010, ISBN 978-0-472-11697-3, S. 219–228 (= Kapitel 26: James A. Garfield’s Election.).
Ira Rutkow: James A. Garfield (= The American Presidents Series. Hrsg. von Arthur M. Schlesinger, Sean Wilentz. The 20th President). Times Books, New York 2006, ISBN 0-8050-6950-X, S. 48–63 (= 5. The Presidential Election of 1880).
Paul F. Boller: Presidential Campaigns: From George Washington to George W. Bush. 2., verbesserte Auflage. Oxford University Press, New York 2004, ISBN 978-0-19-516716-0, S. 142–145 (= 1880–The Triumph of “Boatman Jim” Garfield).
Allan Peskin: Garfield. A Biography. Neuauflage der Erstausgabe von 1978. Kent State University Press, Kent, Ohio 1999, ISBN 0-87338-210-2, S. 482–513 (= Kapitel 22: A Busy, Pleasant Summer).
Herbert J. Clancy: The Presidential election of 1880. Loyola University Press, Chicago 1958.