Das französischePont d’ambon setzt sich zusammen aus den beiden männlichen Substantiven pont (Brücke) und ambon (Ambo – erhöhtes Lesepult) – somit Brücke des Ambos oder Ambobrücke. Das franz. pont geht seinerseits zurück auf das lateinischepons – ambon entstammt altgriechischἄμβωνámbōn, deutsch ‚erhöhter Rand (z. B. einer Schüssel), [später] Kathedra, Kanzel‘, seinerseits abgeleitet vom Verb ἀναβαίνεινanabaínein, deutsch ‚hinaufgehen, hinaufsteigen‘.[2]
Geographie
Der Abri vom Pont d’Ambon befindet sich rechts unterhalb der gleichnamigen Brücke über die Dronne, die auf 87 Meter Meerhöhe fließt. Die Départementsstraße D 2 quert hier aus der Gemeinde Lisle bzw. Bussac kommend den Fluss in Richtung Saint-Just im Norden.
Geologie
Der Abri wurde vom Fluss aus flachliegendem Coniacium ausgekolkt, welches eine Steilstufe bildet (die Steilstufe setzt sich flussaufwärts in einem Halbrund bis Chez Toiras nahezu einen Kilometer weiter fort). Er liegt am linksseitigen Prallhang der Dronne, die zu einer Mäanderschleife ansetzt, gleichzeitig reduziert sich ihr holozäneralluvialer Talboden auf hundert Meter Breite. Das Coniacium wird von einer rißzeitlichen Niederterrasse der Dronne abgedeckt (Formation Fw1). Auf der rechten Talseite steht eine würmzeitliche Niederterrasse an (Formation Fx), gefolgt von der rißzeitlichen Niederterrasse der Formation Fw2.
Forschungsgeschichte
Der Abri vom Pont d’Ambon wurde von Guy Célerier zwischen 1970 und 1990 archäologisch untersucht, es hatten an ihm jedoch vorher schon unerlaubte Wildgrabungen stattgefunden.
Schichtenfolge
Guy Célerier und Emily H. Moss (1983) unterscheiden im Abri folgende Schichtenfolge (vom Hangenden zum Liegenden) des Würm-Spätglazials:[3]
Schicht 0 mit 0+
Schicht 2 – Laborien
Schicht 3 – oberes Azilien
Schicht oberes 3a – oberes Azilien
Schicht unteres 3a – oberes Azilien
Schicht 3b – unteres Azilien
Schicht 4 (steinig, kiesig) – Magdalénien und unteres Azilien
Funde
Magdalénien
Funde aus dem Magdalénien erscheinen in den unteren beiden Niveaus, diese zeigen aber bereits Anklänge an das folgende Azilien. Reines Magdalénien bleibt auf den unteren Abschnitt der Schicht 4 beschränkt. Die Werkzeuge sind in ihrer Ausfertigung zwar noch dem ausgehenden Magdalénien zuzuordnen, in ihrer typologischen Zusammensetzung lassen sich aber bereits wesentliche Charakterzüge des Aziliens erkennen. So treten beispielsweise typische Azilienspitzen bereits mit 17 Prozent auf und Schaber sind wesentlich häufiger als Stichel (auf vorwiegend Abschlagbasis).
Azilien
Darüber (ab dem Mittelabschnitt der Schicht 4) legen sich vier Niveaus mit für das Azilien typischen Artefakten. Die Azilienspitzen sind charakteristisch für die Fundstätte und nehmen immerhin 30 bis 49 Prozent der Fundstücke in Anspruch. Sie sind oft zerbrochen, definieren aber dennoch jedes einzelne Niveau durch eigene Untertypen.[4] Neben den typischen Azilienspitzen erscheinen auch Malauriespitzen und Spitzen in Kreisbogensegment. Auch Spitzen mit eingeschränkter Basis sind bekannt.
Ansonst ist das angetroffene Azilien typologisch verarmt. Die Schaber (auf Abschlagbasis und auch Doppelschaber) überwiegen mit 9 bis 14 Prozent die Stichel mit 4 bis 6 Prozent. Abgestumpfte Werkstücke sind mit 9 bis 11 Prozent relativ häufig. Die Stichel können winkelförmig zugeschlagen sein und tragen auf beiden Seiten Klingenretuschierungen. Auf beiden Seiten retuschierte Klingen kommen ebenfalls vor.
