Milescu stammte aus einer Bojaren-Familie. Die väterlichen Vorfahren kamen aus der südlichen Morea und führten sich auf die walachisch-griechische Familie der Assan-Palaiologen zurück. Der Zuname Spătarul bezog sich auf das Schwertträger-Hofamt und spätere Militär- bzw. Polizei-Amt.
1653–1671 stand Milescu im Dienst moldauischer und walachischer Gospodare und führte diplomatische Aufträge in Konstantinopel, Stockholm und Paris aus.[2][3] Er setzte sich für eine Annäherung des Fürstentums Moldau an Russland ein. Milescu war 1659–1660 Spătar des WoiwodenGheorghe Ghica. 1660–1664 war er Vertreter des walachischen Gospodars an der Hohen Pforte.
Milescu reiste dann nach Berlin und Stettin, wo sich der exilierte moldauische Gospodar Gheorghe Ștefan aufhielt. Als dessen diplomatischer Vertreter reiste er 1666 nach Stockholm, um sich mit dem BotschafterFrankreichs zu treffen, und 1667 nach Paris zum Hof Ludwigs XIV. In Frankreich veröffentlichte er sein Enchiridion über die Orthodoxe Kirche in lateinischer Sprache. In Stockholm diskutierte er auch wissenschaftliche Probleme mit dem französischen Botschafter.[3]
Zurück im Fürstentum Moldau beteiligte sich Milescu an einer Verschwörung gegen den Gospodar Iliaș Alexandru. Die Verschwörung schlug fehl, und Milescus Nase wurde gebrandmarkt oder verstümmelt, was ihm den SpitznamenStupsnase einbrachte. Milescu ging zunächst zum walachischen Gospodar Grigore I Ghica, der ihn zum Residenten in Konstantinopel ernannte, und von dort zum brandenburgischenKurfürstenFriedrich Wilhelm.[2] Dort stellte ein Arzt Milescus Nase teilweise wieder her.
Milescu schrieb 1672–1673 das Buch der Sibyllen, in dem er alle bekannten antikenWeissagerinnen und ihre Vorhersagen beschrieb und davon viele als Hinweise auf Christi Geburt deutete.[4] 1673 wurde ein luxuriös ausgestattetes Chrismologion mit 11 prachtvollen Illustrationen über die Geschichte der christlichen Welt und die besondere Rolle Russlands als letztes rechtgläubiges Reich angefertigt und dem Zaren Alexei I. überreicht. Dieses Werk war Milescus bekanntestes und weitestverbreitete Werk, von dem mehr als 40 Exemplare bekannt sind.[5]
1674 vermittelte Milescu Verhandlungen des Fürstentums Moldau mit der russischen Regierung über die Befreiung des Fürstentums aus der osmanischen Abhängigkeit.
Nach der erfolglosen Botschaftsreise Fjodor Baikows nach Peking (1654–1656) machte Zar Alexei I. nun einen zweiten Versuch. Milescu leitete 1675–1678 die russische Botschaft in Peking mit 150 Personen.[3][6] Das Ziel Zar Alexeis I. war die Lösung der Grenzprobleme am Amur und die Förderung der Handelsbeziehungen. Auch sollten die angrenzenden Territorien detailliert beschrieben werden.
Während der Reise durch Sibirien und Transbaikalien nach China führte Milescu ein detailliertes Reisetagebuch. Er beschrieb den Mittellauf des Ob, als dessen Quelle er den Telezker See identifizierte, und die Nebenflüsse Irtysch und ket sowie die Angara. Er lieferte die erste eingehende Beschreibung des Baikalsees, listete die in ihn mündenden Flüsse auf, darunter Selenga, Bargusin und Obere Angara, beschrieb die Insel Olchon und schätzte die Seetiefe realistisch ein. Mit einem Astrolabium bestimmte er die geographische Breiten. Fälschlicherweise glaubte er an die Existenz eines einzigen langen Gebirges vom Baikalsee bis zum Ochotskischen Meer.
Als Milescu mit seinem Gefolge in Jenisseisk angekommen war, hatte er Ignati Milowanow nach Peking vorausgeschickt, der die Botschaft ankündigen und die Ziele erläutern sollte. Über Nertschinsk kam er zum Amur, um dann als erster Europäer entlang dem Ostabhang des Großen Hinggan-Gebirges schließlich nach Peking zu gelangen.
Milescus Reisegruppe folgte, durchquerte im Januar 1676 das Große Hinggan-Gebirge und wartete am Nen Jiang auf die Rückkehr Milowanows, der im Februar 1676 eintraf. Mit einem Brief Milescus ging Milowanow nach Moskau und kam erst Jahre später nach Nertschinsk zurück. Milescu setzte die Reise durch die Mandschurei fort und traf im Mai 1676 in der Hauptstadt Peking ein, wo der Onkel des jungen Kaisers Kangxi das Land regierte.[4] In China studierte Milescu im Gegensatz zu früheren inoffiziellen und offiziellen Botschaftern die chinesische Kultur und Sprache, sodass er viele wertvolle Informationen sammeln konnte. Er traf sich mit dem JesuitenFerdinand Verbiest, mit dem er wissenschaftlich diskutierte. Die Botschaft blieb ein Jahr lang in Peking, ohne diplomatische Erfolge erzielen zu können. Im Frühjahr 1677 begann die Rückreise auf dem Weg der Hinreise. Nach seiner Rückkehr legte er dem Botschafter-Amt drei Berichte über die Reise durch Sibirien, über die Verkehrsverhältnisse und über China vor.[7]
Dann nahm Milescu an den Verhandlungen Russlands mit den Fürstentümern Moldau und Walachei teil. Er beteiligte sich an der Vorbereitung der von Fjodor Golowin geleiteten russischen Botschaft in China (1688–1689). 1695 nahm Milescu am 1. AsowfeldzugPeters I. teil.
↑ abcВ. Фурсенко: Спафари Милеску, Николай Гаврилович, (Spatar Nicolas Milescu, Nicolaus Spatarius Moldavolacone baron et olim generalis Walachiae). In: Russisches biographisches Wörterbuch. Band19, 1909, S.183–190 (Wikisource).
↑Michael A. Pesenson, Jennifer B. Spock: Historical Writing in Russia and Ukraine. In: The Oxford History of Historical Writing. Volume 3: 1400-1800. Oxford University Press, 2012, ISBN 978-0-19-921917-9, S.294–295.
↑Daniela Dumbravă: The k’ou-t’ou, a political and religious ceremonial at the court of the Ch’ing dynasty: Brief note about the Milescu – K’ang-hsi case (June 1676). Universität Florenz (archive.org [abgerufen am 23. Oktober 2022]).