Otto Prutscher war der Sohn des Tischlermeisters Johann Prutscher und dessen Frau Maria Tondl, sein älterer Bruder war der Architekt Hans Prutscher. Er besuchte nach einer Tischlerlehre bei seinem Vater von 1895 bis 1897 zunächst eine Fachhochschule für Holzindustrie und machte 1895 eine Studienreise nach Paris und London. Anschließend studierte er 1897–1901 an der Kunstgewerbeschule, wo er Schüler von Franz Matsch und Josef Hoffmann war.
1911 heiratete er Helene Süßmandl, mit der er zwei Töchter hatte. Aufgrund der jüdischen Herkunft seiner Ehefrau wurde Otto Prutscher 1939 zwangspensioniert. Das Ehepaar konnte aber während der Kriegszeit unbehelligt in Wien leben. 1947 erhielt er den Österreichischen Staatspreis für Architektur. Nach seinem Tod 1949 erhielt er ein ehrenhalber gewidmetes Grab auf dem Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 12 C, Reihe 16, Nr. 1).[1]
Leistung
Prutscher war ein vielbeschäftigter Architekt und führender Kunstgewerbetreibender Wiens am Anfang des 20. Jahrhunderts. Er schuf einige große Wohnhausanlagen im Roten Wien sowie Einfamilienhäuser und Inneneinrichtungen. Er gestaltete Möbel, beispielsweise für Jacob & Josef Kohn und Thonet, Schmuck, Porzellan, Glas, Besteck, Bucheinbände und Textilien für die Wiener Werkstätte, J. & L. Lobmeyr. Zu seinen Hauptaufgaben zählten die Planung und Ausstattung von Wohn- und Geschäftshäusern. Sein Nachlass im MAK – Museum für angewandte Kunst Wien umfasst Pläne und Architekturfotografien ebenso wie Originalentwürfe für Möbelstücke und kunstgewerbliche Objekte. Das Museum widmete ihm 2019/2020 eine eigene Ausstellung (Otto Prutscher. Allgestalter der Wiener Moderne, 20. November 2019 – 17. Mai 2020).[2]
Matthias Boeckl (Red.): Otto Prutscher. 1880–1949. Architektur, Interieur, Design. Der Katalog erscheint anläßlich der Retrospektive „Otto Prutscher 1880–1949“ im Ausstellungszentrum der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien, Heiligenkreuzerhof, 23. Jänner bis 15. März 1997. Hochschule für Angewandte Kunst, Wien 1997, ISBN 3-85211-054-8.
Julia Eglin-Blaha: Otto Prutscher (1880–1949). Möbel und Kunsthandwerk. Dissertation. Universität Graz, Graz 2002.
Hermi und Fritz Schedlmayer, Claas Duit (Hrsg.); Otto Prutscher(1880–1949). Architekt und Designer zwischen Tradition und Moderne. 2 Bände, Wolkersdorf 2020, ISBN 978-3-0356-2007-8.
Einzelnachweise
↑Hedwig Abraham: Prof. Otto Prutscher. In: viennatouristguide.at, abgerufen am 23. Dezember 2012.
↑Landhaus R. B. in Baden. Gassenfassade. In: Der Architekt, Jahrgang 1913, S. 137 ff. (Bildteil). (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/arc, Villa R. Bienenfeld, Baden: Straszenfassade. (…) Gartenfassade.(…) Garten. In: Die Kunst. Monatshefte für freie und angewandte Kunst. Band 34.1916 (XIX. Jahrgang), Bruckmann, München 1916, ZDB-ID 501102-4, S. 166 f. – online.
↑Armand Weiser: Otto Prutscher. In: Dekorative Kunst, illustrierte Zeitschrift für angewandte Kunst, Band 32 = Jg. 27, 1923/24, S. 273–282 (Digitalisat).
↑Franz Arens: Neue Arbeiten von Otto Prutscher. In: Die Kunst. Monatshefte für freie und angewandte Kunst. Band 42.1920 (XXIII. Jahrgang), Bruckmann, München 1920, ZDB-ID 501102-4, S. 245–255. – Textarchiv – Internet Archive.
↑Matěj Páral, Martin Krsek, Jan Vaca: Villa Hübl. In: usti-aussig.net, abgerufen am 23. Dezember 2012.