Er war von 1994 bis 2004 Autor der neurechtenJungen Freiheit, außerdem Autor des Magazins Sezession des Instituts für Staatspolitik sowie Autor von eigentümlich frei. Zwischen 2004 und 2011 war er Chefredakteur der Deutschen Militärzeitschrift, für die er bis zu seinem Tod schrieb. Im März 2011 wechselte er in die gleiche Position zur Monatszeitschrift Zuerst! Beide Zeitschriften werden von Dietmar Munier verlegt und dem rechtsextremen Spektrum zugeordnet. Ochsenreiter produzierte für die Magazine viele Foto-Reportagen aus Krisen- und Kriegsregionen wie Syrien, Iran, Libanon, Ungarn und Ukraine. Er war Gast bei internationalen neofaschistischen Konferenzen und organisierte ähnliche Veranstaltungen. Im sozialdemokratischen Fachmedium Blick nach Rechts wird er daher als Netzwerker bezeichnet. Zu seinen einflussreichen Bekannten und Kooperationspartnern gehörte unter anderem Alexander Dugin.[1] Er arbeitete auch im Bundestag für die AfD, bis er wegen des Verdachts auf Anstiftung zum Brandanschlag auf ein ungarisches Kulturzentrum im ukrainischenUschgorod in Russland abtauchte. Er starb in Moskau an den Folgen eines Herzinfarkts.
Leben
Herkunft und politische Betätigung
Manuel Ochsenreiter war nach eigenen Angaben katholisch geprägt und wuchs in der Gemeinde Ellhofen im Allgäu auf.[2] Nach dem Abitur 1996 am Gymnasium Lindenberg leistete er seinen Grundwehrdienst bei der Bundeswehr ab.[2]
Ochsenreiter war einer der jüngsten Redakteure[9] und leitete das Ressort „Zeitgeist & Lebensart“ der Jungen Freiheit in Berlin.[10] Wegen Sparmaßnahmen der Zeitung verließ er sie zunächst im Jahr 1998.[11] Ochsenreiter nahm 1999 ein Studium am privaten Institut für Marketing und Kommunikation (IMK) in Berlin auf,[2] welches er als Diplom-Marketingkommunikationswirt beendete.[12] Als Student trat er 2001 der schlagendenBerliner Burschenschaft der Märker in der Deutschen Burschenschaft bei, der er bis zu seinem Tod als Alter Herr verbunden blieb.[13]
Von 2001 bis 2004 war er Leiter des Ressorts Innenpolitik der Jungen Freiheit.[14]Thorsten Thaler, stellvertretender Chefredakteur der Jungen Freiheit, sah Ochsenreiters „Verdienste“ in seinen Beiträgen zum Islamismus und Linksradikalismus.[8] Darüber hinaus schrieb er für die Zeitschriften Sezession,[15] die ebenfalls der Neuen Rechten zugerechnet wird, und eigentümlich frei.[16]
Chefredaktion der DMZ und bei Zuerst!
