Alverdes stammte aus einer alten pommerschen Familie und war der Sohn des Feldwebels Hermann Alverdes und dessen Ehefrau Paula Arnolds; er hatte noch eine ältere Schwester. Bedingt durch die Versetzung seines Vaters beendete Alverdes seine Schulzeit an einem Gymnasium in Düsseldorf. Bereits als Schüler hatte er sich der Jugendbewegung angeschlossen.
Mit 17 Jahren meldete er sich im August 1914 freiwillig als Soldat und wurde bereits nach kurzer Zeit an der Somme eingesetzt. Von dort kehrte er mit einer schweren Kehlkopfverletzung aus dem Krieg zurück. Die überwiegende Zeit seines Lazarettaufenthaltes verbrachte er in und bei Berlin.
Seit dieser Zeit lebte und wirkte Alverdes als freier Schriftsteller in München. 1925 heiratete er Rose geb. Weidner. Bereits während seines Studiums machte Alverdes in München die Bekanntschaft von Martin Bodmer und Herbert Steiner, die ihn ab 1930 für die Mitarbeit ihrer Zeitschrift Corona begeistern konnten.
Für ihn war – wie für viele Schriftsteller, die Kriege miterlebt haben – das Frontleben in seiner Literatur bestimmend. Paul Alverdes beschönigte in seinen Romanen und Erzählungen die mit äußerster Brutalität geführten Kämpfe nicht, aber genauso wenig stellte er ihren Sinn in Frage. Er war der festen Überzeugung, dass der Krieg die positive Verwandlung eines Menschen hervorrufen könne und wollte dies auch literarisch gestalten.
Mit seiner Erzählung Die Pfeiferstube (erstmals veröffentlicht 1929 in Frankfurt am Main) erzielte er seinen nationalen Durchbruch. Darin finden vier am Kehlkopf verletzte Soldaten, drei Deutsche und ein Engländer, im Lazarett menschlich zueinander.
In der Novellensammlung Reinhold oder die Verwandelten (erschienen 1931 in München) ist der Protagonist ein junger Freiwilliger, der im Granatenhagel zum pflichtbewussten Menschen reift und die Anerkennung seiner Kameraden erlangt. Für ihn war aber nicht nur die Reifung eines Menschen von Bedeutung, sondern auch die Verantwortung für das Vaterland. So fühlte der junge Soldat „die Augen des Vaterlandes auf sich gerichtet, welches alles sah“.
In den Jahren 1934/35 folgten zwei Hörspiele: Die Freiwilligen und Das Winterlager. In beiden Hörspielen war das Leitthema die Pflicht gegenüber der Gemeinschaft über den individuellen Wünschen und Bedürfnissen.
Durch seinen erzählenden Bericht Eine Infanterie-Division bricht durch zog er harsche Kritik von Hans Grimm und Literaturfunktionär Hellmuth Langenbucher auf sich. Langenbucher zitierte Alverdes in seinem Band über Volkhafte Dichtung der Zeit von 1937 und attackierte ihn heftig.
Im Oktober 1936 wurden er und Karl Benno von Mechow in der von ihnen 1934 bis 1944 herausgegebenen Zeitschrift „Das Innere Reich“ wegen eines Artikels zum Geburtstag Friedrichs des Großen in der SS-Zeitschrift Das schwarze Korps im Parteiblatt Völkischer Beobachter scharf angegriffen. Nach Interventionen des Verlegers Gustav Pezold und des Schriftstellers Ernst von Salomon bei mehreren NS-Größen wurde das Verbot am 23. Oktober 1936 wieder aufgehoben. Die Zeitschrift konnte dann bis zum Herbst 1944 weiter erscheinen und war nie ein Organ der geistigen Opposition oder gar des Widerstandes.[1]
Nach 1945 veröffentlichte Paul Alverdes vor allem Kinderbücher und Hörspiele, erzählte jedoch in seinem letzten Roman Grimbarts Haus (1949) von einem Vater, der vier Söhne im Krieg verliert und deswegen den Verstand verliert.
Werke (Auswahl)
Dem Andenken Mozarts. Zur Eröffnung der Mozart-Ausstellung in München 1941. Schmidt Verlag, München 1941.
Dank und Dienst. Reden und Aufsätze. Albert Langen/Georg Müller, München 1939.
Deutsches Anekdotenbuch. Eine Sammlung von Kurzgeschichten aus vier Jahrhunderten. Dtv, München 1966 (zusammen mit Hermann Rinn).
Dezember. Der Christmonat. Ehrenwirth, München 1964.
Die dritte Kerze. Verlag Kiefel, Wuppertal 1968.
Die Freiwilligen. Albert Langen/Georg Müller, München 1934.
Das Männlein Mittentzwei, ein Märchen für Kinder. Albert Langen/Georg Müller, München 1937.
Die Geleitbriefe. Erlebnisse und Begegnungen. Diederichs, Köln 1951.
Gespräche über Goethes Harzreise im Winter. Südverlag, Konstanz 1950.
Grimbarts Haus. Südverlag, Konstanz 1949.
Das Hausbuch der Fabeln. Fabeln aus aller Welt. Ehrenwirth, München 1990, ISBN 3-431-03113-7.
Das Hausbuch der Schelmenstreiche. Von Schelmen und Narren aus aller Welt. Ehrenwirth, München 1990, ISBN 3-431-03114-5 (früher unter dem Titel „List gegen List“).
Eine Infanterie-Division bricht durch. Eher, München 1943.
Der mythische Eros in der geistlichen Lyrik des Pietismus. Dissertation, Universität München 1921.
Marion Mallmann-Biehler: „Das Innere Reich“. Analyse einer konservativen Kulturzeitschrift im Dritten Reich. Bouvier, Bonn 1978, ISBN 3-416-01383-2 (zugl. Dissertation, Universität Marburg 1977)
Wolfram Wessels: Hörspiele im Dritten Reich. Zur Institutionen-, Theorie- und Literaturgeschichte. Bouvier Bonn, 1985, ISBN 3-416-01926-1 (zugl. Dissertation, Universität Freiburg 1985)