Mirjam Pressler war ein nichteheliches Kind. So wuchs sie – wie damals nicht unüblich – in einer Pflegefamilie[2] und in einem Heim auf. Mit elf Jahren kam sie in ein Internat und besuchte Gymnasien in Darmstadt und Bensheim.[3] Später studierte sie Kunst an der Hochschule für Bildende Künste in Frankfurt am Main sowie Englisch und Französisch an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Pressler verbrachte ein Jahr in einem Kibbuz in Israel, konvertierte und heiratete 1964 einen in Braunschweig geborenen israelischen Fotografen. Gemeinsam bekamen sie drei Töchter. Nach der Scheidung 1970 zog sie die Kinder in einer Wohngemeinschaft mit einer ebenfalls alleinerziehenden Frau auf. Sie fuhr Taxi und arbeitete acht Jahre lang halbtags im eigenen Jeans-Laden. Nach der Kündigung der Ladenimmobilie arbeitete sie als freie Schriftstellerin und Übersetzerin. Pressler übersetzte 500 Bücher ins Deutsche und verfasste selbst über 40 Kinder- und Jugendbücher.[4]
Zuletzt lebte sie in Landshut, wo sie im Januar 2019 im Alter von 78 Jahren ihrer langen Krebserkrankung erlag. Pressler war Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland.
Für Bitterschokolade, ihre erste Geschichte, erhielt Pressler die wichtigste Auszeichnung für Debüts in der Kinder- und Jugendliteratur, den Oldenburger Jugendliteraturpreis. Dieses Buch war mit 400.000 verkauften Exemplaren ihr erfolgreichster Titel. Ihr Werk wuchs auf über fünfzig Titel an.[6]
Ihre Bücher konfrontieren die Leser mit der Realität von Kindern und Jugendlichen in Gegenwart und Vergangenheit und stellen schwierige Lebenssituationen ins Zentrum. Sie enttäuschen jede Hoffnung auf einfache Lösungen. Am Ende scheint aber oft Zuversicht auf. Das Thema Holocaust zieht sich durch eine ganze Reihe ihrer Werke: In Malka Mai etwa steht der Überlebenskampf einer achtjährigen Jüdin im Zentrum.
„Ich finde es einfach spannend, wenn Menschen es hinkriegen, aus Scherben und Trümmern wieder etwas aufzubauen.“
Presslers letzter Roman Dunkles Gold, in dem ein Bogen von den Pestpogromen im Mittelalter zu aktuellen antisemitischen Entwicklungen geschlagen wird, erschien postum im März 2019.
2018: Großes Bundesverdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland[8] für ihren „herausragenden Einsatz für die Völkerverständigung insbesondere zwischen Israel und Deutschland und die Erinnerung an das nationalsozialistische Unrecht“[1]
Thomas Daum (Bearb.): Carl-Zuckmayer-Medaille des Landes Rheinland-Pfalz 2001: Mirjam Pressler. Eine Würdigung. Brandes und Apsel, Frankfurt am Main 2002, ISBN 3-933086-80-9
Anne Goebel: So etwas wie Zuversicht. Mehr als 60 Bücher hat Mirjam Pressler in den vergangenen 30 Jahren veröffentlicht. In ihren Geschichten konfrontiert sie den Leser meist mit der ungeschönten Wirklichkeit.Süddeutsche Zeitung, Nr. 217, 20./21. September 2014 ISSN0174-4917 S. R20.
Peter Goßens: Mirjam Pressler. In: Andreas Kilcher (Hrsg.): Metzler Lexikon der deutsch-jüdischen Literatur. Jüdische Autorinnen und Autoren deutscher Sprache von der Aufklärung bis zur Gegenwart. 2., aktual. und erw. Auflage. Metzler, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-476-02457-2, S. 411–413
Nachruf auf Mirjam Pressler, Übersetzen, 2, 2019, S. 16
↑Anne Goebel: So etwas wie Zuversicht. Mehr als 60 Bücher hat Mirjam Pressler in den vergangenen 30 Jahren veröffentlicht. In ihren Geschichten konfrontiert sie den Leser meist mit der ungeschönten Wirklichkeit. In: Süddeutsche Zeitung. Nr. 217, 20./21. September 2014, ISSN0174-4917, S. R20.