Vereinfacht kann die Zusammensetzung auch als Mischformel in der Form (Ca,Na)9[(Si,Al)36O72]·28H2O für Stilbite mit dominierendem Calciumanteil angegeben werden. Bei einem dominierenden Natriumanteil wechselt entsprechend die Reihenfolge der Elemente in der ersten Klammer.[2]
Beide Stilbite kristallisieren im monoklinen Kristallsystem und entwickeln überwiegend durchsichtige bis durchscheinende, prismatische oder tafelige Kristalle sowie komplexe Durchdringungszwillinge mit einem glasähnlichen Glanz auf den Oberflächen. Häufig finden sich auch garbenförmige oder körnige bis massige Mineral-Aggregate. In reiner Form sind Stilbit-Ca und Stilbit-Na farblos und durchsichtig. Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterbaufehlern oder polykristalliner Ausbildung können sie aber auch durchscheinend weiß sein und durch Fremdbeimengungen eine gelbliche, rosa bis rötliche und braune Farbe annehmen.
Stilbit wurde 1756 von Axel Fredrik Cronstedt entdeckt und 1796 von René-Just Haüy beschrieben und nach altgriechischστίλβηstílbe, deutsch ‚Glanz, Schimmer‘, wegen seines starken glas- bis permuttartigen Glanzes auf den Spaltflächen benannt.
Der Name Desmin wurde 1818 durch August Breithaupt geprägt und nimmt Bezug auf die charakteristische bündel- oder garbenförmige Aggregatform des Minerals (altgriechischδεσμήdesme, deutsch ‚Bündel‘).[4]
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet Stilbit-Ca und Stilbit-Na ebenfalls in die Abteilung der „Gerüstsilikate (Tektosilikate) mit zeolithischem H2O; Familie der Zeolithe“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der Art der Bindungsform der Gerüste, so dass die beiden Minerale entsprechend ihrer Zusammensetzung in der Unterabteilung „Tafeln mit 4-4-1-1 Struktureinheiten“ zu finden sind, wo sie ohne weitere Mitglieder die unbenannte Gruppe 9.GE.10 bilden.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet die Stilbite in die Abteilung der „Gerüstsilikate: Zeolith-Gruppe“ ein. Hier sind sie zusammen mit Heulandit-Ca, Heulandit-Na, Heulandit-K, Heulandit-Sr, Heulandit-Ba, Klinoptilolith-K, Klinoptilolith-Na, Klinoptilolith-Ca, Stellerit und Barrerit in der Gruppe „Heulandit und verwandte Arten“ mit der System-Nr. 77.01.04 innerhalb der Unterabteilung der „Echten Zeolithe“ zu finden.
Stilbit-Ca:a = 13,64 Å; b = 18,24 Å; c = 11,27 Å und β = 128,0°
Stilbit-Na:a = 13,61 Å; b = 18,33 Å; c = 11,25 Å und β = 127,7°
Die Kristallstruktur von Stilbit ist der von Heulandit ähnlich, das heißt, auch bei Stilbit sind die Formeleinheiten zu einem Gerüst verknüpft. Beim Stilbit besteht dieses jedoch aus Kanälen mit Zehnerringen parallel zur a-Achse und Achterringen parallel zur c-Achse.[3]
Eigenschaften
Morphologie
Die Kristalle des Stilbits haben oft ein charakteristisches, garbenförmiges Aussehen mit den augenscheinlich orthorhombischen Kombinationen {010}, {100} oder {111}. Tatsächlich handelt es sich jedoch um monokline Durchkreuzungszwillinge nach (010) und (001).
Stilbit-Ca wurde bisher an 146 Fundorten[5] (Stand: 2009) nachgewiesen und findet sich damit um vieles häufiger als Stilbit-Na, der bisher an 14 Fundorten[6] nachgewiesen wurde.
Fundorte für Stilbit-Na sind unter anderem South Australia und Victoria in Australien; Indien; Piemont und Sardinien in Italien; sowie einige Regionen der USA.
R.-J. Haüy: Traité de Minéralogie. Band3. bei Buchhandlung Louis, Paris 1801, S.161–166 (französisch, rruff.info [PDF; 378kB; abgerufen am 9. Juli 2019]).
Stilbite-(Ca). In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 81kB; abgerufen am 9. Juli 2019]).
Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie (= Dörfler Natur). Edition Dörfler im Nebel-Verlag, Eggolsheim 2002, ISBN 978-3-89555-076-8, S.277 (Stilbit-Ca).
David Barthelmy: Stilbite-Ca Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 9. Juli 2019 (englisch).
David Barthelmy: Stilbite-Na Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 9. Juli 2019 (englisch).
Stilbite search results. In: rruff.info. Database of Raman spectroscopy, X-ray diffraction and chemistry of minerals (RRUFF); abgerufen am 9. Juli 2019 (englisch).
↑ abcdHugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X (englisch).
↑ ab
Martin Okrusch, Siegfried Matthes: Mineralogie. Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. 7., vollständig überarbeitete und aktualisierte Auflage. Springer, Berlin [u. a.] 2005, ISBN 3-540-23812-3, S.128.
↑
Hans Lüschen: Die Namen der Steine. Das Mineralreich im Spiegel der Sprache. 2. Auflage. Ott Verlag, Thun 1979, ISBN 3-7225-6265-1, S.200 (Stichwort Desmin).
↑ abStilbite-Ca. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 9. Juli 2019 (englisch).
↑ abStilbite-Na. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 9. Juli 2019 (englisch).