Marcel Cordes (* 11. März1920 in Stelzenberg, als Kurt Schumacher; † 26. November1992 in Angerberg) war ein deutscher Opern- und Konzertsänger (Bariton). In den 1950/60er Jahren hatte er gemeinsam mit Josef Metternich nahezu eine Alleinstellung im Fach des italienischen und vor allem des Verdi-Baritons deutscher Herkunft.
Cordes entdeckte früh seine Stimme und seine Spiellust. Als 16-Jähriger ging er ans Konservatorium Kaiserslautern, drei Jahre danach als Stipendiat an die Musikhochschule Mannheim, lange schwankend zwischen den Stimmlagen Tenor und Bariton. Als Soldat wurde er 1941 zu Bühnenauftritten am deutschsprachigen Stadttheater von Eger verpflichtet und debütierte dort als Bariton: als Graf Luna in Der Troubadour von Giuseppe Verdi und als Graf Liebenau in Der Waffenschmied von Albert Lortzing. Nach seiner Rückkehr aus Krieg und Gefangenschaft debütierte er 1947 erneut am Pfalztheater Kaiserslautern, nun als Tenor mit der Rolle des Canio in Der Bajazzo von Ruggiero Leoncavallo. Der Erfolg begründete am selben Haus ein Festengagement als vermutlich kommender tenore drammatico. 1949 folgte eine Verpflichtung als Tenor an das Nationaltheater Mannheim. Dort wurde Cordes vor allem in hochliegenden lyrischen Tenorrollen eingesetzt, welche jedoch auf Dauer seine natürlichen Mittel überforderten.
Cordes studierte daraufhin bei dem berühmten Tenor Fritz Krauss um und erwarb ein Basisrepertoire an Bariton-Partien. Mit denen sang er 1951 am Staatstheater Karlsruhe vor, wo er sofort engagiert wurde. Auf Anraten der Intendanz legte er sich für seine weitere Karriere einen Künstlernamen zu. Als Marcel Cordes hatte er sein drittes Debüt als Wolfram von Eschenbach in Tannhäuser von Richard Wagner. Er wurde schnell zum Protagonisten und Publikumsliebling. Rasch entwickelte sich eine Bühnenkarriere, die ihn als Gast an die führenden deutschsprachigen Opernhäuser, Konzertsäle und Rundfunkstationen führte.
1954 wurde er an die Bayerische Staatsoper in München verpflichtet. Er erhielt Gastverträge an die Opernhäuser von Berlin, Köln, Stuttgart, Zürich, schließlich auch an die Wiener Volksoper. Dazu gastierte er europaweit an Musikbühnen. Er trat auch in Orchester- und Rundfunkkonzerten, Lied-Recitals und Oratorien auf, übernahm neue Partien in Genres und Fächern aller Art.
1956 wurde Cordes zum Bayerischen Kammersänger ernannt. Ab 1956 machte er außerdem Schallplattenaufnahmen und nahm an Recitals wie an Gesamteinspielungen teil. Einem Ruf an die Metropolitan Opera in New York konnte er 1957 aus Termingründen nicht folgen. Im Dezember 1957 war er in Berlin der Ford beim sensationellen Falstaff-Debüt von Dietrich Fischer-Dieskau. Von 1962 bis 1964 trat er auch bei den Bayreuther Festspielen auf.
Als gerade 50-Jähriger zog er sich von der Bühne zurück. Er verbrachte die Folgejahre auf seinem Landsitz in Tirol und starb dort mit 72 Jahren. Ein Sängerstipendium „In memoriam Marcel Cordes“ zur Tiroler Academia Vocalis ist seinem Andenken gewidmet.
Marcel Cordes ist vorrangig als deutschsprachiger Interpret der italienischen Oper in Erinnerung. Darüber hinaus aber war er international als Lyrischer, als Kavalier-Bariton und als Charakterbariton auch in Werken und Partien des deutschen, französischen und slawischen Fachs tätig. Außerdem war er ein führender Sänger spätromantischer Musik und der Oper des 20. Jahrhunderts, galt als maßstäblich in Werken von Richard Strauss, Hans Pfitzner, Igor Strawinsky, Béla Bartók, Carl Orff, Werner Egk und anderen. Sein Repertoire reichte von Mozart über deutsche Spieloper, Belcanto, Wagner und Verismo bis zur Moderne. Im Zentrum seiner Bühnenaktivität standen dramatische Figuren in Opern von Giuseppe Verdi, so Rigoletto, Graf Luna, Giorgio Germont, Nabucco, Renato, Posa, Simone Boccanegra, Don Carlo di Vargas und Ford.
Infolge der Verlagerung des Plattengeschäfts zum World Wide Music Marketing und der Strukturveränderungen in der deutsch-europäischen Musikszene gerieten die Tondokumente und damit Name und Persönlichkeit des Sängers seit den 1980er Jahren nahezu in Vergessenheit. Cordes war lange Zeit nur Opernkennern noch ein Begriff. Erst die Flut preiswert neu vermarkteter Rundfunkproduktionen und eine große CD-Edition 2009 bewirkten eine Revitalisierung der Erinnerung an seine Kunst und Persönlichkeit.
Diskografie
CD-Edition Marcel Cordes – 12 CDs in 4 Boxen / Bd. 1: Giuseppe Verdi, Bd. 2: Belcanto & Verismo, Bd. 3: Deutsche und europäische Oper, Bd. 4: Konzert, Lied, Moderne / Hamburger Archiv für Gesangskunst
CD: „Dokumente einer Sängerkarriere“, Preiser Records
Literatur
Jürgen Kesting: „Zwei deutsche Italiener“ – Josef Metternich und Marcel Cordes. In: Die großen Sänger. Econ 1993