Meister von Hohenfurth

Meister von Hohenfurth: Geburt Christi, um 1350

Als Meister von Hohenfurth oder Meister des Hohenfurther Zyklus (tsch. Mistr Vyšebrodského cyklu) wird ein mittelalterlicher Maler der Hochgotik im Böhmen des 14. Jahrhunderts bezeichnet.

Werk und Bedeutung

Der namentlich nicht bekannte Künstler gehört stilistisch zur Böhmischen Malerschule. Er erhielt seinen Notnamen nach den neun in Tempera gemalten Tafeln am kreidenen Vorgrund mit Darstellungen aus dem Leben Christi, die er um 1350 schuf und die für die Klosterkirche der Zisterzienser in Hohenfurth in Südböhmen bestimmt waren. Die Tafeln werden als Hohenfurther Zyklus bezeichnet und waren eine Stiftung des böhmischen Oberstkämmerers Peter I. von Rosenberg, der auf dem Bild der Geburt Christi rechts unten dargestellt ist. Heute ist der Zyklus im St.-Agnes-Konvent der Nationalgalerie Prag zu sehen. Das dem Meister zugeschriebene Tafelbild der Glatzer Madonna befindet sich heute in der Berliner Gemäldegalerie.

Der Meister von Hohenfurth war einer der Hauptvertreter der Malergeneration, die am Hofe Karls IV. in Prag weilte, und der erste Künstler nördlich der Alpen, der die italienische Malerei des frühen 14. Jahrhunderts kannte und für seine eigenen Bilder auswertete. Unter Verwendung sorgfältig abgestufter Farben werden Figuren ohne Tiefenraum vor einen abstrakten Goldgrund gestellt. Sie sind gekennzeichnet durch eine Verortung im flachen Bildraum nach italienischen Vorbildern der Giottozeit. Damit hatte die Tafelmalerei im Norden eine eigene, aus dem Medium der Temperamalerei heraus gewonnene Sprache gefunden. Eleganz und Zierlichkeit der Figuren und ihrer lebhaften Mimik sind noch einmal zusammengefasst. Danach schlug die böhmische Malerei neue Wege ein.

Zusammen mit Theoderich von Prag überwand der Meister von Hohenfurth mit der Übernahme italienischer Bildmotive den gotischen weichen Stil. Dadurch wurden die böhmischen Innovationen zur Voraussetzung der gesamten deutschen Malerei des frühen 15. Jahrhunderts bis hin zu Conrad von Soest und Stefan Lochner.

Trivia

Am 21. Februar 2011 erschien in der karibischen Insel St. Kitts eine Briefmarkenserie zum Thema Weihnachten 2010. Auf der 30-c-Marke ist das Gemälde Christi Geburt des Meisters von Hohenfurth abgebildet. Die Marke hat die Michelkatalog-Nr. 1174.

Literatur

  • Gerhard Schmidt: Malerei bis 1450. Tafelmalerei – Wandmalerei – Buchmalerei. In: Karl Maria Swoboda (Hrsg.): Gotik in Böhmen. Geschichte, Gesellschaftsgeschichte, Architektur, Plastik und Malerei. München 1969, S. 167–321, hier S. 177–179.
  • Jaroslav Pešina: Der Hohenfurther Meister. Übers. von Lenka Reinerová. Prag 1982.
  • Romaine Berens: Le Maître de Vyšší Brod, un Peintre anonyme sous l’Empereur Charles IV. Luxemburg 1990.
  • Milena Bartlová: Rosu dejte nebesa. K ikonografii Vyšebrodského cyklu. In: Umění 39 (1991), S. 97–99.
  • Milena Bartlová: „Rorate coeli desuper et nubes pluant iustum“. New Additions to the Iconography of the Annunciation from the Altarpiece from Vyšší Brod. In: Source. Notes on the History of Art 13 (1994), S. 9–14.
  • Pavel Kalina: Symbolism and Ambiguity in the Work of the Vyšší Brod (Hohenfurth) Master. In: Umění 44 (1996), S. 149–166.
  • Hana J. Hlaváčková: Panel Paintings in the Cycle of the Life of Christ from Vyšší. In: Klára Benešvská (Hrsg.): King John of Luxembourg (1296–1346) and the Art of his Era. Prag 1998, S. 244–258.
  • Annegret Laabs: Malerei und Plastik im Zisterzienserorden. Zum Bildgebrauch zwischen sakralem Zeremoniell und Stiftermemoria 1250–1430. Petersberg 2000, S. 50–53.
  • Jiří Fajt u. a. (Hrsg.): Karl IV., Kaiser von Gottes Gnaden. Kunst und Repräsentation unter den Luxemburgern 1347–1437 (Katalog der Ausstellung auf der Prager Burg, Februar – Mai 2006). München / Berlin 2006, S. 86 f., Kat. Nr. 9 (Wilfried Frantzen)
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