Nikita Wassiljewitsch Petrow (russischНикита Васильевич Петров, wiss. TransliterationNikita Vasil'evič Petrov; * 31. Januar1957 in Kiew, UdSSR) ist ein russischer Historiker, der sich als stellvertretender Vorsitzender der Menschenrechtsorganisation Memorial auf Publikationen über Verbrechen der sowjetischen Geheimdienste während der Stalinzeit spezialisiert hat.
Petrow engagiert sich seit 1988 bei Memorial. 1990 wurde er zum stellvertretenden Leiter des Moskauer Dokumentations- und Bildungszentrums von Memorial berufen. In dieser Eigenschaft erhielt er im selben Jahr Zutritt zu den Archiven der staatlichen Verwaltung. Nach dem Zerfall der Sowjetunion Ende 1991 wurde er vom russischen Verfassungsgericht in die Expertenkommission für den Prozess um das Verbot der KPdSU berufen, das der russische Präsident Boris Jelzin verfügt hatte. Von 1992 an durfte Petrow erstmals auch in den Archiven der sowjetischen Geheimdienste von Tscheka bis KGB arbeiten.[2]
Im Mittelpunkt seiner Tätigkeit standen fortan Publikationen über die Geheimdienste sowie Prozesse um den Zugang zu den Archiven, der seit Mitte der 1990er Jahre wieder restriktiv gehandhabt wurde.[3] Auch war Petrow Experte von Memorial in den Prozessen von Angehörigen der Opfer des Massakers von Katyn, die vor Moskauer Gerichten Akteneinsicht und juristische Rehabilitation der 1940 erschossenen polnischen Kriegsgefangenen verlangten.[4] Für seinen Einsatz wurde er 2005 vom polnischen Staatspräsidenten Aleksander Kwaśniewski mit dem Kavalierkreuz für Verdienste um die Republik Polen ausgezeichnet.[5]
Petrow vertrat in den Medien die Ansicht, dass die Sowjetunion wegen ihres Bündnisses mit dem Dritten Reich, das im Ribbentrop-Molotow-Pakt besiegelt wurde, in gleicher Weise Mitschuld am Ausbruch des Zweiten Weltkriegs trägt.[6] 2008 nahm die Universität Amsterdam, von der er bereits 1990 und 1996 zwei jeweils dreimonatige Forschungsstipendien bekommen hatte, seine Dissertation über „Stalin und die Organe des NKWD-MGB bei der Sowjetisierung der Länder Mittel- und Osteuropas 1945–1953“[7] an. Er legt darin dar, dass in allen Ländern, in die die Rote Armee kam, totalitäre Terrorregime mit jenseits der Gesetze agierenden Repressionsapparaten errichtet worden seien.[8]
mit A. I. Kokurin: VČK-OGPU-NKVD-NKGB-MGB-MVD-KGB. 1917–1960. Spravočnik. Moskau 1997, ISBN 5-89511-004-5.
mit A. I. Kokurin: Kto rukovodil NKVD. 1934–1941 gg. Spravočnik. Zven'ja, Moskau 1999, ISBN 5-7870-0032-3.
mit A. I. Kokurin: GULAG. Glavnoe upravlenie lagerej 1918–1960. Moskau 2000, ISBN 5-85646-046-4.
mit M. Jansen: Stalin’s Loyal Executioner: People’s Commissar Nikolai Ezhov, 1895–1940. Hoover Institution Press, Stanford 2002, ISBN 0-8179-2902-9.
mit A. I. Kokurin: Lubjanka. Organy VČK-OGPU-NKVD-NKGB-MGB-MVD-KGB 1917–1991. Spravočnik. Meždunarodnyj fond „Demokracija“, Moskau 2003, ISBN 5-85646-109-6.
mit Jan Foitzik: Die sowjetischen Geheimdienste in der SBZ/DDR von 1945 bis 1953. De Gruyter, Berlin / New York 2009, ISBN 978-3-11-023014-7.
Kto rukovodil organami Bezopasnosti 1941–1954 gg. Spravočnik. Zven'ja, Moskau 2010, ISBN 978-5-7870-0109-9.
Die sowjetischen Geheimdienstmitarbeiter in Deutschland. Der leitende Personalbestand der Staatssicherheitsorgane der UdSSR in der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands und der DDR von 1945–1954. Biografisches Nachschlagwerk. Metropo, Berlin 2010, ISBN 978-3-940938-80-0.
Po scenariju Stalina. Rol' organov NKVD-MGB SSSR v sovetizacii stran Central'noj i Vostočnoj Evropy. Rossijskaja političeskaja enciklopedija, Moskau 2011, ISBN 978-5-8243-1541-7.
Palači. Oni vypolnjali zakazy Stalina. Nowaja gaseta, Moskau 2011, ISBN 978-5-91147-018-0.
Poczet katów katyńskich. Centrum Polsko-Rosyjskiego Dialogu i Porozumienia, Warschau 2015, ISBN 978-83-64486-33-3.