Olga Helena Karolina Boznańska[1] wurde als Tochter des polnischen Eisenbahningenieurs Adam Nowina Boznański († 1906)[2][3] und der Französin Eugénie Mondan († 1892)[4] im damals österreichischen Krakau geboren. Zusammen mit ihrer Schwester Izabela (* 1868; † 1934) erhielt sie den ersten Zeichenunterricht von ihrer Mutter.[5] 1878 war sie mit ihren Eltern und ihrer Schwester in Paris und besuchte dort unter anderem die Weltausstellung. Von 1883 bis 1886 lernte Olga bei Józef Siedlecki und Kazimierz Pochwalski und besuchte Höhere Kurse für Frauen[6] im von Adrian Baraniecki gegründeten Technisch-gewerblichen Museum in Krakau von Hipolit Lipiński und Antoni Piotrowski neben anderen.[7]
In München studierte sie von 1886 bis 1888 an der Schule von Carl Kricheldorf und teilte sich 1888 mit Hedwig Weiß ein Atelier. Anschließend studierte sie bei Wilhelm Dürr,[8] aber nur bis 1889, weil dieser dann zu krank wurde. In der Alten Pinakothek war sie oft anzutreffen, weil sie dort Alte Meister kopierte, um sich so auch auf diesem Wege fortzubilden. Ebenfalls 1889 bezog sie ihr eigenes Atelier.[9]
Ihr dritter Lehrer wurde Paul Nauen, mit dem sich auch eine Freundschaft entwickelte. 1893 porträtierte sie ihn in ihrem Atelier und im selben Jahr porträtierte er sie. 1894 erhielt Olga Boznańska die kleine goldene (silberne) Staatsmedaille für das Porträt Paul Nauen bei der Internationalen Kunstausstellung im Künstlerhaus Wien. Als der Bayerische Kurier über die Ausstellung berichtete und nicht das Bild, sondern den dargestellten Paul Nauen kritisierte, und ihn unter anderem als Zivilisationskrüppel bezeichnete, verklagte Nauen den verantwortlichen Redakteur und gewann den Prozess.[10] Beide Gemälde sind heute Teil der Sammlung des Nationalmuseums in Krakau.
Zu Olga Boznańskas Künstlerkreis gehörten neben den deutschen Künstlern auch polnische Künstler, die zu der Zeit in München wirkten, wie zum Beispiel Waclaw Szymanowski, Józef Brandt und Alfred von Wierusz-Kowalski, die auch ihre Mentoren waren. 1895 übernahm sie die Leitung der Malschule von Theodor Hummel in München.[11][12] Sie unternahm während ihrer Zeit in München viele Reisen. Oft reiste sie nach Krakau. Andere Ziele waren Berlin und Wien, wo sie im Kunsthistorischen Museum Gemälde von Diego Velázquez kopierte, die sie sehr verehrte. Paris war ebenfalls mehrmals ihr Reiseziel.
1898 zog sie gänzlich nach Paris und mietete ein Atelier in der Rue Campagne Première Nr. 9 im Viertel Montparnasse. Im selben Jahr wurde sie Mitglied der polnischen Künstlervereinigung „Sztuka“. 1901 wurde sie Mitglied der französischen Künstlervereinigung Société nationale des beaux-arts, gründete mit Leonia Bierkowska einen Künstlerinnenverein, bei dem sie beide Vorsitzende waren,[13][14] und hatte ein Atelier in der Rue Campagne Première Nr. 114. Olga Boznańska unterrichtete auch Malerei und lehrte an der Académie de la Grande Chaumière, der Académie Colarossi und der Académie Vitti. Damit gehörte sie zu denjenigen Frauen in der Kunst, die schon frühzeitig in der Lehre tätig waren.