Knochenfunde sind relativ selten, darunter finden sich Dorne und flache Harpunen aus Hirschgeweih. Die 12 Zentimeter langen Harpunen sind beidseitig bezahnt, ihr Schaftende verdickt und mit einem kreisrunden Loch durchbohrt. Zu den Knochenfunden gehören auch fein beritzte Sesambeine des Rentiers.
Erwähnenswert auch kleinere Schmuckgegenstände, oft durchbohrt und graviert, neben größeren Objekten – darunter realistische Ritzzeichnungen von Tieren auf Knochenbasis und mehr schematisiert auf Kalk- oder Feuersteinkieseln.
Die bejagte Fauna bestand aus Hase, Fisch, Hirsch, Wildschwein, Rehbock und Biber. Bemerkenswert sind die weltweit ersten bekannten Knochenreste des Hundes, gefunden in der Schicht 2.
Laborien
Das Laborien (12.500 bis 10.800 Jahre BP) erscheint im Abri vom Pont d’Ambon in der Schicht 2 und macht sich vor allem durch das Auftreten von Malauriespitzen bemerkbar.
Alter
Altersdatierungen mittels der Radiokohlenstoffmethode ergaben ein Alter zwischen 10.350 und 9.640 Jahren BP. Dies erscheint etwas jung. So hatten Guy Célerier und Emily H. Moss Alter von 12.840 ± 220 Jahren, 12.130 ± 160 Jahren, 9.830 ± 180 Jahren und 9.900 ± 200 Jahren ermittelt. Zum Vergleich: das Holozän begann vor 11.700 Jahren BP. Die Fundstätte kommt somit auf den Übergang der Jüngeren Dryaszeit (Pollenzone III) zum Präboreal (Pollenzone IV) zu liegen und überdeckt womöglich auch noch das gesamte Weichsel-Spätglazial.
↑Platel, J.-P. et al.: Périgueux (Ouest). In: Carte géologique de la France à 1/50 000. BRGM, Orléans 1989, ISBN 2-7159-1758-9.
↑Wilhelm Pape, Max Sengebusch (Bearb.): Handwörterbuch der griechischen Sprache. 3. Auflage, 6. Abdruck. Vieweg & Sohn, Braunschweig 1914 (zeno.org [abgerufen am 23. Dezember 2020]).
↑Guy Célerier und Emily H. Moss: L'abri-sous-roche de Pont-d'Ambon à Bourdeilles (Dordogne). Un gisement magdalénien-azilien. Micro-traces et analyse fonctionnelle de l'industrie lithique. In: Gallia Préhistoire. Band26-1, 1983, S.81–107.
↑Guy Célerier: Les civilisations de l’Épipaléolithique en Périgord. In: La Préhistoire française. t. 1-2, IXe congrès U.I.S.S.P. 1976, S.1427–1432.
Literatur
Guy Célerier und Emily H. Moss: L'abri-sous-roche de Pont-d'Ambon à Bourdeilles (Dordogne). Un gisement magdalénien-azilien. Micro-traces et analyse fonctionnelle de l'industrie lithique. In: Gallia Préhistoire. Band26-1, 1983, S.81–107.
Guy Célérier: Apports de la technologie lithique dans la caractérisation des groupes aziliens occupant le site de Pont d’Ambon à Bourdeilles (Dordogne). In: Documents d’archéologie périgourdine. Band6, 1991, S.29–33.
Guy Célérier: L’abri sous-roche de Pont d’Ambon à Bourdeilles (Dordogne), I : Technologie de l’outillage lithique taillé ; II : Inventaire et typométrie des pointes aziliennes. In: Gallia-Préhistoire. Band35, 1993, S.1-–98.
Guy Célerier: L'abri sous roche de Pont d'Ambon à Bourdeilles (Dordogne, France). Perpectives synthétiques. In: Paléo. Band10, 1998, S.233–264.
B. & G. Delluc, A. Roussot und J. Roussot-Larroque: Connaître la préhistoire en Périgord. Éditions SUD-OUEST, 1990, ISBN 2-87901-048-9.
Patrick Paillet, Elena Man-Estier und Malvina Baumann: L’art laborien et le «style Pont-d’Ambon». In: A. Averbouh, P. Bonnet-Jacquement und J.-L. Cleyet-Merle – L’Aquitaine à la fin des temps glaciaires (Hrsg.): Paléo. Les Eyzies-de-Tayac 2015.
Platel, J.-P. et al.: Périgueux (Ouest). In: Carte géologique de la France à 1/50 000. BRGM, Orléans 1989, ISBN 2-7159-1758-9.