Die Datierung des Wüstenschlosses ist unsicher, ausgehend von einer Passage in der Chronik von Sawirus ibn al-Muqaffa' wird jedoch häufig angenommen, dass die Arbeiten an dem Palast in der Regierungszeit des Kalifen al-Walid II. (743–744) begonnen wurden. Dieser Überlieferung nach wollte der Kalif eine unabhängige Stadt errichten. Bei den Bauarbeiten seien jedoch viele Zwangsarbeiter gestorben, woraufhin sie gegen ihn revoltierten und ihn töteten. Sein Nachfolger, Kalif Yazid III., habe schwören müssen, keine weiteren Wüstenschlösser errichten zu wollen. Die kurze Regierungszeit al-Walids könnte auch erklären, warum das Schloss unvollendet blieb. Die verbreitete Annahme, diese Darstellung beziehe sich auf Mschatta, ist jedoch hypothetisch und bereits früh von Jean Sauvaget angezweifelt worden. Oleg Grabar schlug alternativ eine Datierung in die frühe Abbasidenzeit vor.[2]
Das Gebäude ist vermutlich durch ein Erdbeben schwer beschädigt und dann von seinen Bewohnern verlassen worden. Der Name Mschatta, übersetzt „Winterpalast“, stammt von den Beduinen der Umgebung. Der ursprünglich für das Schloss vorgesehene Name ist nicht überliefert.
Bauweise
Die Umfassungsmauer hatte einen quadratischem Grundriss mit 144 Metern innerer Seitenlänge und war durch 25 Türme verstärkt. Die Maße der Anlage entsprechen etwa dem Doppelten eines üblichen umayyadischen Palastes und sind nur wenig kleiner als die 160 Meter Seitenlänge der als „Stadt“ bezeichneten Festung Qasr al-Heir asch-Scharqi. Im Haupttrakt des Palastes befand sich die Empfangshalle und der Thronsaal. Um diesen gruppierten sich einige Wohnräume. Auch eine Moschee war Teil des Palastes. Das Gebäude blieb unvollendet: Ursprünglich sollten noch zwei weitere Bauteile fertiggestellt werden.
Durch die zentrale Lage der administrativen Räumlichkeiten und die an den Rand gedrängten Wohnanlagen steht der repräsentative Charakter des Schlosses im Vordergrund, während die anderen umayyadischen Wüstenschlösser in der Umgebung den Kalifen überwiegend oder ausschließlich als Wohnsitz dienten.
Fassade
Da die Fassade in unmittelbarer Nähe zur Baustelle der Hedschasbahn stand, wurde befürchtet, dass aus dem Kulturdenkmal wertvolle Bauteile entwendet werden könnten. Die Fassade des Haupttores, die Mschatta-Fassade, wurde deshalb, vermittelt durch den Arabien-Forscher Julius Euting[3], von Sultan Abdülhamid II. zum Abbau an Kaiser Wilhelm II. verschenkt. Die Hedschasbahn ermöglichte dann auch den unproblematischen Abtransport der Fassade. Sie gelangte nacheinander in verschiedene Berliner Museen und ist heute im Museum für Islamische Kunst im Pergamonmuseum zu besichtigen.
Rekonstruktion
Seit 2009 arbeitet die Technische Universität Berlin zusammen mit der jordanischen Antikenverwaltung und den Staatlichen Museen zu Berlin an der Sicherung und teilweisen Rekonstruktion des Palastes. Die drei Bögen des Eingangsportal wurden wieder errichtet, wobei zum großen Teil Originalsteine verwendet werden konnten. Bei der westlichen Umfassungsmauer waren durch Steinraub vorwiegend die Läufer verloren gegangen, sodass diese ersetzt werden mussten. Die Rekonstruktionsarbeiten sollen 2012 mit der Aufrichtung des Eingangsbogens zum Audienzsaal abgeschlossen werden. Finanziert wird das Projekt von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und dem Auswärtigen Amt.[4]
Literatur
Johannes Cramer, Barbara Perlich und Günther Schauerte mit Ghazi Bisheh, Claus-Peter Haase, Monther Jamhawi und Fawwaz al-Kreisheh (Hrsg.): Qasr Al-Mschatta. Ein frühislamischer Palast in Jordanien und Berlin, 2 Bände, Michael Imhof, Petersberg 2016, ISBN 978-3-7319-0296-6.
Robert Hillenbrand: Islamic Art at the Crossroads: East versus West at Mshattā. In: Ders.: Studies in Medieval Islamic Architecture. Vol. I. The Pindar Press, London 2001 (Erstveröffentlichung 1981)
Bruno Schulz, Josef Strzygowski: Mschatta. Bericht über die Aufnahme der Ruine und kunstwissenschaftliche Untersuchung. In: Jahrbuch der Königlich Preussischen Kunstsammlungen 25, 1904, S. 205–373.
Leo Trümpelmann: Mschatta. Ein Beitrag zur Bestimmung des Kunstkreises, zur Datierung und zum Stil der Ornamentik. Max Niemeyer Verlag, Tübingen 1962.
Frank Rainer Scheck: Jordanien. Völker und Kulturen zwischen Jordan und Rotem Meer. DuMont, Köln 2000, ISBN 3770139798, S. 225–227.
Suche nach Mschatta im Online-Katalog der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz (Achtung: Die Datenbasis hat sich geändert; bitte Ergebnis überprüfen und SBB=1 setzen)