1888: III. Internationale Kunstausstellung im Glaspalast in München – Ölgemälde: Studie[22]
1889: Jahresausstellung von Kunstwerken aller Nationen im Glaspalast in München – Ölgemälde: Traumverloren[23] – Späterer Titel: Nachdenkliches Mädchen[24]
1890: Zweite Jahresausstellung von Kunstwerken aller Nationen im Glaspalast in München – Ölgemälde: Porträt meiner Mutter und Herbstblumen[25]
1891: Internationale Kunstausstellung vom Verein Berliner Künstler anlässlich seines fünfzigjährigen Bestehens – Aquarelle und Pastelle: Studie[26]
1892: VI. Internationale Kunstausstellung im Glaspalast in München – Ölgemälde: Im Treibhause und Porträt[27]
1892: III. Internationale Ausstellung von Aquarellen, Pastellen, Handzeichnungen und Radierungen, Dresden – Pastelle: Angelica, Louise und Unzertrennlich[28]
1893: Jahresausstellung von Kunstwerken aller Nationen im Glaspalast in München – Ölgemälde: Selbstporträt – Pastelle: Träumerei, Gretchen und Studienkopf[30]
1894: Internationale Kunstausstellung in Wien, Künstlerhaus Wien – Ölgemälde: Porträt Paul Nauen
1894: Ausstellung im Künstlerhaus Wien – Pastelle Porträt, Frau mit Kind[31]
1894: Internationale Kunstausstellung der Münchner Secession – Ölgemälde: Porträt[32] – Aquarelle, Pastelle, Zeichnungen usw.: Porträt des Frl. Komonovsko (Pastell), Porträt des Hernn Sviatlovsky[33]
1894: Große Berliner Kunstausstellung – Gemälde: Studie und Mutter und Kind[34]
1895: Ausstellung im Künstlerhaus Wien – Pastell Porträtstudie[35]
1895: Frühjahrsausstellung der Münchner Secession – Pastelle[36]
1895: Große Berliner Kunstausstellung – Gemälde: Zwei Damenbildnisse und Herrenbildnis[37][38]
1895: Internationale Kunstausstellung der Münchner Secession – Ölgemälde: Porträt[39]
1898: Große Berliner Kunstausstellung – Gemälde: Mädchen mit Tulpen[46]
1898: Internationale Kunstausstellung der Münchner Secession – Ölgemälde: Porträt, Kniestück und Arme Leute[47]
1898: Einzelausstellung in der Galerie Georges Thomas in der Avenue Trudaine in Paris – 12 Gemälde[48]
1899: Ausstellung von Gemälden und Drucken zusammen mit Drucker und Maler Daniel Mordant in der Galerie Georges Thomas in Paris[49]
1899: Exposition nationale des beaux-arts der Société nationale des beaux-arts in Paris – Ölgemälde: Familie, Porträt, Porträt des Kunsthändlers Georges Thomas[50]
1899: Große Berliner Kunstausstellung – Gemälde: Französische Bäuerin[51]
1899: Internationale Kunstausstellung der Münchner Secession – Herrenbildnis[52]
1899: XXVI. Jahresausstellung im Künstlerhaus Wien – Ölgemälde: Adagio[53] und Mädchen mit Tulpen[54]
1900: Große Berliner Kunstausstellung – Gemälde: Frau mit zwei Kindern und Die Kinderwärterin[55]
1900: Internationale Kunstausstellung der Münchner Secession – Angelina, Kniestück, Italiener und Köpfe[56][57]
1901: Große Berliner Kunstausstellung – Gemälde: Damenbildnis[59]
1901: Exposition nationale des beaux-arts der Société nationale des beaux-arts in Paris – Ölgemälde: Familienporträt,[60]Porträt eines jungen Mädchens, Bretonin[61]
1902: Exposition nationale des beaux-arts der Société nationale des beaux-arts in Paris – Ölgemälde: Herrenporträt, Porträt eines blonden Mannes, Junges Mädchen (Studie), Junger Mann (Studie)[62]
1903: Exposition nationale des beaux-arts der Société nationale des beaux-arts in Paris – Ölgemälde: Nostalgie (Junges Mädchen (Studie)), Porträt Fräulein R., Porträt Fräulein Jeanne Tournès, Porträt Fräulein K., Junges Mädchen (Studie)[67]
1904: Internationale Kunstausstellung Düsseldorf im Kunstpalast – Ölgemälde: Mädchen[69] – Späterer Titel: Nachdenkliches Mädchen[70]
1904: Exposition nationale des beaux-arts der Société nationale des beaux-arts in Paris – Ölgemälde: Herrenporträt (Herr von Raetvan) (Porträt des Pianisten August Radwan), Porträt des Malers Samuel Hirszenberg, Italienisches Mädchen, Zwei Schwestern, Porträt einer jungen Dame[71]
1905: Exposition nationale des beaux-arts der Société nationale des beaux-arts in Paris – Ölgemälde: Porträt Frau Richard, Porträt Fräulein K., Porträt Herr von Radwan (Porträt des Pianisten August Radwan), Porträt Frau L., Porträt Frau Thomas, Interieur[72] – Pastell: Porträt[73]
