Joseph Schumpeter beschrieb in seinem 1911 veröffentlichten Werk Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung, dass sich der Marktprozess in einem fest eingerichteten Kreislauf befindet. Änderungen dieses Gleichgewichts sind nur durch exogene Einflüsse möglich, endogene Mechanismen hätten somit keine Auswirkungen. Später revidierte Schumpeter seine Aussagen und beschrieb 1942 den Prozess der schöpferischen Zerstörung, welcher als wesentlicher Kern des Kapitalismus gilt. Er beschreibt zudem einen starken Aufschwung, wenn eine Vielzahl an Imitatoren in den Markt einsteigen, welcher sich nach einiger Zeit wieder deutlich abschwächt.
Im geschichtlichen Rückblick gilt Schumpeter somit als Vorreiter der theoretischen Erklärung wirtschaftlicher Entwicklungen. Nach Schumpeter griffen einige Ökonomen, u. a. William J. Baumol mit seiner Sicht der Verhaltensweise über Unternehmen[9] oder Richard R. Nelson, welcher die Auswirkungen von Entscheidungen im Verlauf der Zeit betrachtete,[10] Schumpeters Theorie auf.[11] Zudem wurde diese mit zusätzlichen Indikatoren wie Marktperformance, Wettbewerbsintensität oder Innovationsgrad erweitert.
Der Begriff hat seit den 1980er Jahren[12] zunehmend an Bedeutung gewonnen, da politische Rahmenbedingungen und technologische Innovationen das Nachfrageverhalten der Akteure und die Reaktionsgeschwindigkeit von Unternehmen in immer kürzeren Zyklen beeinflussten.[13]
Marketing
Im Marketing wird die Marktdynamik durch das mögliche Marktwachstum (Entwicklung der Umsatz- und Gewinnpotenziale), durch die aktuelle Marktform (Monopol, Oligopol oder Polypol), die Innovationsfreudigkeit und die zeitlichen Innovationsschritte sowie die Veränderungen bei den Marktteilnehmern bestimmt.[14] Ist die Marktdynamik gering, gerät die Vertriebsorganisation seltener unter Druck, bei hoher Dynamik sind Flexibilität und schnelle Anpassungen an neue Marktbedingungen erforderlich.[15] Das ist vor allem auf Wachstums-, Schwellen- und Zukunftsmärkten der Fall.
Aus Sicht des Unternehmens beinhaltet ein dynamischer Markt die Ungewissheit über die künftige Intensität und das Ausmaß im Marktverhalten von Wettbewerbern und Kunden. Dabei kann unterschieden werden zwischen einem stabilen Marktumfeld mit geringen und seltenen Veränderungen (wie in der Zementindustrie), einem evolvierenden Marktumfeld mit etwas stärkeren und häufigeren Veränderungen (Automobilherstellung) und einem dynamischen Marktumfeld mit starken und häufigen Veränderungen (Pharmaindustrie).[16] Vom Hyperwettbewerb wird gesprochen, wenn es in einem weitgehend stabilen Marktumfeld zu hoher Wettbewerbsintensität kommt wie beispielsweise zwischen Coca-Cola und Pepsi, die ohne wirkliche Produktinnovationen stets neue Produktvariationen anbieten; die Marktdynamik ist dann gering.[17]
Die Grafik zeigt ein Modell zur Erklärung der am Markt herrschenden Dynamik in Form von Industriezyklen. Wenn ein Markt am Anfang seiner Entwicklung steht, findet eine Vielzahl von Marktzutritten in der so genannten Einführungs- und Wachstumsphase statt. Die Zahl der Netto-Marktzutritte ist in diesem Fall positiv. In dieser Phase ist nur begrenzt spezifisches Wissen zum neuen Produkt bekannt, weshalb Wettbewerb vorerst hauptsächlich über die Produktqualität stattfindet. Auf Grund des Zutritts einer Vielzahl an Anbietern, insbesondere auch Kleinunternehmen, wird diese Phase „Entrepreneurhaftes technologisches Regime“ oder auch „Schumpeter Mark I-Regime“ genannt.
