1872 wurde er Direktor des Anatomischen Instituts in Bonn. 1865 hatte er die Zeitschrift Archiv für mikroskopische Anatomie gegründet, deren Herausgeber er bis zu seinem Tode war. Er war Mitbegründer der Zellenlehre (Zytologie und Förderer[5] der Histologie; er erkannte erstmals Zytoplasma und Kern als notwendige Bestandteile einer lebenden Zelle), der Protoplasma-Theorie (unterschied bei der Zelle 1861 das Protoplasma und den Kern und zeigte, dass das Protoplasma unabhängig von der Art der Zelle immer nahezu die gleichen physikalischen Eigenschaften aufweist) und Begründer der Keimblattlehre. Er unterschied Stäbchen und Zapfen in der Retina. Außerdem beschrieb als erster die Thrombozyten. Weitere Arbeiten betrafen Nervenendigungen in Sinnesorganen, Komplexaugen und Strudelwürmer (Turbellarien). Er arbeitete als erster in der präparativen Technik mit Osmiumsäure und führte die physiologischen Lösungen (Blutersatzflüssigkeiten) ein.
Drei Jahre vor seinem Vater starb er an einem perforierten Ulcus duodeni.
Familie
Er war zweimal verheiratet. Seine erste Frau wurde um 1855 Christine Bellermann (1830–1865), eine Tochter von Christian Friedrich Bellermann. Das Paar hatte fünf Söhne, von denen zwei früh starben. Es überlebte u. a.:
Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete er 1868 Sophie Sievers (1840–1911), die Tochter des Hildesheimer Zigarrenfabrikanten Hermann Dietrich Sievers (1809–1872) und der Theodora Warneken (1819–1852). Das Paar hatte noch einen Sohn:
Hermann Sigmund (1872–1959), Dr. phil., Chemiker
Schriften
Beiträge zur Naturgeschichte der Turbellarien, 1851.
Über den Organismus der Polythalamien (Foraminiferen) nebst Bemerkungen über die Rhizipoden im Allgemeinen. Leipzig, Engelmann, 1854.
Beiträge zur Kenntnis der Landplanarien. 1857.
Zur Kenntnis der elektrischen Organe der Fische. 1858.
Die Hyalonemen. 1860.
Über Muskelkörperchen und das, was man eine Zelle zu nennen habe. In: Archiv für Anatomie, Physiologie und wissenschaftliche Medicin. 1861, S. 1–27.
Das Protoplasma der Rhizopoden und der Pflanzenzellen. 1863.
De ovorum ranarum segmentatione. 1863.
Ein heizbarer Objecttisch und seine Verwendung bei Untersuchungen des Blutes. 1865.
Zur Anatomie und Physiologie der Retina. 1866.
Ueber den gelben Fleck der Retina, seinen Einfluss auf normales Sehen und auf Farbenblindheit. M. Cohen u. Sohn, Bonn 1866.
Über die zusammengesetzten Augen der Krebse und Insekten. 1868.
Observationes de structura cellularum fibrarumque nervearum. 1868.
Literatur
D. B. Brewer: Max Schultze and the living, moving, phagocytosing leucocytes: 1865. In: Medical history. Jan 1994, S. 91–101, PMID 8145610, PMC 1036812 (freier Volltext)
Douglas B. Brewer: Max Schultze (1865), G. Bizzozero (1882) and the discovery of the platelet. In: British Journal of Haematology. Band 133, Nummer 3, 2006, S. 251–258, doi:10.1111/j.1365-2141.2006.06036.x.
↑Holger Krahnke: Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751–2001 (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse. Folge 3, Bd. 246 = Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Mathematisch-Physikalische Klasse. Folge 3, Bd. 50). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-82516-1, S. 219.
↑Paul Diepgen, Heinz Goerke: Aschoff/Diepgen/Goerke: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin. 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1960, S. 36.