Wenn auch an anderen Stellen des Stadtgebietes Funde aus früheren Epochen, etwa aus Steinzeit, Bronzezeit, Eisenzeit (Hallstatt- und La-Tène-Zeit), gemacht werden konnten, so steht doch Neurath in der StadtLangenfeld (Rheinland) der Rang zu, erstmals in einer Urkunde Erwähnung gefunden zu haben. Im Jahre 904 nämlich wurde Neurath als "Niuuuenrothe" genannt und damit die Zeit ohne schriftliche Aufzeichnung über Langenfeld beendet. Diese älteste Nennung einer Siedlung in Langenfeld steht mit Ortschaften auf die Endung -hoven und -inghoven in enger Verbindung, was als Hinweis auf dort vorhandene königliche Güter gedeutet wird. Zu nennen seien in diesem Zusammenhang die WeilerSchelthoven und Stevenshoven in Langenfeld sowie Schevenshoven im benachbarten Hitdorf.[2]
In der am 3. August des Jahres 904 ausgestellten Urkunde hat der fränkischeKönig, Ludwig das Kind, dem Abt von KaiserswerthBesitzungen in Bilk, Himmelgeist, Mettmann und eben Neurath zugeschrieben. Diese Urkunde hat auch heute noch aus einem anderen Grunde eine besondere Stellung, denn die ausstellende Kanzlei des Königs Ludwig, eines damals unmündigen Kindes, bezeichnete den (Laien)-Abt "Cuonrat", heute "Konrad", als einen "lieben Verwandten" (consanguineus) des Königs. Wenn der genannte Konrad ein naher Verwandter des Königs war, so wäre die These vom abrupten Ende der Herrschaft der ostfränkischen Karolinger im Jahre 911 hinfällig. Denn es wurde ein Konrad, Beschützer von Kaiserswerth nach dem frühen Tod des jungen Königs dessen Nachfolger.[3]
Ein weiterer Aspekt des Rechtsgeschäftes unter Verwandten, mit einem Minderjährigen auf der einen Seite, sei ebenso wenig verschwiegen: Dass es deshalb Vermutungen gibt, die Kanzlei habe für Ludwig, das Kind, ohne sein Wissen oder aber durch ihn wirkend, dessen eigenen Oheim mit fremden Ländereien bedacht und damit rechtmäßige Besitzer enteignet, darf wegen Fehlens eines Grundbuchs oder einer Gerichtsbarkeit nicht verwundern.[4][5] Mit Hinblick auf Neurath kann eine solche, aus heutiger Sicht juristische Spitzfindigkeit, jedenfalls dahinstehen. Denn der anerkannte Wert hinsichtlich der Datierung oder aber bezüglich des Bestehens Neuraths können damit nicht in Abrede gestellt werden.
Mit dieser Urkunde erfahren dann auch die Ausgrabungen an St. Martinus in Richrath und St.Barbara in Reusrath, die zu dem bisherigen Ergebnis führten, dass Orte mit der Endung-rath bereits gut 100 Jahre früher, als bisher angenommen, gegründet worden seien, eine zusätzliche Stütze. Bislang ging man nämlich aufgrund der Ergebnisse der Namensforschung von Gründungen des 10. Jahrhunderts nach Christus aus, während man aufgrund der Grabungsfunde diese nunmehr das frühe 9. Jahrhundert vorverlegen muss.[6][7]
Bereits 1147 wird das "Gut Widdauen" erwähnt, das damit Rang drei der ältesten schriftlichen Nennungen eines Gutes oder Ortes in Langenfeld für sich beanspruchen kann. Ab dieser Zeit werden dann Neurath oder Widdauen immer wieder einmal in Urkunden oder Steuerlisten (letztere zählen die geleisteten Abgaben in Vieh und Getreide auf) erwähnt.[2] Dass das 1100-jährige Stadtjubiläum nicht gebührend gefeiert, sondern schlichtweg verpennt wurde, so Friedhelm Görgens in einem Interview kopfschüttelnd, beweise nur die "Geschichtslosigkeit Langenfelds".[8]