Das aus dem Kurfürstentum hervorgegangene Königreich Hannover übernahm den Wahlspruch „Nunquam retrorsum“ in sein Staatswappen. Auch bei Stiftung des St. Georgs-Ordens 1839 wurde er als Ordensdevise gewählt. Der letzte König von Hannover Georg V. wählte „Nunquam retrorsum“ ebenfalls als persönlichen Wahlspruch. Im Hof- und Staatshandbuch für das Königreich Hannover für 1853 erscheint die Devise erstmals als Umschrift zur Staatsflagge. Auch in der Hannoverschen Armee galt der Wahlspruch bis zur Schlacht bei Langensalza am 27. Juni 1866 als Devise und wurde seit dem Untergang des Königreichs am 29. Juni 1866 oft als Devise der Veteranenverbände und welfisch gesinnter Kreise verwendet.
Weitere Verwendungen der Devise
Während seines Aufenthalts auf Helgoland (11. August bis 5. September 1841) schrieb August Heinrich Hoffmann von Fallersleben nicht nur am 26. August das Lied der Deutschen, sondern auch am folgenden Tag zur Melodie des Studentenliedes „Wir hatten gebauet ein stattliches Haus“ das kämpferische Gedicht „Wir haben’s geschworen“.[6] Veröffentlicht wurde es zuerst in der 1843 ohne jede Namensnennung in der Schweiz herausgebrachten Sammlung Deutsche Lieder aus der Schweiz unter dem Titel Nunquam retrorsum![7]
Das Corps Hannovera Göttingen führt den Wahlspruch als damaliges hannöversches Landescorps an der Georg-August-Universität seit seiner Gründung 1809. Auch auf Stammbuchblättern der vorgehenden Hannoverschen Landsmannschaft findet sich der Eintrag „Nunquam retrorsum“ oder die entsprechende Abkürzung „N.R.“, zuweilen gleichberechtigt mit dem älteren „Nec aspera terrent“.[9] Ebenso übernahm das 1810 gegründete Corps Hannovera Heidelberg die Devise. Auf der Rückseite des abgebildeten Pfeifenkopfs von 1811 befindet sich eine Mitgliederliste mit 31 Namen der Jahre 1810/11.[10] 1848 wurde der Wahlspruch des Göttinger Corps um den Wahlspruch des Corps Hanseatia Göttingen zu „Nunquam retrorsum, fortes fortuna adiuvat!“ (lateinisch für „Niemals zurück, den Tapferen hilft das Glück!“) ergänzt.
Später übernahmen andere Studentenverbindungen „Nunquam retrorsum“ auch ohne erkennbaren welfischen Bezug als ihren Wahl- oder Waffenspruch.[11]
Abwandlungen
Das Motto wurde später auch in der abgewandelten Form Nunquam retrorsum, semper prorsum! (Niemals zurück, immer nur vorwärts!) verwendet. So z. B. von Ernst Jünger in seinem 1920 erschienenen autobiografischen Werk In Stahlgewittern[12] und bei einigen studentischen Verbindungen.[13]
Die umgestellte Version Semper prorsum, nunquam retrorsum! mit der eigenwilligen Übertragung „Immer nützlich sein, niemals verharren!“ verwendete der in Hannover ansässige ReifenherstellerContinental in den 1920er Jahren als Werbeslogan.[14]
Literatur
Rudolf Eckart: Wahlsprüche, Devisen und Sinnsprüche der Welfenfürsten, Hannover 1901.
Otto Elster: Nunquam retrorsum. Ein Rückblick auf die Geschichte der braunschweigischen Truppen, insbesondere des herzoglich braunschweigischen Infanterie-Regiments, bei Gelegenheit des 75jährigen Bestehens des Füsilier-(Leib-)Bataillons. Wagner, Braunschweig 1884.
↑Wahlspruch auf den Fahnen der chur-braunschweig-lüneburgischen Armee und auf dem Spruchband des braunschweigischen Landeswappens, zeno.org aus Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 251.
↑Franz Stadtmüller: Geschichte des Corps Hannovera zu Göttingen 1809–1959. Göttingen 1963, S. 24 unter Hinweis auf Unterlagen Wilhelm Fabricius (Historiker, 1857) und das Stammbuch des stud. theol. Georg Samuel Meyer (Eintragungszeitraum 1801–1803)