„Das hat ein paar hunderttausend Dollar gekostet, mit den ganzen Reisen, und ich hab das alles umsonst bekommen. Und damit war alles gewonnen. Ich hab die Russen gehabt, nun die Amerikaner, und mit diesen Eckpfeilern bekam ich alles andere, das ich wollte, auch noch [...] Und als dann nach der ersten Zagreber Musikbiennale in der New York Times ein riesengroßer Artikel erschienen ist mit dem Titel Revolution in Zagreb, da hat mich der Botschafter in Washington gefragt, wie haben Sie das gemacht, wir zahlen manchmal zehntausend Dollar, nur damit drei oder vier Sätze über Jugoslawien in der New York Times stehen, und jetzt haben wir fast eine halbe Seite!“
Kelemen wechselte häufig die Länder, Städte und Wohnungen. Von 1970 bis 1973 war er Professor am Robert Schumann Institut in Düsseldorf. 1973 nahm er den Ruf als Professor für Komposition an die Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart an. Dort war er der Nachfolger auf dem Lehrstuhl von Henk Badings. Seitdem lebte er in Stuttgart. 1989 wurde er emeritiert.
Kelemen komponierte sowohl elektronische Musik, Kammermusik und Opern als auch andere groß besetzte Werke für Chor und Orchester. Dabei ging es ihm in erster Linie um Nachahmung und Erzählung und weniger um eine Ästhetisierung der verwendeten Klänge zu musikalischem Material.[4] Hauptwerke Kelemens sind die Oper „Apocalyptica“ und das Oratorium „Salut au monde“. Er fasste 1953 den Entschluss, einen Text Walt Whitmans als Oratorium zu vertonen. Als er dies in den 1990er Jahren umsetzte, ging es ihm um „eine neue Synthese von allem, was in den letzten 50 Jahren musikalisch entwickelt wurde“.
Ein wichtiges Prinzip seines Wirkens war das Bestreben, die KomplexitätNeuer Musik transparenter zu machen. Seine schöpferische Grundhaltung hat er in dem Buch Klangwelten formuliert:
„Die Normvorstellung meiner Werturteile geht davon aus, dass in der Musik der Einfluss der Archetypen – beziehungsweise die Wirkung des Akkords des Eindrucksvollen – von der Imagination angefangen bis hin zu Form, Sprache und Struktur erhalten bleibt.“
Die philosophische und psychologische Basis für das Schaffen Kelemens war das Werk C. G. Jungs. Eine neuartige Gestaltung musikalischen Materials könne mit musikalischen Archetypen erreicht werden, die nicht zwingend der Diktion komplizierter Kompositionstechniken unterliegen müssten. Kelemen lehnte es ab, Neuartigkeit zum Selbstzweck zu erheben. Er setzte sich vielmehr für eine postmoderne neue Einfachheit unter Verwendung der Onomatopoesis ein: Das musikalische Gesamtgefüge wird nicht mehr formal künstlich konstruiert, um einen wechselseitigen logischen Bezug der einzelnen Teile zu erreichen. Dafür wurde eine neue Eigenqualität erzielt, indem außermusikalische Klänge lautmalerisch nachgezeichnet wurden.[6] Kelemen war Autor der Bücher „Klanglabyrinthe“,[7] „Klangwelten“[8] und „Schreiben an Strawinsky“.[9]
Der neue Mieter musikalische Szene, 1962; 1964 in Münster aufgeführt; als Novi stanar 1965 in Zagreb
Abbandonate, Ballett mit Gesängen, 1964
Der Belagerungszustand, Oper, 1966–1969; 1970 an der Hamburger Staatsoper; als Opsadno stanje 1971 in Zagreb
Apocalyptica. Opera bestial oder „Vom Anfang und Ende“ oder „Das Buch der Bücher“, multimediale Ballettoper, 1973–1978; konzertant 1979 in Graz aufgeführt; komplett 1982 in Dresden (mit Arila Siegert und Gerald Binke)[10]
Salut au Monde für Sprecher, Vokalsolisten, Chor (24-stimmig), großes Orchester und Lichtaktionen (Idee 1953, Komposition 1996).
Dom Bernarde Albe, Ballett (1998; 1999 in Zagreb aufgeführt)
Concerto 2000 für Sopran, Alt, Tenor, Bass, Knabenstimme und Orchester, nach einem Text von Walt Whitman; Uraufführung 2009 in Stuttgart
Literatur
Beate Kutschke: Wildes Denken in der Neuen Musik. Königshausen und Neumann, Würzburg 2002, ISBN 3-8260-2243-2.