Musculus pronator quadratus
Der Musculus pronator quadratus (lateinisch pronus = vorwärts geneigt; quadratus = viereckig) ist ein Skelettmuskel der Säugetiere. Er liegt in der tiefen Beugerschicht des Unterarms (tiefe Schichte der ventralen Unterarmmuskeln,[1] tiefe Schicht der Flexoren[2]). Dieser Pronationsmuskel[3] heißt auch quadratischer Einwärtswender,[4] viereckiger Einwärtsdreher,[5] Musculus cubitoradialis,[6] quadratischer Einwärtsdreher[7] oder kurz Pronator quadratus.[8] Er verbindet die beiden Unterarmknochen Radius (Speiche) und Ulna (Elle) an ihren distalen Enden.[9] Der Muskel besteht aus einem oberflächlichen und einem tiefen Anteil;[9] so stellt er eine quadratische, bei Erwachsenen etwa 5 cm hohe und 5 cm breite, Muskelplatte aus diesen beiden sich kreuzenden Schichten dar.[10] Dieser flache Muskel ist der einzige Muskel, der nur Elle und Speiche verbindet.
Zusammen mit dem Musculus pronator teres (und nachrangig auch zusammen mit anderen Muskeln) ist er an der Pronation (Einwärtsdrehung) des Vorderarms und der Hand[11] beteiligt.[12] Bei der Pronation der Hand leistet der Musculus pronator quadratus die Hauptarbeit, während der Musculus pronator teres bei raschen Umwendbewegungen und bei Bewegungen gegen Widerstand beansprucht wird.[13] Bei gestrecktem Arm ist die Kraft der Pronatoren größer als die der Supinatoren, bei gebeugtem Arm ist es umgekehrt.[14]
Der Muskel wird über Muskeläste (Rami musculares) des Nervus interosseus anterior innerviert, der wiederum aus dem Nervus medianus hervorgeht.[15]
Die Vaskularisation erfolgt durch die Arteria interossea anterior.[16]
Die Muskelfasern pressen die beiden Unterarmknochen aneinander und bewirken so einen festen Schluss der beiden Radioulnargelenke. Denn der Musculus pronator quadratus kann, unabhängig von der Stellung des Ellenbogengelenks, den supinierten Unterarm pronieren, wobei er sich etwas von der Elle abwickelt.[17] Der Muskel wird bedeckt von einer derben Faszienplatte, die ein Lager für die auf ihm gleitenden Fingerbeuger bildet.
Bei den Huftieren ist der Musculus pronator quadratus nicht ausgebildet.[18]
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Werner Platzer: Taschenatlas der Anatomie. Band 1: Bewegungsapparat, Georg Thieme Verlag, Stuttgart 1975, ISBN 3-13-492001-8, S. 158 f.
- ↑ Hans Frick, Helmut Leonhardt, Dietrich Starck: Allgemeine Anatomie – Spezielle Anatomie. Band 1, Georg Thieme Verlag, Stuttgart 1977, ISBN 3-13-356801-9, S. 264.
- ↑ Roche Lexikon Medizin, 5. Auflage. Verlag Urban & Fischer, München / Jena 2003, ISBN 3-437-15156-8, S. 1259.
- ↑ Alfred Benninghoff, Kurt Goerttler, Helmut Ferner, Jochen Staubesand (Hrsg.): Lehrbuch der Anatomie des Menschen. 12. Auflage, 1. Band, Verlag Urban & Schwarzenberg, München / Wien / Baltimore 1978, ISBN 3-541-00242-5, S. 443.
- ↑ Willibald Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch, 100.–106. Auflage, Verlag Walter de Gruyter, Berlin 1952, S. 569.
- ↑ Günter Thiele, Heinz Walter (Hrsg.): Reallexikon der Medizin und ihrer Grenzgebiete. Urban & Schwarzenberg, Loseblattsammlung 1966–1977, 5. Band (Mem–Rz), München / Berlin / Wien 1973, ISBN 3-541-84005-6, S. M 216.
- ↑ Willibald Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch, 269. Auflage, Verlag Walter de Gruyter, Berlin / Boston 2023, ISBN 978-3-11-078334-6, S. 1144.
- ↑ Peter Reuter: Springer Klinisches Wörterbuch 2007/2008. Springer-Verlag, Heidelberg 2007, ISBN 978-3-540-34601-2, S. 1213.
- ↑ a b Detlev Drenckhahn (Hrsg.): Anatomie. 17. Auflage. Urban & Fischer, München / Jena 2008, ISBN 978-3-437-42342-0, S. 313.
- ↑ Felix Sieglbauer: Lehrbuch der normalen Anatomie des Menschen. 8. Auflage, Urban & Schwarzenberg, München / Berlin 1958, S. 272.
- ↑ Maxim Zetkin, Herbert Schaldach: Lexikon der Medizin, 16. Auflage, Ullstein Medical, Wiesbaden 1999, ISBN 978-3-86126-126-1, S. 1334.
- ↑ Gerhard Aumüller et al. (Hrsg.): Duale Reihe Anatomie. 5. Auflage. Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2020, ISBN 978-3-13-243502-5, S. 497.
- ↑ Frank Henry Netter, Wilhelm Firbas (Hrsg.): Farbatlanten der Medizin. Band 7: Bewegungsapparat I. Georg Thieme Verlag, Stuttgart 1992, ISBN 3-13-524601-9, falsche ISBN 3-13-524601-95 im Impressum, S. 50.
- ↑ Johannes Wilhelm Rohen: Funktionelle Anatomie des Menschen. 3. Auflage, Schattauer Verlag, Stuttgart / New York 1977, ISBN 3-7945-0600-6, S. 353.
- ↑ Hermann Müller-Vahl, Marco Mumenthaler, Manfred Stöhr, Martin Tegenthoff (Hrsg.): Läsionen peripherer Nerven und radikuläre Syndrome. 10. Auflage. Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2014, ISBN 978-3-13-380210-9, S. 292.
- ↑ Heinz Walter, Günter Thiele (Hrsg.): Reallexikon der Medizin und ihrer Grenzgebiete, Band 1 (A–Carf), Verlag Urban & Schwarzenberg, München / Berlin / Wien 1966, ISBN 3-541-84000-5, S. A 298.
- ↑ Hans Frick, Helmut Leonhardt, Dietrich Starck: Allgemeine Anatomie – Spezielle Anatomie. Band 1, Georg Thieme Verlag, Stuttgart 1977, ISBN 3-13-356801-9, S. 270.
- ↑ Keith M. Dyce, Wolfgang O. Sack, C. J. G. Wensing: Textbook of Veterinary Anatomy. 4. Auflage. Elsevier Health Sciences, 2009, ISBN 978-1-4377-0875-2, S. 86.
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