Weber wurde als Sohn des großherzoglichen Hofmusikers Johann Daniel Weber (1784–1848) und von Sophie Friederike Adolphine Mangold (1788–1848) auf dem Turm der Stadtkirche Darmstadt geboren. Sein Vater war als Musiker gemäß der Tradition verpflichtet, dort eine Wohnung zu unterhalten. Als Kind verbrachte er seine Freizeit zeichnend im Wildpark, wo er am liebsten die alten Eichen zeichnete. Als 13-Jährigem ermöglichte ihm sein Vater, privaten Kunstunterricht bei August Lucas (1803–1863) zu nehmen. Sein Taschengeld verdiente er mit kolorierten Porträts, die er für Soldaten anfertigte.
1849 ging er nach Hamilton (Cincinnati), USA. Als sein Malerkollege Karl Christian Köhler ebenfalls in die Vereinigten Staaten zog, unternahmen beide gemeinsam Malreisen durch das Land.[4] 1850 kam sein Sohn Carl auf die Welt. Weber ließ sich 1854 in Philadelphia nieder, wo er schnell zu einem renommierten Maler wurde. Er galt dort als wohlhabender und „gemachter Mann“. Seine Werke wurden von wohlhabenden Bürgern und Museen angekauft. Außerdem war er als Dozent an der Pennsylvania Academy of the Fine Arts tätig. Zu seinen Schülern zählten William Stanley Haseltine, Edward Moran, Edward Lamson Henry und William Trost Richards.
Heimweh und die Aussicht auf eine höfische Stelle in der Heimat motivierten Weber, nach Europa zurückzukehren und die wirtschaftlich erfolgreiche Stellung in Amerika aufzugeben. Im August 1855 reiste Weber in Begleitung von Haseltine über Paris nach Düsseldorf, ehe er wieder nach Philadelphia ging.[5]
Über Schottland 1861 und Frankreich kehrte er nach Darmstadt zurück. Am Hof war er vornehmlich als Privatdozent der Prinzessin Alice tätig, privat unterrichtete er auch seinen Schwiegersohn Phillip Röth, der seine Tochter Pauline geheiratet hatte. Röth und dessen Freund Eugen Bracht folgten Paul Weber auf Malreisen in den Semesterferien.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war München die deutsche Kunstmetropole. Gemeinsam mit seinem Sohn Carl, der an der Akademie studierte, ließ sich 1872 Paul Weber dort nieder. Er pflegte in München den Austausch mit Freunden aus Hessen, wie Karl Raupp und Ludwig von Löfftz. Er widmete sich fortan städtischen Genreszenen und der bäuerliche Landschaft um München. Seine Landschaftsbilder belebte er häufig mit kleiner Tier- oder Menschenstaffage. Weber wurde auf dem Westfriedhof bestattet. Nicht verwandt ist Paul Weber mit dem etwas älteren Frankfurter Maler August Weber.
Auszeichnungen
1858: Silberne Medaille der Academy of Fine Arts Philadelphia
1865: Goldene Medaille auf der Ausstellung im Londoner Crystal Palace
Ausstellungen (Auswahl)
1901: VIII. Internationale Kunstausstellung im Glaspalast, München
Paul Weber pflegte einen intimen Naturalismus und gehörte zu den frühsten Vertretern des Paysage intime in Deutschland. Werner Ebnet bezeichnet das Werk von Paul Weber zusätzlich als „einen dem Impressionismus sich nähernden Naturalismus“.[1]
Paul Webers Lehrtätigkeit in Philadelphia beeinflusste die Vertreter der Hudson River School,[7] teilweise wird er auch selbst dieser Richtung zugeordnet.[8] Die Entdeckung und Erforschung einer idealtypischen Landschaft und deren Besiedelung durch Menschen die mit der Natur im Einklang stehen, sind die Sujets seiner amerikanischen Phase, die auch in Deutschland weitergeführt wird, insbesondere durch Skizzen die Paul Weber vor Ort angefertigt hatte.
Das Spätwerk hingegen rückt von der Pionierphase ab, auch impressionistische Züge sind nun seltener zu finden. Paul Weber beschränkte sich in seiner Münchener Phase auf eine spätromantische Malerei.
Landschaft mit Blick auf den Hudson River, 1855, Privatbesitz (gezeigt im Museum Giersch)
Torfmoorlandschaft, Öl auf Leinwand 67 × 40, 1885 Neue Pinakothek München (verschollen)
Sonniger Herbsttag im Odenwald, Stadtarchiv Darmstadt
Darmstädter Wald, Öl auf Leinwand 42 × 73, Stadt Darmstadt
Hofdame N. Crecelius, 1851, Öl auf Leinwand 53,5 × 42,5, Stadt Darmstadt
Fontainebleau, Öl auf Leinwand 46 × 57, ehem. Sammlung Otto Spitzweg, später Museum Georg Schäfer (Inventarnummer MGS 3175)
Ochsengespann, 1874, Hessisches Landesmuseum
Weitere Werke befinden sich u. a. im Museum Georg Schäfer (Inventarnummer MGS3590), Frye Art Museum Seattle, Pennsylvania Academy of the Fine Arts, Woodmere Art Museum, Timken Museum of Art in San Diego, Butler Institute of American Art, Kulturhistorischen Museum Magdeburg, im Behnhaus Lübeck, dem Landesmuseum Mainz, und im Städtischen Museum Wuppertal.
↑Manfred Grosskinsky, Birgit Sander: Kunstlandschaft Rhein-Main: Malerei im 19. Jahrhundert, 1806-1866. 2000 S. 30.
↑Gerd-Helge Vogel: Von Stein bis Wolkenburg: „Mahlerische Reisen“ durchs Zwickauer Muldenland. S. 103.
↑Sabine Morgen: Die Ausstrahlung der Düsseldorfer Schule nach Amerika im 19. Jahrhundert. Düsseldorfer Bilder in Amerika und amerikanische Maler in Düsseldorf. Göttinger Beiträge zur Kunstgeschichte, Band 2. Göttingen 2008, ISBN 978-3-7675-3059-1, S. 386.
↑Kurt Schleucher, Darmstädter draussen: Ihr Leben im Ausland: Zum 650-jährigen Stadtjubiläum Darmstadts (1330–1980). Turris, 1980.
↑John K. Howat: American Paradise: The World of the Hudson River School. S. 311.