Peter Eisenberg entstammt einer Familie, die seit Generationen von Juristen und evangelischen Pfarrern geprägt ist.[1]:18:51min f. Den weitaus größten Teil der Kindheit verbrachte er im Kinderheim der Kommunität Imshausen (Hessen). Nach Abitur am altsprachlichen KasselerFriedrichsgymnasium und Wehrdienst studierte er an der TU Berlin und parallel der Hochschule für Musik Berlin. Er war Stipendiat des Evangelischen Studienwerks Villigst. Beruflich war er 1968 als Tonmeister tätig. 1969 schloss er das Studium als Dipl.-Ing. für Nachrichtentechnik/Informatik ab und arbeitete als Tonmeister beim Hessischen Rundfunk und an der Freien Volksbühne Berlin.
Nach der Rückkehr war er Wissenschaftlicher Assistent bei Hans-Heinrich Lieb am Germanischen Seminar der FU Berlin, promovierte 1975 zum Dr. phil., wurde Akademischer Rat an der Uni Hannover und habilitierte sich für das Lehrgebiet Linguistik. 1980 wurde er auf die Professur für Syntax und Semantik am Institut für Allgemeine und Deutsche Sprachwissenschaft der FU Berlin berufen. 1990 wechselte er an die Uni Hannover, 1992 wurde er auf die Professur für Deutsche Sprache der Gegenwart an der Universität Potsdam berufen. 2005 wurde er emeritiert.
Eisenbergs 1986 veröffentlichter Grundriß der deutschen Grammatik entwickelte sich schnell zu einem universitären Standardwerk. Noch größere Breitenwirkung erreichte die unter seiner Federführung 1998 entstandene 6. Auflage der Duden-Grammatik. Bereits 1995 hatte er an der noch von Günther Drosdowski (1926–2000) herausgegebenen 5. Auflage mitgearbeitet.
Eisenberg war zwischen 1984 und 1999 Mitglied der „Studiengruppe Geschriebene Sprache“ der Werner-Reimers-Stiftung in Bad Homburg vor der Höhe, die der Rechtschreibreform von 1996 kritisch gegenüberstand; bei der Anhörung der Kultusministerkonferenz (KMK) zur Rechtschreibreform am 4. Mai 1993 in Bonn vertrat er die „Deutsche Gesellschaft für Sprachwissenschaft“. Er warf den Reformern unter anderem vor, kein hinreichend großes Wörterverzeichnis erstellt zu haben. Im März 1995 kritisierte er erneut die Rechtschreibreform, insbesondere die ss-Regelung als die „schlechteste überhaupt denkbare Lösung“.[3] Für diese Kritik des Reformvorschlages wurde Eisenberg 1996 von der Henning-Kaufmann-Stiftung zur Pflege der Reinheit der deutschen Sprache mit dem Deutschen Sprachpreis ausgezeichnet.
Im Frühjahr 1997 wurde Eisenberg in die Zwischenstaatliche Kommission für deutsche Rechtschreibung gewählt, die sich mit der Umsetzung der Rechtschreibreform befasste, trat aber am 19. März 1998 unter Protest aus, als die Kultusminister die Änderungsvorschläge der Kommission ablehnten. Eisenberg gehörte auch zu den 594 Unterzeichnern der „Gemeinsamen Erklärung von Sprach- und Literaturwissenschaftlern zur Rechtschreibreform“ vom 9. Mai 1998, die gegen die Rechtschreibreform protestierten.[4]
2003 war Eisenberg der Bearbeiter eines Kompromissvorschlages und eines Wörterverzeichnisses der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung Zur Reform der deutschen Rechtschreibung. Als Vertreter der Akademie war Eisenberg von 2005 bis 2013 Mitglied im Rat für deutsche Rechtschreibung.[5] Mit seinem Rücktritt dort nach einem Eklat verließ der dritte renommierte Fachmann den Rat.[6]
Am 2. Mai 2007 verlieh ihm die Universität Bamberg die Ehrendoktorwürde für sein wissenschaftliches Werk und seine Verdienste um die deutsche Sprache. 2008 erhielt er für seine Verdienste um die deutsche Grammatik den Konrad-Duden-Preis. Am 18. September 2009 wurde ihm die Ehrendoktorwürde der Universität Roskilde (Dänemark) verliehen. 2015 erhielt Peter Eisenberg von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung für seine Fähigkeit, „souverän die Anforderungen wissenschaftlicher Genauigkeit mit allgemeiner Verständlichkeit“ zu verbinden, den Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa.[7]
2019 wurde Eisenberg für seine „herausragenden Leistungen zur Erforschung der deutschen Grammatik“ der Jacob-Grimm-Preis Deutsche Sprache zuerkannt.
