Martha Gellhorn wurde 1908 als Tochter der Frauenrechtlerin Edna Fischel Gellhorn geboren.[1] Ihr Vater war vor dem deutschen Antisemitismus in die USA geflohen. Schon in jungen Jahren war Martha Gellhorn mit ihren Eltern privat zu Besuch im Weißen Haus[2]; Eleanor Roosevelt war eine Schulfreundin der Mutter.[3] Gellhorn lernte Europa bereits als Schülerin auf mehreren Reisen kennen. 1929 brach sie ihr Studium ab und fuhr nach Paris. Dort begann sie, für United Press und Vogue zu schreiben.[4] In den 1930er Jahren bereiste sie zusammen mit der Fotografin Dorothea Lange die Vereinigten Staaten im Regierungsauftrag.[5] Die beiden dokumentierten, wie die Great Depression sich auf die Landbevölkerung auswirkte. 1931 berichtete sie von einem Lynchmord im US-Bundesstaat Mississippi. In der Folge veröffentlichte sie das Buch The Trouble I've Seen (1936).
Am 6. Juni 1944 schmuggelte sich Gellhorn an Bord eines Lazarettschiffes, das zur Landungsflotte der Alliierten gehörte, und erlebte so den D-Day mit.[7]
Von 1940 bis 1945 war Martha Gellhorn mit Ernest Hemingway verheiratet. Die Ehe war von Konflikten und Rivalität überschattet.[8] Von 1954 bis 1963 war sie mit dem damaligen Chefredakteur des Time-Magazins, T. S. Matthews, verheiratet, der vier eigene Söhne hatte. In den 1930er Jahren hatte Gellhorn eine Affäre mit dem verheirateten Journalisten Bertrand de Jouvenel. Sie wurde von ihm schwanger und ließ das Kind abtreiben. 1949 adoptierte sie einen italienischen Waisenjungen, Sandy, dessen Erziehung ihr jedoch schwerfiel.[9]
Gellhorn war in ihren letzten Lebensjahren nahezu blind und litt an Eierstock- und Leberkrebs. Am 15. Februar 1998 nahm sie sich im Alter von 89 Jahren in London das Leben.[10]
Gellhorn arbeitete insgesamt 58 Jahre als Auslandskorrespondentin, Reporterin und Schriftstellerin. Neben einer großen Zahl an Reportagen verfasste und veröffentlichte sie fünf Romane, vierzehn Novellen sowie zwei Bände mit Kurzgeschichten.
Der Preis wird jährlich an eine auf Englisch publizierende Journalistin oder einen Journalisten vergeben, die bzw. der „die etablierte Version der Ereignisse durchdrungen hat und eine unbequeme Wahrheit erzählt. Die Propaganda des Establishments, das ‚offizielle Geschwätz‘, wird so entlarvt.“ (orig.: “penetrated the established version of events and told an unpalatable truth that exposes establishment propaganda, or ‘official drivel’”), wie Martha Gellhorn es formulierte.[11]
Werke (Auswahl)
The Face of War. Atlantic Monthly Press, New York 1988.
Der Blick von unten. Reportagen aus sechs Jahrzehnten. Übers. N. Hofmann, Ed. Tiamat, Berlin 2019.
Literatur
Amanda Vaill: Hotel Florida. Wahrheit, Liebe und Verrat im Spanischen Bürgerkrieg. Übers. Susanne Held. Klett-Cotta, Stuttgart, 2015, ISBN 978-3-608-94915-5.
Caroline Moorehead: Gellhorn. A twentieth-century life. H. Holt, New York 2003, ISBN 0-8050-6553-9.
Rita Kohlmaier: Martha Gellhorn. In: Kriegsreporterinnen. Im Einsatz für Wahrheit und Frieden. Elisabeth Sandmann Verlag, München 2022, ISBN 978-3-949582-10-3, S. 64–73.
Maria Pettersson: Martha Gellhorn. In: Dies.: Anführerinnen, Agentinnen, Aktivistinnen. Außergewöhnliche Frauen, die Regeln brachen. Knaur, München 2023, ISBN 978-3-426-28619-7, S. 243–247.
Uwe Neumahr: Martha Gellhorn, Hemingways Schatten und der Schock von Dachau. In: Das Schloss der Schriftsteller. Nürnberg '46 Treffen am Abgrund. C. H. Beck, München 2023, S. 219–235.