Phosphatidylserin (abgekürzt Ptd-L-Ser oder PS) ist ein Phospholipid und Bestandteil biologischer Membranen. Es spielt eine Schlüsselrolle in der Zellkommunikation, besonders im programmierten Zelltod (Apoptose).
Je nachdem ob das PS pflanzlichen oder tierischen Ursprungs ist unterscheidet es sich in seiner Fettsäure-Zusammensetzung.[2]
Biologische Funktion
Zellkommunikation
PS wird durch das Enzym Flippase aktiv im inneren (zytosolischen) Monolayer der Zellmembran gehalten. Kommt es jedoch zur Apoptose der Zelle, so findet es sich auch im äußeren Monolayer. Das Enzym Scramblase katalysiert den schnellen Austausch zwischen beiden Seiten der Zellmembran. Findet sich PS im äußeren (extrazellulären) Monolayer, so dient es Makrophagen als Signal zur Phagozytose.[3]
Blutgerinnung
PS spielt eine Rolle in der Blutgerinnung. Wenn Thrombozyten an einem verletzten Blutgefäß durch Kollagen und Thrombin aktiviert werden, kommt es zu einem Wechsel des PS und anderer negativ geladener Phospholipide zum äußeren Monolayer der Thrombozytenmembran. Diese Oberfläche dient der Assoziation von Gerinnungsfaktoren, speziell dem Gewebefaktor (= Thromboplastin) und dem Faktor VII. Dadurch wird der Ablauf der Gerinnungskaskade erleichtert: Faktor X wird aktiviert und letztlich kommt es zur Bildung von Thrombin.[4]
Das Scott-Syndrom ist eine Gerinnungsstörung, bei der der Transport von PS vom inneren zum äußeren Monolayer der Thrombozytenmembran defekt ist.[5] Aufgrund der verminderten Thrombinsynthese kommt es zu einer leichten Gerinnungsstörung.[6]
Biosynthese
PS entsteht im menschlichen Organismus aus Phosphatidylethanolamin. Dabei wird Ethanolamin gegen Serin ausgetauscht. Diese Reaktion wird durch das Enzym Phosphatidylserin-Synthase katalysiert, welches sich in der Mitochondrien-assoziierten ER-Membran (MAM) befindet. Dieses Enzym kann auch die umgekehrte Reaktion, also die Umwandlung von Phosphatidylserin zu Phosphatidylethanolamin, katalysieren.[7]
Vorkommen in Nahrungsmitteln
Die tägliche Aufnahme von PS durch die Nahrung wird in westlichen Ländern auf ca. 130 mg geschätzt. PS findet sich in Fleisch und Fisch. Nur geringe Mengen sind in Milchprodukten oder in Gemüse enthalten (ausgenommen Weiße Bohnen).
Tabelle 1. PS-Gehalt in verschiedenen Nahrungsmitteln.[8]
Nahrung
PS-Gehalt in mg/100 g
Rinderhirn
713
Atlantische Makrele
480
Hühnerherz
414
Atlantischer Hering
360
Aal
335
Innereien (durchschnittlich)
305
Schweinemilz
239
Schweineniere
218
Thunfisch
194
Hähnchenschenkel (mit Haut, ohne Knochen)
134
Hühnerleber
123
Weiße Bohnen
107
Sandklaffmuschel
87
Hähnchenbrust (mit Haut)
85
Meeräsche
76
Kalb
72
Rind
69
Schwein
57
Schweineleber
50
Truthahnkeule (ohne Haut und Knochen)
50
Truthahnbrust (ohne Haut)
45
Flusskrebs
40
Tintenfisch
31
Atlantischer Kabeljau
28
Sardellen
25
Vollkorngerste
20
Seehecht
17
Sardine
16
Forelle
14
Reis (unpoliert)
3
Karotte
2
Schafsmilch
2
Kuhmilch (3,5 % Fett)
1
Kartoffel
1
Einzelnachweise
↑David Nelson, Michael Cox: Lehninger Principles of biochemistry. 5. Auflage. W.H Freeman and company, ISBN 978-1-4292-0892-5, S.350.
↑EFSA Panel on Dietetic Products, Nutrition and Allergies: Scientific Opinion on the substantiation of health claims related to phosphatidyl serine (ID 552, 711, 734, 1632, 1927) pursuant to Article 13(1) of Regulation (EC) No 1924/2006. In: EFSA Journal. Band8, Nr.10, 1. Oktober 2010, ISSN1831-4732, S.1749, doi:10.2903/j.efsa.2010.1749 (englisch).
↑B. Verhoven, R. A. Schlegel, P. Williamson: Mechanisms of phosphatidylserine exposure, a phagocyte recognition signal, on apoptotic T lymphocytes. In: Journal of Experimental Medicine. Band182, Nr.5, 1. November 1995, S.1597–1601, doi:10.1084/jem.182.5.1597, PMID 7595231, PMC 2192221 (freier Volltext) – (rupress.org [PDF; abgerufen am 23. August 2014]).
↑B. R. Lentz: Exposure of platelet membrane phosphatidylserine regulates blood coagulation. In: Prog Lipid Res. Band42, Nr.5, September 2003, S.423–438, doi:10.1016/s0163-7827(03)00025-0, PMID 12814644.
↑F. A. Zwaal, P. Comfurius, E. M. Bevers: Scott syndrome, a bleeding disorder caused by defective scrambling of membrane phospholipids. In: Biochem Bioph Acta. Band 2004, 1636, S. 119–128.
↑H. J. Weiss: Scott syndrome: a disorder of platelet coagulant activity (PCA). In: Semin Hematol. Band 31, 1994, S. 312–319.