Nachdem Ludwig Richter seine reguläre Schulzeit 1815 beendet hatte, begann er zunächst als Lehrling bei seinem Vater. Beeinflusst wurden seine Radierungen damals vor allem von Daniel Chodowiecki. Um seine künstlerische Neigung auszuleben, studierte er zusätzlich noch mit einem Stipendium an der Kunstakademie in Dresden. Von 1820 bis 1821 begleitete er als Zeichner den russischen Fürsten Narischkin auf einer Reise nach Südfrankreich und Paris. Er fertigte dort Zeichnungen und Bilder an, die später als Geschenk an die Zarin von RusslandElisabeth Alexejewna gingen. Von 1821 bis 1823 lebte Richter in Dresden. Der Verleger Johann Christoph Arnold ermöglichte es ihm, von 1823 bis 1826 in Rom zu leben.
In die Zeit in Rom fiel auch das ihn prägende Erlebnis seiner Hinwendung zum christlichen Glauben. In seinen Lebenserinnerungen schreibt er für den Neujahrstag 1825: „Wie ein Blitz durchdrang mich das Bewußtsein: ‚Ich habe Gott, ich habe meinen Heiland gefunden! Nun ist alles gut, nun ist mir ewig wohl!‘“[1]
Nach der Rückkehr nach Deutschland heiratete Ludwig Richter 1827 Augusta (1804–1854), eine geborene Freudenberg, in Dresden[2] und lehrte von 1828 bis 1835 an der Staatlichen Zeichenschule in Meißen, wo unter anderen Gottfried Pulian zu seinen Schülern zählte. 1836 wurde er als Nachfolger seines Vaters als Lehrkraft an die Dresdner Kunstakademie für die Landschaftsklasse berufen. Für die Reihe „Das malerische und romantische Deutschland“ des Leipziger Verlegers Georg Wigand schuf er die Tafeln für die Bände Harz, den er im Spätsommer 1836 beginnend in Ballenstedt durchwanderte,[3]Franken und Riesengebirge. Er nutzte für seine Arbeit die Nähe der Elbe und ihre Schönheit, besonders die Blicke, die sich vom Schiff aus ergaben, und so entstand 1837 unter anderem das Bild „Überfahrt am Schreckenstein“. Jetzt begann er auch mit Holzschnitt-Illustrationen für Bücher, die ihn bekannt machen sollten.[4] Zu dieser Zeit wurde er auch zum Professor für Landschaftsmalerei in Dresden ernannt. Seinen Höhepunkt in der illustrativen Malerei hatte er 1842.
Richter illustrierte Märchen, darunter die berühmte Ausgabe der Volksmährchen der Deutschen aus dem Jahr 1842 von Johann Karl August Musäus, welches als eines der schönsten illustrierten Bücher des 19. Jahrhunderts gilt. Er illustrierte auch Liedersammlungen und Mappenwerke (Kinderleben, 1852). Weitere wichtige Veröffentlichungen seiner Holzschnitte waren unter anderen Erbauliches und Beschauliches, Neuer Strauß fürs Haus, Goethe-Album und Schillers Glocke. Insgesamt illustrierte er über 150 Bücher.
Nach dem Gemälde „Brautzug im Frühling“ aus dem Jahr 1847 entstand sein letztes Ölbild „Im Juni“ 1859. Seine künstlerischen Leistungen wurden mit einer Goldenen Medaille auf der Weltausstellung Paris 1855 für das Bild „Brautzug im Frühling“ honoriert. 1859 erhielt er von der Universität Leipzig den Ehrendoktortitel.[5] Im Jahr 1869 begann er, sein Leben aufzuschreiben. Richter musste 1873 wegen eines akuten Augenleidens mit dem Zeichnen und Malen aufhören. Deshalb schied er 1876 aus der Kunstakademie in Dresden aus. Zwei Jahre später verließ er auch den Akademischen Rat.
Der Leiter der Sächsischen Staatskanzlei Erich Gottschald (1887–1949) war sein Urenkel.
Werke
Holzschnitte
Die Zahl der Holzschnitte wird auf mehr als 3000 geschätzt, wobei Nachschnitte, Variationen und Korrekturblätter berücksichtigt sind. Laut einem chronologisch geordneten Verzeichnis des graphischen Werkes, welches im Jahre 1922 in 2. Auflage erschien, gibt es rund 2660 Holzschnitte von Ludwig Richter.[6]
Ausstellungen
Ausstellungsheft zu Ludwig Richter und sein Werk (Sept. 1953)
Anlässlich des 150. Geburtstages von Ludwig Richter eröffnete am 28. September 1953 die Stadt Dresden im Lichthof des Rathauses eine Ausstellung über sein Schaffen und seine Werke.
