Das Oberamt Nagold war ein Verwaltungsbezirk im westlichen Württemberg (auf beigefügter Karte # 35), der 1934 in Kreis Nagold umbenannt wurde und 1938 größtenteils im Landkreis Calw aufging. Allgemeine Bemerkungen zu den württembergischen Oberämtern siehe Oberamt (Württemberg).
Obwohl große Teile des oberen und mittleren Nagoldtals schon vor 1800 zu Württemberg gehörten, bildete das Gebiet keine historische Einheit. Ein Indiz für die ehemalige territoriale Zersplitterung der Übergangszone zwischen Schwarzwald und Heckengäu ist die Existenz von fünf mittelalterlichen Städten auf weniger als 300 km². Nagold, unter ihnen die größte, war bereits seit dem 14. Jahrhundert Hauptort eines württembergischen Amts. Die mit den Städten Wildberg (1440) und Altensteig (1603) erworbenen Territorien wurden als eigenständige Ämter in den Verwaltungsaufbau eingefügt. In ihren Grenzen bewahrten die drei Ämter, seit 1758 Oberämter, die geschichtliche Entwicklung bis hin zur großen Gebiets- und Verwaltungsreform der napoleonischen Zeit. 1807 wurden Klosterämter und Rentkammerbesitz in die weltlichen Ämter integriert, das Oberamt Wildberg aufgelöst, das Oberamt Altensteig zunächst sogar vergrößert, aber 1810 ebenfalls aufgehoben und auf die Bezirke Nagold und Calw verteilt. Nachbarn des von 1818 bis 1924 dem Schwarzwaldkreis zugeordneten Oberamts Nagold waren nach der Neuordnung die württembergischen Oberämter Neuenbürg, Calw, Herrenberg, Horb, Freudenstadt sowie das Großherzogtum Baden.
Ehemalige Herrschaften
1813, nach Abschluss der Gebietsreform, setzte sich der Bezirk aus Bestandteilen zusammen, die im Jahr 1800 zu folgenden Herrschaften gehört hatten:
Amt Altensteig: Altensteig (Stadt und Dorf), Beuren, Ettmannsweiler, Mindersbach, Pfrondorf, Rotfelden, Simmersfeld, Spielberg, Walddorf, dazu Egenhausen und Enztal als mitverwaltetes Rentkammergut;
Amt Wildberg: Wildberg, Ebhausen, Effringen, Gültlingen, Schönbronn, Ober- und Unter-Sulz;
Vorderösterreich Die Landeshoheit über die als österreichisches Lehen an die Kechler von Schwandorf vergebene Herrschaft Talheim war zwischen dem Lehnsherrn und dem Ritterkanton umstritten.
Karl Eduard Paulus (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Nagold (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band42). Karl Aue, Stuttgart 1862 (Volltext [Wikisource]). – Reprint: Horst Bissinger Verlag und Druckerei, Magstadt (bei Stuttgart) 1976, ISBN 3-7644-0041-2.
Wolfram Angerbauer (Red.): Die Amtsvorsteher der Oberämter, Bezirksämter und Landratsämter in Baden-Württemberg 1810 bis 1972. Herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft der Kreisarchive beim Landkreistag Baden-Württemberg. Theiss, Stuttgart 1996, ISBN 3-8062-1213-9.