Ochsenreiter war von 2004 bis 2011 Chefredakteur der Deutschen Militärzeitschrift (DMZ).[17] In dieser Zeit untersagte die rot-grüne Bundesregierung den Bibliotheken und Fachinformationsstellen der Bundeswehr, die Zeitschrift weiterhin zu beziehen, weil diese dem „rechtsextremistischen Spektrum“[18] zuzuordnen sei.[19]
Seit März 2011 war Ochsenreiter, der zunächst Stellvertreter war,[20] als Nachfolger von Günther Deschner Chefredakteur der Monatszeitschrift Zuerst! des rechtsextremen[21] Verlegers Dietmar Munier.[22] Ein öffentlichkeitswirksames Interview führte er mit dem Vater des SPD-Politikers Sigmar Gabriel.[23] Darüber hinaus interviewte[24] er Persönlichkeiten der europäischen Rechten, u. a. den NPD-Politiker Arne Schimmer führender Aktivist des Zusammenschlusses von Holocaustleugnern Europäische Aktion,[24] den ungarischen nationalkonservativen Politiker Zoltán Kovács[25] und den russischen Nationalisten Alexander Dugin,[26] den er als „langjährigen väterlichen Freund“ bezeichnete.[27] Dem Extremismusforscher Elmar Vieregge zufolge, der das Magazin „Zuerst!“ im Jahrbuch Extremismus & Demokratie 2013 behandelt, nutzte Ochsenreiter seine Beiträge in der Zeitschrift auch dazu, sich selbst bekannt zu machen und eigene Positionen zu verbreiten.[24]
Als DMZ- und Zuerst!-Chefredakteur berichtete er vom Balkan (Serbien, Ungarn) und aus dem Nahen Osten (Libanon, Syrien, Iran). Er war immer wieder Interviewpartner staatlichen Medien Russia Today, Syrian TV und der iranischen Nachrichtenagentur Fars.[28][29][30] Ausführlich nahm er zum Bürgerkrieg in Syrien im neurechten Jugendmagazin Blaue Narzisse, aber auch im Ausland Stellung.[31] In neurechten Kreisen galt er als Syrien- bzw. Nahost-Experte.[32]
Autorentätigkeit bei Compact
Ochsenreiter schrieb unter dem Pseudonym Andrea Ricci für das rechtsextreme Compact-Magazin und berichtete unter anderem als Auslandskorrespondent aus Syrien. Im Gegenzug schrieb Jürgen Elsässer unter dem Pseudonym Katerina Stavrapoulos Texte für Zuerst![33]
Im September 2014 war Ochsenreiter Referent („Israelische Lobby in Deutschland“) der Konferenz „New Horizon“ in Teheran, die, wie die Vorgängerkonferenz von 2006, Holocaustleugnern eine Plattform bot.[47]
Von September 2018 bis Januar 2019 arbeitete Ochsenreiter als Fachreferent im Bundestagsbüro des AfD-Abgeordneten Markus Frohnmaier.[48] Nachdem Ochsenreiter beschuldigt worden war, in einen Anschlag in der Ukraine verwickelt zu sein, bat er Frohnmaier nach dessen Angaben um Beendigung des Arbeitsverhältnisses, damit die Berichterstattung über die Vorwürfe diesem nicht weiter schaden könne.[49] Seither hielt sich Ochsenreiter vorwiegend in Moskau auf.[50]
Anschlag in der Ukraine
Am 4. Februar 2018 wurde in der ukrainischen Stadt Uschhorod ein Brandanschlag auf eine ungarische Einrichtung verübt. Die Attacke mit Molotowcocktails sollte den polnischen Behörden zufolge als False-Flag-Aktion ukrainischen Neonazis zugeordnet werden, um die Beziehungen zwischen der Ukraine und Ungarn zu belasten. Die polnischen Täter wurden gefasst und standen 2019 vor einem polnischen Gericht in Krakau. Der Hauptangeklagte Michał P. soll Mitglied der polnischen Faschisten-Gruppierung „Falanga“ sein, die die pro-russischen Milizen in der Ostukraine unterstützt. Neben dem Brandanschlag war Ochsenreiter wegen Terrorismusfinanzierung angeklagt. P. sagte vor Gericht aus, Ochsenreiter habe ihn angestiftet, Personen zu suchen, um die Tat auszuführen. Weiterhin habe Ochsenreiter den Tag des Anschlages bestimmt und konkrete Anweisungen zur Durchführung gegeben. Auch die beiden Mitangeklagten hätten alles nach Ochsenreiters Vorgaben umgesetzt. Er erklärte zudem, dass er von Ochsenreiter 1500 Euro in mehreren Chargen erhalten habe.[51]
