2V = gemessen: 76 bis 104°; berechnet: 78 bis 88°[7]
Mordenit ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ mit der chemischen Zusammensetzung (Na2,Ca,K2)4(Al8Si40)O96·28H2O[1] und ist damit chemisch gesehen ein wasserhaltigesNatrium-Calcium-Kalium-Silikat. Die in den runden Klammern angegebenen Elemente Natrium, Calcium und Kalium können sich dabei in der Formel jeweils gegenseitig vertreten (Substitution, Diadochie), stehen jedoch immer im selben Mengenverhältnis zu den anderen Bestandteilen des Minerals. Strukturell gehört Mordenit zu den Gerüstsilikaten (Tektosilikaten) und dort zur Gruppe der Zeolithe.
Mordenit kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem und entwickelt meist prismatische bis feinnadelig-faserige Kristalle bis etwa 2,5 cm Größe in kugelförmigen Mineral-Aggregaten von weißer, gelblicher oder blassrosa Farbe bei weißer Strichfarbe. Auch farblose Kristalle sind bekannt.
Mordenit war bereits lange vor der Gründung der International Mineralogical Association (IMA) bekannt und als eigenständige Mineralart anerkannt. Damit hätte Mordenit theoretisch den Status eines grandfathered Mineral. In der 1997 erfolgten Publikation des Subcommittee on Zeolites der IMA wurde Mordenit als Mitglied der Zeolithgruppe bestätigt und damit nachträglich auch als eigenständige Mineralart anerkannt.[3] Das Mineral wird seitdem in der „Liste der Minerale und Mineralnamen“ der IMA unter der Summenanerkennung „IMA 1997 s.p.“ (special procedure) geführt.[1] Die seit 2021 ebenfalls von der IMA/CNMNC anerkannte Kurzbezeichnung (auch Mineral-Symbol) von Mordenit lautet „Mor“.[2]
Ein von Charles Whitman Cross (1854–1949)[10] und L. G. Eakins 1886 beschriebenes und als Ptilolith (englisch Ptilolite) nach den altgriechischen Worten altgriechischπτιλονptilon für ‚Feder‘ und altgriechischλίθοςlithos für ‚Stein‘ bezeichnetes Mineral[11] stellte sich bei späteren Analysen als identisch mit Mordenit heraus. Der Name wurde daher diskreditiert und gilt seitdem als Synonym für Mordenit.[12]
Die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[13]9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Mordenit in die erweiterte Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung „Gerüstsilikate (Tektosilikate) mit zeolithischem H2O; Familie der Zeolithe“ ein. Diese ist weiter unterteilt nach der Struktur der Gerüste, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung „Ketten von Fünfer-Ringen“ zu finden, wo es zusammen mit Maricopait die „Mordenitgruppe“ mit der Systemnummer 9.GD.35 bildet.
In der vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlichen Systematik der Minerale nach Dana hat Mordenit die System- und Mineralnummer 77.01.06.01. Auch dies entspricht der Klasse der „Silikate“ und dort der Abteilung „Gerüstsilikate: Zeolith-Gruppe“. Hier findet er sich innerhalb der Unterabteilung „Echte Zeolithe“ in der Gruppe „Mordenit und verwandte Arten“, in der auch Boggsit, Dachiardit-Ca, Dachiardit-Na, Direnzoit, Epistilbit, Ferrierit-Mg, Ferrierit-K, Ferrierit-Na, Gottardiit, Maricopait, Mutinait und Terranovait eingeordnet sind.
Als eher seltene Mineralbildung kann Mordenit an verschiedenen Fundorten zum Teil zwar reichlich vorhanden sein, insgesamt ist er aber wenig verbreitet. Weltweit gelten bisher (Stand: 2010) rund 330 Fundorte als bekannt.[7] Neben seiner Typlokalität Morden trat das Mineral in Kanada noch bei Cape Blomidon und Harbourville (Bay of Fundy) sowie im Steinbruch Arlington im Kings County und bei Margaretsville im Annapolis County in der Provinz Nova Scotia auf. Daneben fand sich das Mineral noch in der Provinz Québec, genauer im Steinbruch „Demix-Varennes“ bei Saint-Amable und einigen Steinbrüchen nahe Montréal.
In Deutschland konnte das Mineral bisher nur am Wingertsberg bei Nieder-Ramstadt im Odenwald (Hessen) gefunden werden.
Weitere Fundorte liegen unter anderem in der Antarktis, Argentinien, Australien, Brasilien, Bulgarien, China, Costa Rica, Dänemark, Ecuador, Frankreich, Griechenland, Grönland, Island, Indien, Italien, Japan, Kanada, Mexiko, Neuseeland, Nicaragua, Portugal, auf Réunion, in Rumänien, Russland, der Slowakei, Spanien, Südafrika, Tschechien, Türkei, Ukraine, Ungarn, im Vereinigten Königreich (Großbritannien), den Vereinigten Staaten von Amerika (USA) und Zypern.[14]
H. How: On mordenite, a new mineral from the trap of Nova Scotia. In: Journal of the Chemical Society. Band17, 1864, S.100–104 (rruff.info [PDF; 299kB; abgerufen am 13. Januar 2024]).
Mordenite search results. In: rruff.info. Database of Raman spectroscopy, X-ray diffraction and chemistry of minerals (RRUFF); abgerufen am 13. Januar 2024 (englisch).
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Douglas S. Coombs, Alberto Alberti, Thomas Armbruster, Gilberto Artioli, Carmine Colella, Ermanno Galli, Joel D. Grice, Friedrich Liebau, Joseph A. Mandarino, Hideo Minato, Ernest H. Nickel, Elio Passaglia, Donald R. Peacor, Simona Quartieri, Romano Rinaldi, Malcolm Ross, Richard A. Sheppard, Ekkehard Tillmanns, Giovanna Vezzalini: Recommended nomenclature for zeolite minerals: Report of the Subcommittee on Zeolites of the International Mineralogical Association, Commission on New Minerals and Mineral Names. In: The Canadian Mineralogist. Band35, 1997, S.1571–1606 (englisch, rruff.info [PDF; 3,5MB; abgerufen am 13. Januar 2024]).
↑ abcdHugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S.705 (englisch).
↑ ab
Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
↑David Barthelmy: Mordenite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 13. Januar 2024 (englisch).
↑ abcdefMordenite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 13. Januar 2024 (englisch).
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Esper S. Larsen, Jr.: Charles Whitman Cross (1854–1949). National Academy of Sciences, Washington, D.C. 1958, S.98–112 (englisch, nasonline.org [PDF; 705kB; abgerufen am 13. Januar 2024]).
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W. Cross, L.G. Eakins: On ptilolite, a new mineral. In: American Journal of Science. Band32, Nr.3, 1886, S.117–121.
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Arthur Roe, John S. White, Jr.: A Catalog of the Type Specimens in the Mineral Collection, National Museum of Natural History. Washington 1976, S.33, doi:10.5479/si.00810274.18.1.