Obersachsen (Diespeck)
Obersachsen ist ein Gemeindeteil der Gemeinde Diespeck im Landkreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim (Mittelfranken, Bayern).[2] Obersachsen liegt in der Gemarkung Dettendorf.[3]
Geografie
Durch das Dorf fließt der Sachsenbach, ein rechter Zufluss der Aisch. 0,75 km nordwestlich des Ortes liegt das Waldgebiet Martersbach, 1 km nördlich liegt das Flurgebiet Herrnfeld, 0,5 km südwestlich erhebt sich der Geißberg (354 m ü. NHN). Eine Gemeindeverbindungsstraße führt nach Untersachsen (0,3 km westlich) bzw. nach Dettendorf zur Kreisstraße NEA 15 (1,1 km nordöstlich). Eine weitere Gemeindeverbindungsstraße führt nach Eggensee (1 km südlich).[4]
Geschichte
Im Jahre 796 erhielt Bischof Berowelf von Würzburg von Karl dem Großen ein Kontingent der aus Nordalbingien umgesiedelten Sachsen. Ein Teil der Sachsen wurde eingesetzt, das Land des heutigen Ober- und Untersachsen urbar zu machen.[5] So entstanden, vom Königshof Riedfeld aus organisiert, zunächst acht Sachsenhöfe.[6] Die bald in zwei Gruppen (heute Ober- und Untersachsen) aufgeteilten Orte werden in einer Urkunde, die im Zeitraum 868–900 entstanden ist, als „Ad Saxones“ erstmals namentlich erwähnt.[7] Im 14. Jahrhundert wurde das Rittergut Waldsachsen gebildet, das grundherrschaftliche Ansprüche in Dettendorf, Eggensee und Obersachsen hatte (Ober- und Untersachsen unterstanden der Stadtvogtei Neustadt. Während Obersachsen seit 1486 fest an Dettendorf gebunden war und zum Kastenamt Dachsbach gehörte, gehörte Untersachsen zum Kastenamt Neustadt und kam in Bindung zu Eggensee). In Obersachsen wurden ein Wasserschloss, ein Kellerhaus, ein Schlossbauernhof, eine Ziegelhütte und eine Pechhütte errichtet. 1491 gehörte Obersachsen wie Eggensee zur Pfarrei Neustadt.[8] Zwischen 1502 und 1506 kam das Rittergut an Konrad von Lüchau (aus dem bereits 1486 in Obersachsen belegten Adelsgeschlecht Lüchau.[9]) 1525 wurde das Wasserschloss und der Ort in der Folge des Bauernkriegs vernichtet. 1707 erwarb der Stadthauptmann Bühl das immer noch öd liegende Schloss. Die verbliebenen Steine der Ruine wurden für den Bau seines Sitzes in Dettendorf verwendet.[5]
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts bildete Obersachsen mit Untersachsen eine Realgemeinde.[10] In Obersachsen gab es acht Anwesen (1 Schlossbauernhof, 3 Häuser, 2 Häuslein, 1 Mühle, 1 Ziegelei). Das Hochgericht übte das brandenburg-bayreuthische Stadtvogteiamt Neustadt an der Aisch aus. Die Dorf- und Gemeindeherrschaft sowie die Grundherrschaft über alle Anwesen hatte das Rittergut Waldsachsen.[11]
Von 1797 bis 1810 unterstand der Ort dem Justizamt Dachsbach und Kammeramt Neustadt. Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde Obersachsen dem 1811 gebildeten Steuerdistrikt Diespeck zugeordnet. Es gehörte der 1813 gegründeten Ruralgemeinde Dettendorf an.[12] Am 1. Juli 1971 wurde Obersachsen im Zuge der Gebietsreform nach Diespeck eingemeindet.
Einwohnerentwicklung
Religion
Der Ort ist seit der Reformation evangelisch-lutherisch geprägt und nach St. Johannes Baptist (Diespeck) gepfarrt.[11] Die Einwohner römisch-katholischer Konfession sind nach St. Johannis Enthauptung (Neustadt an der Aisch) gepfarrt.[22]
Literatur
- Johann Kaspar Bundschuh: Obersaxen. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 4: Ni–R. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1801, DNB 790364301, OCLC 833753101, Sp. 216 (Digitalisat).
- Johann Kaspar Bundschuh: Saxenwald. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 5: S–U. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1802, DNB 790364328, OCLC 833753112, Sp. 65 (Digitalisat).
- Max Döllner: Entwicklungsgeschichte der Stadt Neustadt an der Aisch bis 1933. 2., unveränderte Auflage. Ph. C. W. Schmidt, Neustadt an der Aisch 1978, ISBN 3-87707-013-2, S. 104, 113 und 158–160 (Erstausgabe: 1950).
- Hanns Hubert Hofmann: Neustadt-Windsheim (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 2). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1953, DNB 452071216, S. 120 (Digitalisat). Ebd. S. 184 (Digitalisat).
- Georg Paul Hönn: Ober-Saxen. In: Lexicon Topographicum des Fränkischen Craises. Johann Georg Lochner, Frankfurt und Leipzig 1747, OCLC 257558613, S. 280 (Digitalisat).
Weblinks
Fußnoten
- ↑ a b Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 338 (Digitalisat).
- ↑ Gemeinde Diespeck, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 27. Juli 2023.
- ↑ Webkarte. ALKIS®-Verwaltungsgrenzen - Gemarkungen. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 2. Oktober 2024.
- ↑ Ortskarte 1:10.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 27. Juli 2023 (Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
- ↑ a b Gemeindegeschichte > Ober- und Untersachsen. In: diespeck.de. Abgerufen am 27. Juli 2023.
- ↑ Max Döllner: Entwicklungsgeschichte der Stadt Neustadt an der Aisch bis 1933, S. 158.
- ↑ Hans Sponholz u. a. (Hrsg.): Landkreis Neustadt an der Aisch. Verl. f. Behörden u. Wirtschaft Hoeppner, Aßling-Pörsdorf/Obb. 1972, DNB 720137675, S. 92.
- ↑ Max Döllner: Entwicklungsgeschichte der Stadt Neustadt an der Aisch bis 1933, S. 113 und 159 f.
- ↑ Max Döllner: Entwicklungsgeschichte der Stadt Neustadt an der Aisch bis 1933, S. 104.
- ↑ H. H. Hofmann: Neustadt-Windsheim, S. 137.
- ↑ a b H. H. Hofmann: Neustadt-Windsheim, S. 120.
- ↑ H. H. Hofmann: Neustadt-Windsheim, S. 184.
- ↑ Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. Im Jahre 1818 wurden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser und 1885 bis 1987 als Wohngebäude.
- ↑ Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, OCLC 1071656043, S. 68 (Digitalisat).
- ↑ Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, OCLC 635011891, S. 197 (Digitalisat).
- ↑ Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 1056, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
- ↑ Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1221, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
- ↑ K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1155 (Digitalisat).
- ↑ K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1227 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1265 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 1095 (Digitalisat).
- ↑ a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 803 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 175 (Digitalisat).
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