Die Pemón leben zum Großteil im Landesinneren in kleinen Siedlungen, die nur über die kleinen Ausläufer des Orinoco, die BolÃvar durchziehen, erreichbar sind.
Es gibt drei verschiedene Dialekt- und Stammesgruppen:
Taurepan (Taulipang): in der Sierra Pacaraima (port. Serra Pacaraima) und Roraima-Tepui (aus Pemón: roroi - ‘türkisblau, fruchtbar’, ma - ‘groß’) im Dreiländereck Venezuela, Brasilien und Guyana, ca. 1.500 Stammesmitglieder
Arekuna (Arecuna): im Nordwesten des Bundesstaates Roraima, Brasilien sowie im Nationalpark Canaima im Tal des Oberen RÃo CaronÃ, meist in der dortigen MissionssiedlungKavanayen (Santa Teresita de Kavanayen) im Südosten des Bundesstaates Bolivar, Venezuela, ca. 1.500 Stammesmitglieder
Kamarakoto (Karamagoto, Camaracoto): westlich des RÃo Karuay, am RÃo CaronÃ, RÃo Paragua und im Kamarata-Tal in beiden Bundesstaaten Amazonas und Bolivar in Venezuela und mit einigen kleineren Gruppen im benachbarten Brasilien (manchmal wird ihr Dialekt als eigenständige Sprache betrachtet)
Die Arekuna können die ebenfalls nordkaribisch-sprechenden Akawaio (Acawayo, Akawai) und Patamona neben den Pemón am besten verstehen.
Alle Pemón-Stammesgruppen sowie die sprachlich nahestehenden Akawaio und Patamona sind in Brasilien als Ingarikó (Ingaricó) (‘Dschungel-Volk’) (eine Bezeichnung seitens der benachbarten Makushi (Macushi, port.: Macuxi)), in Venezuela und Guyana jedoch meist unter dem Pemón-Namen Kapon (Kapong) (‘Himmels-Volk, Volk, das vom Himmel kam’) bekannt.
Mythen
Nach der Überlieferung der Pemón war ihr Kulturbringer ein Sohn des Sonnengottes namens Chiricavai, der nach einem Erdaufenthalt zu den Sternen zurückkehrte, doch irgendwann wieder auf der Erde auftauchen soll.[1]
Der Kueka-Stein
Der deutsche Künstler Wolfgang Kraker von Schwarzenfeld ließ 1999 einen rund 35 Tonnen schweren Stein aus dem Gebiet der Pemón im Nationalpark Canaima in den Berliner Tiergarten schaffen, wo er sich heute als Teil des Kunstprojekts Global Stone befindet. Seitdem fordern die Pemón den Stein zurück, den sie für sich als Heiligtum reklamieren.[2] Seit dem Jahr 2000 sind venezolanische und deutsche Behörden mit dem Thema beschäftigt und versuchen eine Rückgabe des Steins vom Künstler zu erwirken.[3][4]
Eine Delegation der Pemon aus Mapauri in der Gran Sabana reiste im Mai 2018 nach Berlin für die zeremonielle Rückholung der "Abuela Kueka" (Großmutter Kueka) nach Venezuela. Seit 2020 befindet sich die "Abuela Kueka" nun wieder an ihrem angestammten Ort, neben dem "Abuelo Kueka" (Großvater Kueka) in der Gran Sabana, direkt gegenüber dem "Jaspe". Auf YouTube existieren zahlreiche Videos dieser Aktion.
Konflikte um Rohstoffe im Siedlungsgebiet der Pemón
Schon die Regierung von Hugo Chávez schloss mit dem chinesischen Großkonzern CITIC Group ein Abkommen zu Erfassung sämtlicher Mineralienvorkommen des Landes. Citic schickte Geologen, die ganz Venezuela bereisen und die Bestände an Gold und Diamanten, aber auch an Bauxit und Seltenen Erden kartieren sollten. Die Pemón (wie auch andere indigene Völker) bekämpfen einerseits die Prospektoren, allerdings wehren sie sich gegen Aktionen der Regierung und der Armee zur Bekämpfung des illegalen Bergbaus, da viele Pemón und ganze Dörfer in der Nähe der brasilianischen Grenze von der Goldsuche leben, die allerdings von Hand und in geringem Umfang erfolgt. In der Region ist Gold wegen der venezolanischen Hyperinflation die einzige allgemeine akzeptierte Währung.
David John Thomas: Order Without Government: The Society of the Pemon Indians of Venezuela. University of Illinois Press, 1982.
Bruno Illius: "Der Stein der Liebe". In: Hanna Heinrich und Harald Grauer (Hrsg.) "Wege im Garten der Ethnologie" Sankt Augustin: Academia Verlag 2013, S. 131–157, ISBN 978-3-89665-632-2