Philippe I. de Croÿ (* November 1436; † 18. September1482 in Brügge) aus dem alten französisch-burgundischen Adelsgeschlecht der Croÿ war zweiter Graf von Chimay, Seigneur von Sempy und Quiévrain sowie ein einflussreiches Mitglied des burgundischen Hofes. Er sollte nicht mit seinem Cousin gleichen Namens, Philippe I. de Croÿ, Graf von Porcéan (1435–1511), verwechselt werden, der ebenfalls am burgundischen Hof eine wichtige Stellung innehatte.
Durch die pro-französischen Haltung seiner Familie am burgundischen Hof musste er 1465 zusammen mit anderen Familienmitgliedern, darunter seinem Vater Jean II. und seinem Onkel Antoine I., aus den burgundischen Gebieten fliehen, er kam aber bald wieder zurück und wurde 1468 von Karl dem Kühnen offiziell begnadigt.
Während der Schlacht bei Nancy am 5. Januar 1477, bei der Karl der Kühne sein Leben verlor, wurde er gefangen genommen. Nach seiner Freilassung im August 1477 begab er sich wieder an den burgundischen Hof und trat in die Dienste des neuen Herzogs Maximilian I. ein, wurde dessen erster Kammerherr und Generalkapitän von Luxemburg.
Raphael de Smedt (Hrsg.): Les chevaliers de l’ordre de la Toison d’or au XVe siècle. Notices bio-bibliographiques. (Kieler Werkstücke, D 3) 2. Auflage. Peter Lang, Frankfurt 2000, ISBN 3-631-36017-7, S. 174–176, Nr. 74 (in französischer Sprache, mit umfangreichen Literaturangaben).