dem Ausbringen von Nebel- und chemischen Kampfstoffen
dem Gasspüren
und der Dekontamination von Soldaten, Ausrüstung und Gelände.
Die Ausbildung der Nebeltruppe erfolgte an den Einrichtungen der Heeresgasschutzschule in Berlin und der Nebeltruppenschule in Celle, später auch an den Heeresgasschutzschulen in Bromberg und Thorn.
Für den taktischen Einsatz von Gas- und Nebelgeschossen entwickelte die Wehrmacht Werferwaffen. Adolf Hitler ordnete zwar persönlich die Produktion von Kampfstoffen zur Vorbereitung eines Gaskrieges an,[1] militärische Überlegungen und die bestehende Rohstoffknappheit[2] hielten jedoch das Oberkommando der Wehrmacht davon ab, Kampfstoffe einzusetzen. Da auch von alliierter Seite keine Gaswaffen verwendet wurden, kam es während des Zweiten Weltkrieges in Europa zu keinem nennenswerten militärischen Einsatz von Gas und anderen Kampfstoffen.
Nebelwerfertruppe
Besondere Bedeutung gewann dagegen der Einsatz von Raketenwerfern, nachdem 1941 an der Ostfront erstmals Wehrmachteinheiten in das Feuer sowjetischerKatjuscha-Raketenwerfer gerieten und durch die vernichtende Wirkung dieser bis dahin unbekannten Flächenfeuerwaffe schwere Verluste erlitten. Diesen von deutschen Soldaten als Stalinorgeln bezeichneten mobilen und schlagkräftigen Raketenwerfern hatte die Wehrmacht nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen. Man entschloss sich daher, die ursprünglich als Rauchspurgeräte zum Abfeuern von Nebel- und Kampfstoffmunition gedachten Werfer der Nebeltruppe weiterzuentwickeln und planmäßig für den artilleristischen Einsatz zur Verfügung zu stellen.
Der Name Nebelwerfer wurde als Tarnbezeichnung für die neuartigen Raketenwerfer beibehalten.
Zum ersten Großeinsatz der neuen Nebelwerfer-Regimenter kam es im Sommer 1942 bei den schweren Kämpfen um Sewastopol: Die schweren Werferregimenter 1 und 70 und die Werferabteilungen 1 und 4 unter dem Sonderstab Niemann nahmen unter Einsatz von 21 Batterien mit 576 Rohren die belagerte Festungsstadt unter Feuer. Eingesetzt wurden Spreng- und Flammölraketen mit einem Kaliber bis zu 32 cm.
Nebelwerfer bildeten fortan eine willkommene Verstärkungskomponente der Armee- oder Korpsartillerie. Deren besonderer Gefechtswert ergab sich aus der hohen Feuergeschwindigkeit, der überfallartigen, flächendeckenden Wirkung und der Zerstörungswucht durch die Mischung von Spreng- und Brandmunition. Der Feuerschlag eines Werferregiments mit über 300 Raketengeschossen pro Sekunde erzielte erhebliche Vernichtungskraft und eine demoralisierende Wirkung, vergleichbar mit der von Stukaangriffen. Allein eine Salve einer Batterie von 15-cm-Nebelwerfern deckte eine Zielfläche von 350 m Breite und mehreren hundert Metern Tiefe ab, in der jede Feindbewegung augenblicklich gelähmt wurde.
Der technische und logistische Aufwand für die Nebelwerfereinheiten war relativ gering. Allerdings war die Reichweite begrenzt und setzte die Werfer damit der Gefahr direkten Feindfeuers aus; die aus sechs Werfern bestehende Batterie musste daher nach jeder Salve einen Stellungswechsel durchführen, da die Rauchspur der Raketentreibsätze die Flugbahn und die Feuerstellung verrieten. Erst ab Herbst 1942 wurde ein Treibsatz unter Verwendung von Diglykol eingeführt, der keine verräterischen Rauchfahnen beim Abfeuern hinterließ. Für den Werfereinsatz war somit hohe Mobilität erforderlich. Probleme bereitete daher angesichts von Fahrzeug- und Betriebsstoffknappheit die zwingend notwendige Motorisierung der Truppe.
Im Heimatkriegsgebiet kam die Nebeltruppe erstmals beim Schutz der Hydrierwerke Pölitz zum Einsatz. Die ersten vollständigen Vernebelungen dieses riesigen Fabrikgeländes stellten an die Einheitsführer besondere Anforderungen an Improvisationsfähigkeit, zumal weder hinreichende Erfahrungen vorlagen noch irgendwelche Richtlinien existierten. Der Erfolg der Nebeleinheiten war in der Hauptsache von der Beschaffenheit des jeweiligen Schutzobjektes, im Besonderen aber von den örtlichen meteorologischen Verhältnissen abhängig. Allgemein stellte sich als Vorteil bei Vernebelungsaktionen eine hohe Luftfeuchtigkeit heraus.[3]
Abfeuern aus Packkisten, aus schwerem Wurfgerät oder aus schweren Wurfrahmen 40; Landserbezeichnung „Stuka zu Fuß“ oder „Heulende Kuh“
30-cm-Raketenwerfer 56
1944
Lafette der 5-cm-Pak 38
als Einheitswerfer für alle Munitionsarten
8-cm-Vielfachwerfer „Himmler-Orgel“
6.000 m
335
1944
Gw Somua 303(f)
bei SS-Vielfachwerfer-Batterien 521 und 522
Außerhalb der eigentlichen Nebeltruppe wurden Werfer auch von anderen Truppengattungen eingesetzt:
Die Pioniertruppe verwendete schwere Werfer zum Schießen von Minengassen und Zerstören feindlicher Feldstellungen oder Bunker. Die Panzerpioniere verwendeten den mittleren Schützenpanzerwagen 251 als Waffenträger für den Wurfrahmen 40, im Landserjargon als „Stuka zu Fuß“ bezeichnet, bei denen die Werfergranaten direkt aus der Transportverpackung vom SPW oder vom Boden aus abgefeuert wurden.
Die Luftwaffe setzte ab 1943 21-cm Werfergranaten zur Bekämpfung von US-Bombern von Jagdflugzeugen der Typen Messerschmitt Bf 109, Focke-Wulf Fw 190 und Messerschmitt Bf 110 ein. Die einmotorigen Abfangjäger wurden mit zwei, die zweimotorigen Bf 110 mit vier Rohren ausgerüstet. Die Werfergranate 21 wurde auch von Schlachtfliegern erfolgreich zum Beschuss von Bodenzielen eingesetzt.
Die Kriegsmarine erprobte unter dem Tarnnamen „Projekt Ursel“ erfolgreich in der Ostsee den Einsatz von 28-cm Wurfgranaten gegen Landziele. U 511 unter Kapitänleutnant Steinhoff feuerte vor Peenemünde am 4. Juni 1942 erstmals von Bord eines getauchten U-Boots Raketen ab. Es kam jedoch zu keinem kriegsmäßigen Einsatz.
↑Hubatsch (Hrsg.): Kriegstagebuch des OKW (Bd. III.I). 1963, S. 112.
↑Florian Schmaltz: Kampfstoff-Forschung im Nationalsozialismus: Zur Kooperation von Kaiser-Wilhelm-Instituten, Militär und Industrie. Wallstein-Verlag, Göttingen 2005, S. 30 f.
↑Erich Hampe: Der zivile Luftschutz im Zweiten Weltkrieg. Bernard & Graefe, 1963, S. 357, 566.