In der zweiten Phase findet eine Anpassung der Produkte statt. Die Qualität befindet sich nun auf einem annäherungsweise ausgeglichenen Niveau, was folglich dazu führt, dass der Wettbewerb nun über den Preis als Preiswettbewerb stattfindet. Wie die Grafik zeigt, befindet sich die Marktentwicklung jetzt im „routinierten Regime“ bzw. „Schumpeter Mark II-Regime“. Es kommt zu einem deutlichen Abschwung, welcher besagt, dass eine Vielzahl von Anbietern den Markt verlässt. Die etablierten, in geringer Anzahl vorhandenen Unternehmen, sorgen mit ihren Größenvorteilen dafür, dass Marktzutritte kaum mehr möglich sind. Die Zahl der Netto-Marktzutritte ist jetzt negativ.
Beispiele
Beispielhaft für ein routiniertes Regime ist die aktuelle Automobilindustrie. Hier sind die Markteintrittsbarrieren hoch. Ursache dafür ist eine sehr kapital- und forschungsintensiveProduktion, welche einen Markteintritt erschwert. Durch die Verbindung kleinerer, spezialisierter Unternehmen mit den großen Konzernen sind die Chancen für einen Newcomer, sich gegen die Etablierten durchzusetzen, sehr gering. Möglich ist jedoch eine Innovation einer neuen Beförderungstechnologie/-möglichkeit.[20]
Ein entrepreneurhaftes Regime stellt u. a. die Internetökonomie seit den 1990er Jahren dar. Hier zeigt sich, dass die üblichen Markteintrittsbarrieren stark abgeschwächt sind. Institutionelle Restriktionen wie Zölle, Normen etc. können im Internet umgangen werden. Marktteilnehmerbezogene Hindernisse wie Kostenvorteile, Kapitalbedarf etc. verringern sich ebenfalls. So können Newcomer auf dem Markt durch geringe Kosten schnellen Zutritt erlangen und den Markt auch schnell wieder verlassen. Übliche, kapitalintensive Investition sind somit nicht mehr erforderlich.[21]
Der Mitläufereffekt ist eine Nachfrageerhöhung nach einem Gut allein aufgrund der Tatsache, dass dieses Gut auch von anderen Verbrauchern konsumiert wird. Er besitzt eine besondere Bedeutung für die Marktdynamik aufgrund seiner positiven Wirkung auf Diffusionsprozesse,[27] also der Verbreitung eines Gutes.
↑Alfred Kieser, Der Einfluss der Umwelt auf die Organisationsstruktur der Unternehmung, in: Zeitschrift Führung und Organisation 43 (6), 1974, S. 302–314
↑Kelly Hewett/Martin S. Roth/Kendall Roth, Conditions Influencing Headquarters and Foreign Subsidiary Roles in Marketing Activities and their effects on performance, in: Journal of International Business Studies 34 (6), 2003, S. 571
↑William J. Baumol, Business Behavior, Value and Growth, 1959, S. 1 ff.
↑Richard R. Nelson, Why do Firms differ, and how does it matter?, in: Strategic Management Journal 12, 1991, S. 61–74
↑Jerry Ellig/Daniel Lin, A Taxonomy of Dynamic Competition Theories in Dynamic Competition and Public Policy: Technology, Innovation, and Antitrust, 2001, S. 22
↑Heinz‑Georg Baum/Adolf G. Coenenberg/Thomas Günther, Strategisches Controlling, 4. Auflage, Schäffer-Poeschel/Stuttgart, 2007, S. 138; ISBN 978-3-7910-2971-9
↑Knut Bleicher, Zum Zeitlichen in Unternehmenskulturen, in: Die Unternehmung, 40. Jg., Heft 4, 1986, S. 259 ff.
↑Anke Mönning, Die Automobilindustrie - Gute Wachstumsperspektiven trotz zukünftiger Herausforderungen, in: GWS Themenreport Nr. 2, 2011, S. 12
↑Wolfgang Fritz, Markteintrittsstrategien in der Internet-Ökonomie, Arbeitspapier No. 99/21, Technische Universität Braunschweig/Institut für Marketing (Hrsg.), 1999, S. 15–17