Gröllmann wurde als Sohn eines Sattlermeisters in Billbrook geboren.[1] Otto, genannt ‚Otje‘, Gröllmann absolvierte eine Ausbildung als Theatermaler von 1917 bis 1920 am Hamburger Schauspielhaus. In seiner Freizeit war er in der sozialistischen Arbeiter-Jugend aktiv und lernte dort Willi Bredel kennen. Er arbeitete danach am Operettenhaus und am Altonaer Stadttheater als Bühnenbildner.
Durch Willi Bredel und den damaligen USPD-Referenten Ernst Thälmann kam er in Kontakt zur Hamburger Arbeiterbewegung. 1922 wurde er Mitglied der KPD. Am 23. und 24. Oktober 1923 nahm er aktiv in Schiffbek am Hamburger Aufstand teil und wurde zu 17 Monaten Festungshaft verurteilt, die er aufgrund von Krankheit und Amnestie nicht antreten musste.[2]
Gröllmann engagierte sich als Schriftführer der Hamburger Sektion der „Assoziation revolutionärer bildender Künstler“ (ASSO) und bei der Agitprop-Gruppe des Arbeitertheaterbundes „Die Nieter“, deren Dekoration und Kostüme er mitgestaltete. Außerdem zeichnete er viele Flugblätter und Transparente sowie Titelbilder für die „Hamburger Volkszeitung“ (HVZ). Er illustrierte Willi Bredels erste Buchveröffentlichung „Marat der Volksfreund“.
Wegen seiner Beteiligung am Widerstand gegen die NS-Diktatur wurde er Ende 1933 verhaftet. Er wurde zunächst ins Konzentrationslager Fuhlsbüttel eingeliefert und im Februar 1934 ins Hamburger Untersuchungsgefängnis. Wegen seiner Verbindung zur KPD angeklagt, wurde er zu 17 Monaten Gefängnis verurteilt, die er im Strafgefängnis Wolfenbüttel verbrachte. Nach der Gefängnishaft war er wieder am Theater, aber auch als Maler auf dem Bau tätig.
Im Zusammenhang mit der Verhaftung von Fallschirmspringern wurde auch Gröllmann erneut verhaftet. Nach Verhören unter Folter durch Angehörige der SS kam er mit weiteren Gefangenen im März 1943 ins Untersuchungsgefängnis. Dort erlebte er die Luftangriffe auf Hamburg im Juli 1943 und wurde als Folge des daraus entstandenen Chaos bei den Hamburger Justizbehörden am 4. August 1943 „vorübergehend“ entlassen.
Gröllmann gelang es, sich einer Wiederverhaftung zu entziehen. Er erhielt wieder Kontakt zu seiner Widerstandsgruppe, die bis zum April 1945 weiterhin „illegale“ Flugblätter herausgab.
Auf Initiative von Willi Bredel übersiedelte er mit seiner Familie 1948 nach Schwerin und 1954 nach Dresden, wo er an den dortigen Staatstheatern weiter als Bühnenbildner arbeitete. In der Wendezeit 1989/90 „formulierte er mehrfach öffentlich scharfe Kritik am stalinistisch anmutenden ancien régimeErich Honeckers“.[4]
Otto Gröllmann starb im Juli 2000 mit 97 Jahren in Berlin.
Literatur
Altes Museum (Berlin, Germany), Staatliche Museen zu Berlin (Germany : East), Christine Hoffmeister, Christian Suckow (Hrsg.): Revolution und Realismus: revolutionäre Kunst in Deutschland 1917 bis 1933, Seite 31, Staatliche Museen zu Berlin, 1978.
Maike Bruhns: Kunst in der Krise. Band 2: Künstlerlexikon Hamburg 1933–1945, Hamburg 2001, ISBN 3-933374-95-2, S. 168–171.
Florian Henckel von Donnersmarck: Das Leben der anderen. Suhrkamp Verlag: Frankfurt am Main.- 2006, ISBN 3-518-45786-1, S. 202.
Kay Weniger: Zwischen Bühne und Baracke. Lexikon der verfolgten Theater-, Film- und Musikkünstler 1933 bis 1945. Mit einem Geleitwort von Paul Spiegel. Metropol, Berlin 2008, ISBN 978-3-938690-10-9, S. 147.
↑Hans-Kai Möller: Hamburger Aufstand 1923 - Otto Gröllmann: Bühnenbildner, Barrikadenkämpfer und Chronist, in Willi-Bredel-Gesellschaft, Hamburg, Rundbrief 2023, S. 16–22
↑Hans-Kai Möller: Hamburger Aufstand 1923 - Otto Gröllmann: Bühnenbildner, Barrikadenkämpfer und Chronist, in Willi-Bredel-Gesellschaft, Hamburg, Rundbrief 2023, S. 16–22
↑Harald Schlüter: Ein mutiger Schritt - Der Aufbau der Gewerkschaft HBV in Hamburg, Hrsg. Gewerkschaft HBV Hamburg, Hamburg 1988, S. 9.
↑Kay Weniger: Zwischen Bühne und Baracke. Lexikon der verfolgten Theater-, Film- und Musikkünstler 1933 bis 1945. Mit einem Geleitwort von Paul Spiegel. Metropol, Berlin 2008, ISBN 978-3-938690-10-9, S. 148.