Das Odenwälder Freilandmuseum ist ein Freilichtmuseum in Gottersdorf, einem Stadtteil von Walldürn. Es wird vom Förderverein Odenwälder Freilandmuseum e. V. betrieben und ist jeweils vom 1. April bis Ende Oktober eines Jahres geöffnet.[1]
Auf dem Museumsgelände werden siebzehn Gebäude und Kleindenkmale aus den Regionen Odenwald und Bauland aus dem 17. bis 20. Jahrhundert ausgestellt. Die Häuser wurden an den ursprünglichen Standorten abgetragen und auf dem Museumsgelände originalgetreu wieder aufgebaut (Translozierung). Zwischen den Gebäuden wird die historische Umgebung eines Dorfes im Odenwald dargestellt und an verschiedenen Stationen erklärt.[1]
Gebäudebestand
Das im Jahr 1990 eröffnete Museum umfasst zwei Baugruppen, die aus verschiedenen historischen und ortstypischen Gebäuden bestehen. In einer Bandbreite vom kleinen Tagelöhnerhaus bis zum Großbauernhof mit einer Darre für Grünkern und einer Ziegelhütte sind verschiedenartige Bauwerke vorhanden. Daneben werden historische Gebäudeeinrichtungen, alte Nutztierrassen, Gärten, Felder, Streuobstwiesen, Maschinen und Werkzeuge ausgestellt. Sie geben realistische Einblicke in die schlichte Lebens- und Arbeitswelt im Zeitraum der letzten 300 Jahre im Odenwald und der angrenzenden ländlich geprägten Regionen.[2]
Neben den originalen Gebäuden werden auf dem Museumsgelände die historische Umgebung eines Dorfes im Odenwald mit alten Nutztierrassen, die Dreifelderwirtschaft und die für die Versorgung mit frischen Lebensmitteln notwendigen Bauerngärten und Streuobstwiesen auf insgesamt mehr als vier ha Fläche dargestellt bzw. gehalten. Auf dem Gelände grasen Coburger Fuchsschafe mit den arttypischen braunen Köpfen und Beinen sowie dem hellen Fell. Es schnattern Fränkische Landgänse, die eine leicht graue oder blaue Färbung des Federkleides haben und im späten 20. Jahrhundert vom Aussterben bedroht waren.[5]
Daneben werden Honigbienen in einer historischen Klotzbeute und auf modernen Wechselrahmen gehalten. In den Bauerngärten werden historische Sorten wie beispielsweise die „Blaue Wolfegger Bohne“ oder der Gute Heinrich (Blitum bonus-henricus) angebaut. Auf den Streuobstwiesen werden verschiedene alte Apfel- und Birnensorten angebaut, die sich aufgrund ihrer variablen Formen der Früchte und Geschmacksrichtungen nicht für den gewöhnlichen Erwerbsanbau eignen.[5]
Veranstaltungen
Im Freilandmuseum werden regelmäßig Veranstaltungen, Gruppenführungen und Vorführungen historischer Handwerksberufe angeboten, beispielsweise an Ostern das Ostereiersuchen im Freien, im Sommer das Grünkernfest oder die SpielmannstageWinneweh, im Spätsommer zur Erntezeit ein Kartoffel- und Mostfest sowie jährliche sogenannte Living-History Veranstaltungen zu verschiedenen historischen Themen, ein Oldtimertreffen mit historischen Fahrzeugen und ein 1950er Jahre Treffen.[6]
Thomas Naumann: Neckermann im Bauernhaus. Die 1950er Jahre auf dem Land und das Haus Bär im Odenwälder Freilandmuseum. 2., erweiterte Auflage. Walldürn 2015.
Thomas Naumann, Hubert Vacŭlik, Peter Schubart: Der Hof Schüßler in Walldürn-Gottersdorf in Denkmalpflege in Baden-Württemberg, Bd. 16 Nr. 3/2013, S. 137–141 (online, PDF 789 kB)