Er engagierte sich für Menschenrechte und gegen den Faschismus. Er war 1934 einer der Gründer des Comité de vigilance des intellectuels antifascistes, das nach rechten Unruhen in Frankreich gegründet wurde. Wegen seines öffentlichen Auftretens gegen Faschismus stand er im Vichy-Regime die meiste Zeit unter Hausarrest. Er verlor seine Professur am Collège de France und erhielt sie erst 1944 wieder. Nach der Befreiung trat er der Kommunistischen Partei bei und war 1944 bis 1946 Präsident der Ligue des droits de l’homme et du citoyen (LDH).
Langevin war ab 1898 mit Emma Jeanne Desfosses verheiratet, mit der er vier Kinder hatte (Jean, André, Madeleine, Hélène). Sein Sohn Paul-Gilbert Langevin aus einer Beziehung mit der Physikerin Eliane Montel (1898–1993) war Musikwissenschaftler. Seine Tochter Hélène Solomon-Langevin (1909–1995) aus erster Ehe war in der Resistance und überlebte verschiedene Konzentrationslager. Er hatte ab 1910 eine Affäre mit der verwitweten Marie Curie, was öffentlich wurde und zur Langevin-Affäre wurde (siehe Marie Curie, Die Langevin-Affäre).
Paul Langevin starb am 19. Dezember 1946 in Paris. Seine sterblichen Überreste ruhen seit 1948 im Panthéon von Paris.
Werk
Langevin arbeitete sowohl theoretisch als auch experimentell. 1905 gab er eine Erklärung von Paramagnetismus und Diamagnetismus über die Bewegung der Elektronen in Atomen: die Elektronen bewegen sich danach in Bahnen in Atomen und Molekülen, sind diese symmetrisch verteilt, so dass sich die magnetischen Momente aufheben, liegt Diamagnetismus vor, ansonsten Paramagnetismus.[2]
Er wendete als erster im Ersten Weltkrieg die Piezoelektrizität von Quarzkristallen mit dem Bau der ersten Ultraschall-Objekterfassung (Sonar) technisch für die Suche nach U-Booten an und entwickelte für die französische Marine das erste Echolot-System. Darauf hielt er 1916 und 1917 US-Patente, zur Anwendung kam das Sonar im Ersten Weltkrieg aber nicht mehr.[4] Die Entdeckung des Piezoeffekts geht allerdings auf die Brüder Curie im Jahre 1880 zurück (siehe Piezoeffekt).
Nach Langevin mitbenannt ist das Institut Laue-Langevin in Grenoble und das Institut Langevin – Ondes et Images in Paris. Der Paul-Langevin-Preis der französischen physikalischen Gesellschaft, der für Leistungen in theoretischer Physik vergeben wird, ist nach ihm benannt.
Auch der Mondkrater Langevin[9] ist nach ihm benannt.
Sonstiges
Langevin war Pazifist. Er war zu einer Demonstration deutscher Pazifisten unter dem Motto Nie wieder Krieg! 1923 in Berlin eingeladen, nahm auch teil, lehnte es aber ab, das Wort zu ergreifen; die Kriegsschuldfrage entzweite noch die beiden Völker.
1934 gründete er gemeinsam mit dem Philosophen Émile Chartier (Pseudonym Alain) ein Komitee der Wachsamkeit (gegenüber kriegerischen Bestrebungen), dem sich zahlreiche prominente Intellektuelle aus verschiedenen ideologischen Lagern zur Verfügung stellten.[10]
Ebenfalls 1934 hat er maßgeblich dazu beigetragen, dass der aus Deutschland emigrierte Fritz Karsen von der französischen Regierung die Genehmigung erhielt, in Paris die École nouvelle de Boulogne zu gründen.
↑Karrieredaten nach Mehra, Rechenberg, The historical development of quantum theory, Band 1, Springer 1982, S. 423
↑Mehra, Rechenberg, The historical development of quantum theory, Band 1, Springer 1982, S. 423
↑Langevin, Sur la théorie du mouvement brownien, C. R. Acad. Sci. (Paris), Band 146, 1908, S. 530–533
↑A. Manbachi, R. S. Cobbold, Development and application of piezoelectric materials for ultrasound generation and detection, Ultrasound, Band 19, 2011, S. 187.
↑Einstein, Die Relativitätstheorie, Vierteljahresschrift der Naturforschenden Gesellschaft Zürich, Band 56, 1911, S. 1–14
↑Langevin, L'évolution de l'espace et du temps, Scientia, Band 10, 1911, S. 31, Online
↑Max von Laue, Zwei Einwände gegen die Relativitätstheorie und ihre Widerlegung, Physikalische Zeitschrift, Band 13, 1911, S. 118–120, sowie sein Buch Das Relativitätsprinzip, Vieweg 1913, und Das Relativitätsprinzip, Jahrbücher der Philosophie, Band 1, 1913, S. 99–128
↑Holger Krahnke: Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751–2001 (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse. Folge 3, Bd. 246 = Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Mathematisch-Physikalische Klasse. Folge 3, Bd. 50). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-82516-1, S. 144.