Carl August Richter und Ludwig Richter: 70 mahlerische An- und Aussichten der Umgegend von Dresden in einem Kreise von sechs bis acht Meilen. Arnoldische Buchhandlung, Dresden um 1820 (Digitalisierte Ausgabe).
In: ABC-Buch für kleine und große Kinder / gezeichnet von Dresdner Künstlern. Mit Erzählungen und Liedern von R. Reinick und Singweisen von Ferdinand Hiller. – Leipzig: Wigand, 1845. – Digitalisierte Ausgabe
In: Album deutscher Kunst und Dichtung. Mit Holzschnitten nach Originalzeichnungen der Künstler, ausgeführt von R. Brend’amour. Hrsg. Friedrich Bodenstedt. – Berlin: Grote, 1867. Digitalisierte Ausgabe
In: Howitt, Mary Botham. The Dusseldorf artist’s album. – Düsseldorf: Arnz, 1854. Digitalisierte Ausgabe
In: Der neue Kinderfreund. Hrsg. von Hermann Kletke.
In: Musäus, Johann Karl/ Klee, Julius Ludwig (Hrsg.). Volksmährchen der Deutschen. Mit Holzschnitten nach Originalzeichnungen. – Leipzig: Mayer und Wigand, 1842. Digitalisierte Ausgabe
Johannes Beer: Ludwig Richter – Der Feierabend, 16 farbige und 62 einfarbige Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Text aus den Lebenserinnerungen eines Deutschen Malers, Karl Robert Langewiesche Verlag, Königstein und Leipzig, 1938.
Hans Joachim Neidhardt: Ludwig Richter. E. A. Seemann Buch- und Kunstverlag, Leipzig 1969
Gerd Spitzer und Ulrich Bischof (Hrsg.): Ludwig Richter – Der Maler. Ausstellung zum 200. Geburtstag. Deutscher Kunstverlag, München und Berlin 2003, ISBN 3-422-06430-3.
Ludwig Richter – Bilder aus dem Leben eines deutschen Malers, von ihm selbst gezeichnet. In: Der Friedensbote – Kirchliches Volksblatt für evangelische Gemeinden Augsburgischen Bekenntnisses, Teil 1 in XII. Jahrgang, Nr. 17, 18. Juli 1909, S. 137–138; Teil 2 + 3 in XII. Jahrgang, Nr. 18, 1. August 1909, S. 145–147; Teil 4 (Schluss) in XII. Jahrgang, Nr. 19, 15. August 1909, S. 152–154
Winfried Werner: Richter, Ludwig. Maler, Zeichner und Grafiker (1803–1884). In: Loschwitz Illustrierte Ortsgeschichte. Hrsg.: Ortsverein Loschwitz-Wachwitz e.V. Friebel Werbeagentur und Verlag GmbH (Elbhang-Kurier-Verlag), Dresden 2016. ISBN 3-936240-31-0. OCLC956993007 S. 818–833
Winfried Werner: Ludwig Richter – ein sächsischer Künstler in Böhmen. In: Dresdner Hefte 48 (1996), S. 25–33, Online-Ressource Abgerufen am 29. Mai 2022.
Marlies Giebe: Zur Technik der Ölmalerei bei Ludwig Richter in: Ludwig Richter. Der Maler, Ausst.-Kat. Staatl. Kunstsamml. Dresden, Galerie Neue Meister/Bayerische Staatsgemäldesamml. München, Neue Pinakothek, hg. v. Gerd Spitzer, Ulrich Bischoff, Berlin, S. 108–114
Renate Schönfuß-Krause: Ludwig Adrian Richter – der berühmte Enkel eines Kammerherrn von Schloss Wachau wurde zum Namensgeber der Lotzdorfer Schule. Online-Ressource (PDF 0,7 MB). Abgerufen am 16. Juni 2022.
↑Das Ludwig-Richter-Album, sämtliche Holzschnitte, Einleitung von Wolfgang Stubbe, München 1971.
↑Frieder Schulz: Das Gedächtnis der Zeugen – Vorgeschichte, Gestaltung und Bedeutung des Evangelischen Namenkalenders. In: Jahrbuch für Liturgik und Hymnologie, Band 19. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1975, S. 69–104, Namensliste S. 93–104 (Digitalisat)