1905: Elfte Kunstausstellung der Berliner Secession – Ölgemälde: Damenporträt[74]
1905: IX. Internationale Kunstausstellung im Glaspalast in München – Öl- und Temperagemälde: Damenbildnis und Herrenbildnis[75]
1906: XXVI. Ausstellung der Wiener Secession im Wiener Secessionsgebäude mit der polnischen Künstlervereinigung „Sztuka“ – Zwei Damenporträts[76] und ein Herrenporträt[77]
1906: Exposition nationale des beaux-arts der Société nationale des beaux-arts in Paris – Ölgemälde: Porträt Frau R., Porträt Frau Roché..., Porträt Herr D., Porträt Dr. Chadzynski, Porträt Herr L., Porträt Frau G.[78] – Pastell: Frauenporträt[79]
1906: Erste Ausstellung der Verbindung bildender Künstlerinnen im Kunstsalon Fritz Gurlitt in Berlin[80]
1907: Exposition nationale des beaux-arts der Société nationale des beaux-arts in Paris – Ölgemälde: Damenporträt, Kinder, Porträt einer Dame in Schwarz, Porträt einer Dame in Schwarz, Porträt eines jungen Mädchens[81] – Im Ausstellungskatalog ist auch eine Schwarz-Weiß-Abbildung eines Bildes mit dem Titel Kinder.[82]
1908: Ausstellung der polnischen Künstlervereinigung „Sztuka“ in der Zedlitzhalle der Künstlervereinigung Hagenbund in Wien – Porträts[83]
1908: Exposition nationale des beaux-arts der Société nationale des beaux-arts in Paris – Ölgemälde: Porträt Frau F., Porträt Fräulein Cheiley, Porträt Fräulein de P., Porträt Frau V. mit ihrer Tochter,[84]Porträt Herr L., Porträt Herr de S.[85] – Im Ausstellungskatalog ist auch eine Schwarz-Weiß-Abbildung eines Porträts, Porträt Frau T., das im Katalog nicht aufgeführt ist.[86]
1909: X. Internationale Kunstausstellung im Glaspalast in München – Öl- und Temperagemälde: Kinderbildnis und Damenbildnis[87]
1910: Zwanzigste Kunstausstellung der Berliner Secession – Ölgemälde und Aquarelle: Mutter mit Kind[88]
1916: Modern Painting in der Wilstach Gallery in Philadelphia[94]
1929: Große Berliner Kunstausstellung – Gemälde: Porträt von Frau Leg.-Rat I[95]
1929: Carnegie International im Art Institute of Chicago – Porträt Fräulein E., Porträt Frau Banciewicz, Porträt Professor Danysz, Spanisches Stillleben[96]
1937: Ausstellung der Femmes Artistes Modernes (FAM) im Pavillon des Exposition, Esplanade des Invalides in Paris – Porträt[97]
2006–2007: Gärten – Ordnung, Inspiration, Glück im Städel Museum, Frankfurt am Main
2014–2015: Olga Boznańska – Einzelausstellung im Nationalmuseum in Krakau
2015: Olga Boznańska – Einzelausstellung im Nationalmuseum Warschau
Illustrationen
1897 Eine Illustration in Jednodniówka Monachium 1897 (Eintageblatt München 1897), S. 9 – Texte von polnischen Autoren und Illustrationen von in München lebenden polnischen Künstlern (polona.pl Digitalisat).
Gelistete Werke
Ein Gemälde von Olga Boznańska ist bei lootedart.com gelistet:
Stillleben, Öl auf Kartonpapier, 64,8 × 50 cm, 1934, ausgestellt 1937 und 1938
Literatur
Boznanska, Olga de. In: Anton Hirsch: Die bildenden Künstlerinnen der Neuzeit. Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart 1905, S. 163, 213, 222
Boznańska, Olga. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band1: A–D. E. A. Seemann, Leipzig 1953, S.291 (Textarchiv – Internet Archive – Leseprobe).
Marta Koscielniak: Künstlerinnen und Migration. Olga von Boznańska und Otolia Gräfin Kraszewska im München des Fin de Siècle, Köln: Böhlau 2019, ISBN 978-3-412-51398-6.
↑Erwähnung des Künstlerinnenvereins in Die Kunst für alle von 1901, S. 436.
↑Eintrag des Künstlerinnenvereins im Jahrbuch der Bildenden Kunst von 1903, S. 267.
↑Nachweis Zitat: 6.4.1894/26.5.1894 Boznanska von, Olga, (goldene), für “Porträt” (Paul Nauen), Öl, Kat. Nr. XVIII/18 der Internationalen Kunstausstellung
↑Auflistung der Medaillen In: Katalog der 26. Jahresausstellung. Gesellschaft Bildender Künstler Wiens 1889, S. 6 und 7 (Textarchiv – Internet Archive).
↑Ulrich Schulte-Wülwer: Kieler Künstler – Band 2: Kunstleben in der Kaiserzeit 1871–1918. Sonderveröffentlichungen der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte herausgegeben von Jürgen Jensen, Band 81, Boyens, Heide 2016, ISBN 978-3-8042-1442-2, S. 82