Nach einer Strafanzeige durch eine Privatperson ermittelte die Generalstaatsanwaltschaft Berlin gegen Ochsenreiter wegen des Verdachts der Anstiftung zu schwerer Brandstiftung.[49] Die Anklage der polnischen Staatsanwaltschaft lautete auf „Terrorfinanzierung“.[52] Ochsenreiter bestritt alle Vorwürfe.[53] Sein Anwalt erklärte, dass Ochsenreiter „keinerlei Kenntnis von solchen Anschlägen“ besessen habe.[49]
Mögliche Tätigkeit für Jewgenij Prigoschin
Nach einem Bericht der Wochenzeitung Die Zeit gehen westliche Nachrichtendienste davon aus, dass Ochsenreiter für den Oligarchen und Inhaber der paramilitärischen Wagner-Gruppe Jewgenij Prigoschin gearbeitet hat.[54] Nach einem Bericht von Tagesschau.de zählte er in Russland auch zum Umfeld von Konstantin Malofejew.[55]
Familie
Manuel Ochsenreiter war seit 2003[12] verheiratet und hatte zwei Söhne.[2]
Tod
Am 18. August 2021 starb Ochsenreiter in Moskau nach einwöchigem Koma an den Folgen eines Herzinfarktes.[50][56][57] Dugin betrauerte ihn auf Facebook als seinen „spirituellen Sohn“ und lobte ihn als „Feind der offenen Gesellschaft“.[54]
Publikationen und Rezeption
Politische Positionierung
Er bezeichnete sich selbst 2005 in einem Interview als „Konservativer“.[2] Nach Ansicht der SPD-Politiker Stephan Braun, Alexander Geisler und Martin Gerster schaffte er jedoch nicht immer den Abstand zu „rechtsextremen Kadern“. Ochsenreiter nannte Ernst Jünger seinen „Lieblingsautor“.[58] Ein Ziel in seinem Leben war nach eigenen Angaben: „Vielleicht eine kleine ‚Konservative Revolution‘“.[59][60]
In seinen Publikationen für die Junge Freiheit übte er starke Medienkritik, indem er eine vermeintlich „links“ dominierte Medienlandschaft anprangerte.[61] Außerdem spielte er in seinen Publikationen auf die vermeintliche „Faschismus-Keule“ der Linken an.[62] Die Hamburger Medienwissenschaftlerin Joan Kristin Bleicher attestierte ihm in Bezug auf Geschlechterrollen für die Zeit seiner Tätigkeit bei der Jungen Freiheit eine „rechtskonservative Weltsicht“.[63] Ochsenreiter habe offenbar enge Russland-Kontakte gehabt. Möglicherweise hat er für russische Dienste gearbeitet.[64] Davon berichten auch Quellen der Tagesschau, die ihn als Vermittler zwischen der AfD und Russland sieht.[65]
Ochsenreiter wurde von chinesischen Geheimdienstmitarbeitern als „Freund“ bezeichnet und soll vom chinesischen Ministerium für Staatssicherheit „für die erfolgreiche Abwicklung“ eines „Projekts aus China mehrere Tausend Euro erhalten haben.“[66]
1995 äußerte er sich in einem Gespräch der Jugendsendung Live aus dem Alabama kritisch zum Islam.[69] 2004 porträtierte er für die Junge Freiheit die Familie Özoguz, die Gründer eines islamistischen Firmennetzwerks und Betreiber des Internetportals Muslim-Markt aus Delmenhorst.[70] Im darauffolgenden Jahr 2005, erschien dann in der Interview-Reihe „Muslim Interview“ des Muslim-Markt ein Interview mit Ochsenreiter.[2] Er reiste 2008 in den Libanon, ließ sich dort auf einem zerstörten israelischen Panzer fotografieren und traf Vertreter der schiitischen Miliz Hisbollah. Dort interviewte Ochsenreiter u. a. deren Sprecher für den Libanon Imad Alawa. Gemeinsamkeiten zwischen der sogenannten Rechten und Muslimen sah er in der Kritik am Liberalismus.[71] Er führte aus, dass es „ein geschichtlich gewachsenes Verhältnis von Muslimen und Christen gibt“, und verwies auf den Zweiten Weltkrieg.[72][71] Gleichzeitig kritisierte er die muslimischen Spitzenverbände in Deutschland, die eine Nähe zu Bündnis 90/Die Grünen und zur Sozialdemokratie suchten, anstatt sich an konservativen Parteien zu orientieren.[2]
Schriften (Auswahl)
Erziehungssache. In: Roland Bubik (Hrsg.): Wir ’89er. Wer wir sind – was wir wollen. Ullstein, Frankfurt am Main 1995, ISBN 3-548-36643-0, S. 209–225.