mit Hartmut Haberland: Das gegenwärtige Interesse an der Linguistik. In: Das Argument 72, 1972, S. 326–349.
Oberflächenstruktur und logische Struktur. Untersuchungen zur Syntax und Semantik des deutschen Prädikatadjektivs. Niemeyer, Tübingen 1976. ISBN 3-484-10251-9 (Dissertation).
(Hrsg.) Maschinelle Sprachanalyse. de Gruyter, Berlin/New York 1976, ISBN 3-11-005722-0.
(Hrsg.) Semantik und künstliche Intelligenz. de Gruyter, Berlin/New York 1977, ISBN 3-11-005721-2.
Grundriß der deutschen Grammatik. Metzler, Stuttgart 1986 (3. überarbeitete Auflage 1994), ISBN 3-476-00582-8. Neuausgabe in zwei Bänden 1998/1999 (4. aktualisierte und überarbeitete Auflage 2013), ISBN 978-3-476-02425-1 und ISBN 978-3-476-02424-4.
(Hrsg.) Silbenphonologie des Deutschen. Narr, Tübingen 1992, ISBN 3-8233-4743-8.
Der Duden. Band 4: Grammatik der deutschen Gegenwartssprache. 6. Auflage (Neubearbeitung). Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 1998, ISBN 3-411-04046-7. In der völlig neu erarbeiteten 7. Auflage, ebd. 2006, übernimmt er das Kapitel Phonem und Graphem, S. 1–94.
(Mitwirkung) Der Duden. Band 9: Richtiges und gutes Deutsch. Wörterbuch der sprachlichen Zweifelsfälle. 6. Auflage (Neubearbeitung). Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-04096-4. Mitherausgeber der 7. Auflage (Neubearbeitung). Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2011.
Wahrig: Grundregeln der deutschen Rechtschreibung. Die deutsche Orthografie auf einen Blick. Wissen-Media-Verlag, Gütersloh/München 2007, ISBN 978-3-577-07568-8. Zweite Auflage unter dem Titel Wahrig: Rechtschreibung auf einen Blick. Grundregeln der deutschen Orthografie. Ebd. 2013 (Versuch, die amtlichen Regeln mit plausiblen Begründungen zu versehen).
Deutsche Orthografie. Regelwerk und Kommentar. Verfasst im Auftrag der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. de Gruyter, Berlin 2017, ISBN 978-3-11-052285-3.
Mitherausgeber der Zeitschriften:
Germanistische Linguistik (Hildesheim) und
Praxis Deutsch (Velber)
Mitherausgeber der Buchreihen:
Studien zur deutschen Grammatik (Tübingen)
Konzepte der Sprach- und Literaturwissenschaft (Tübingen)
Ehrendoktorwürde der Universität Bamberg für Prof. Dr. Peter Eisenberg [mit Lebenslauf]. Pressemeldung der Universität Potsdam, Nr. 079/07 vom 27. April 2007 – online
↑Peter Eisenberg: Weder geschlechtergerecht noch gendersensibel. In: Aus Politik und Zeitgeschichte Nr. 5–7/2022 vom 28. Januar 2022 (Geschlechtergerechte Sprache). Abgerufen am 10. Februar 2022.