Park Chan-wook ist in Seoul groß geworden und studierte Philosophie an der Sogang University, wo er einen Filmclub, die „Sogang Film Community“, gründete und einige Artikel über zeitgenössisches Kino veröffentlichte. Seinen ursprünglichen Plan, Filmkritiker zu werden, gab er auf, als er Vertigo von Alfred Hitchcock sah und daraufhin beschloss, selbst Filme zu machen.[1]
Parks erster Film The Moon is… The Sun’s Dream aus dem Jahre 1992 und sein zweiter Spielfilm Trio, den er fünf Jahre später drehte, waren kommerzielle Misserfolge. Erst mit Joint Security Area schaffte er 2000 den Durchbruch. Der Film zog in Südkorea sechs Millionen Zuschauer in die Kinos und stellte damit eine neue Bestmarke auf, die zuvor von Shiri gehalten wurde. Im Jahr darauf wurde er aber bereits von Friend abgelöst. Joint Security Area behandelt ein heikles Thema in Südkorea, die Teilung des Landes.
In Europa und Amerika blieb Park jedoch bis zu seinem Film Oldboy (2003) ein Geheimtipp. Das für westliche Verhältnisse überaus brutale Rachedrama Oldboy wurde auf den Filmfestspielen von Cannes mit dem Großen Preis der Jury ausgezeichnet. Zugleich ist es der zweite Teil einer Rachetrilogie, deren Anfang Sympathy for Mr. Vengeance (2002) machte. Der dritte Teil, Lady Vengeance, folgte 2005. Vier Jahre später erhielt Park für die Vampirgeschichte Durst eine Einladung in den Wettbewerb der 62. Internationalen Filmfestspiele von Cannes und gewann den Preis der Jury ex aequo mit Andrea Arnold für ihren Film Fish Tank.[2]
Quentin Tarantino ist ein erklärter Fan des Filmemachers. Im Jahr 2004 versuchte er als Präsident der Jury der Filmfestspiele von Cannes, selbige davon zu überzeugen, die goldene Palme an Oldboy zu vergeben. Dies gelang ihm jedoch nicht, die Auszeichnung ging an Fahrenheit 9/11 von Michael Moore. Oldboy erhielt den Großen Preis der Jury.
2011 drehte Park mit seinem Bruder Chan-kyong[4] den Film Night Fishing (Paranmanjang; Nachtangeln). Dieser soll der erste Kinofilm sein, der komplett mit dem iPhone 4 gedreht wurde.[5] Der Film, an dem 80 Mitarbeiter mitwirkten, wurde innerhalb von zehn Tagen gedreht und die Produktion kostete 102.000 Euro.[6] Auf der Berlinale 2011 erhielt der Film den Goldenen Bären für den besten Kurzfilm.[7] 2013 führte Park Regie beim Musikvideo „V“ der Sängerin Lee Jung-hyun, die die Hauptrolle in Night Fishing spielte. Im April 2012 gab Park bekannt, die Regie für das US-Remake des französischen Krimidramas Die Axt von Costa-Gavras zu übernehmen.[8]
2016 erhielt er für Die Taschendiebin (Originaltitel: Agassi, englischer Festivaltitel: The Handmaiden) seine dritte Einladung in den Wettbewerb der 66. Internationalen Filmfestspiele von Cannes. Der Film spielt im Korea der 1930er Jahre, ist ein „elegantes Verwirr- und Vexierspiel“ und zugleich ein Thriller, den die Kritiker sehr heraushoben aus dem Mainstream.[9]
Genau wie sein Regiekollege Bong Joon-ho ist Park Chan-wook Mitglied der Minju-nodong-Partei (민주노동당, Demokratische Arbeiterpartei), einer kleinen sozialdemokratischen Partei in Südkorea. 2002 trat er sogar in der Präsidentschaftskampagne der Partei im Fernsehen in Erscheinung.
2018 inszenierte er die 6-teilige MiniserieThe Little Drummer Girl nach dem Roman Die Libelle von John le Carré. Die Hauptrollen spielen Florence Pugh, Alexander Skarsgård und Michael Shannon. Die Serie entstand im Auftrag des amerikanischen Fernsehsenders AMC und der britischen BBC, die gemeinsam mit der Produktionsfirma The Ink Factory zuvor bereits The Night Manager, die Verfilmung von le Carrés Der Nachtmanager, realisiert hatten. Am 8. Oktober 2018 wurde der erste Trailer veröffentlicht.[10] Die Premiere fand am 14. Oktober 2018 auf dem London Film Festival statt. Die BBC startete die Ausstrahlung der Serie am 28. Oktober 2018.
↑Park Chan-wook Given The Axe. In: Dread Central. 20. April 2010, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 13. Mai 2012; abgerufen am 20. April 2012 (englisch).
Anmerkung: Bei diesem Artikel wird der Familienname vor den Vornamen der Person gesetzt. Dies ist die übliche Reihenfolge im Koreanischen. Park ist hier somit der Familienname, Chan-wook ist der Vorname.