Hrsg.: Staatsmord in Bagdad. Saddam Hussein am Galgen. Bonus, Selent 2007, ISBN 978-3-935962-06-3.
Literatur
Anton Maegerle: Politischer und publizistischer Werdegang von Autoren der Jungen Freiheit. In: Stephan Braun, Ute Vogt (Hrsg.): Die Wochenzeitung „Junge Freiheit.“ Kritische Analysen zu Programmatik, Inhalten, Autoren und Kunden. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2007, ISBN 978-3-531-15421-3, S. 201–202.
↑Thomas Pfeiffer: Medien einer neuen sozialen Bewegung von rechts. Dissertation, Universität Bochum, 2000, S. 217 (PDF (Memento vom 21. Dezember 2014 im Internet Archive)).
↑Barbara Junge, Julia Naumann, Holger Stark: Seite 63 Rechtsschreiber. Wie ein Netzwerk in Medien und Politik an der Restauration des Nationalen arbeitet. Elefanten-Press, Berlin 1997, ISBN 3-88520-621-8, S. 63.
↑ abcAnton Maegerle: Politischer und publizistischer Werdegang von Autoren der Jungen Freiheit, Wiesbaden 2007, S. 201–202.
↑Thomas Pfeiffer: Medien einer neuen sozialen Bewegung von rechts. Dissertation, Universität Bochum, 2000, S. 422 (PDF (Memento vom 21. Dezember 2014 im Internet Archive)).
↑Thomas Pfeiffer: Medien einer neuen sozialen Bewegung von rechts. Dissertation, Universität Bochum, 2000, S. 188 (PDF (Memento vom 21. Dezember 2014 im Internet Archive)).
↑Thomas Pfeiffer: Medien einer neuen sozialen Bewegung von rechts. Dissertation, Universität Bochum, 2000, S. 186 (PDF (Memento vom 21. Dezember 2014 im Internet Archive)).
↑Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Ulla Jelpke, Inge Höger, Petra Pau, Paul Schäfer (Köln) und der Fraktion DIE LINKE (Drucksache 16/9292): Kontakte zwischen Bundeswehr und Anzeigenkundender im rechtsextremistischen Spektrum angesiedelten Deutschen Militärzeitschrift. Deutscher Bundestag, Drucksache 16/9550, S. 2. (PDF)
↑Claudia Globisch: Radikaler Antisemitismus. Inklusions- und Exklusionssemantiken von links und rechts in Deutschland. Springer VS, Wiesbaden 2013, ISBN 978-3-531-17563-8, S. 208.
↑Jürgen Elsässer: Ich bin Deutscher. Wie ein Linker zum Patrioten wurde. dtw, Berlin 2022, S.329.
↑Margret Chatwin: Griff nach der Meinungshoheit. Internetkampagnen der „Jungen Freiheit“ am Beispiel von Wikipedia. In: Stephan Braun, Ute Vogt (Hrsg.): Die Wochenzeitung „Junge Freiheit.“ Kritische Analysen zu Programmatik, Inhalten, Autoren und Kunden. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2007, ISBN 978-3-531-15421-3, S. 261.
↑Ministerium des Innern des Landes Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Verfassungsschutzbericht 2009. Magdeburg 2009, S. 63 (PDF (Memento vom 16. Januar 2016 im Internet Archive)).
↑Stephan Braun, Alexander Geisler, Martin Gerster: Die „Junge Freiheit“ der „Neuen Rechten“. In: Stephan Braun, Ute Vogt (Hrsg.): Die Wochenzeitung „Junge Freiheit.“ Kritische Analysen zu Programmatik, Inhalten, Autoren und Kunden. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2007, ISBN 978-3-531-15421-3, S. 22.
↑Thomas Pfeiffer, Michael Puttkammer: Die Junge Freiheit in den NRW-Verfassungsschutzberichten. In: Stephan Braun, Ute Vogt (Hrsg.): Die Wochenzeitung „Junge Freiheit.“ Kritische Analysen zu Programmatik, Inhalten, Autoren und Kunden. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2007, ISBN 978-3-531-15421-3, S. 60.
↑Manuel Ochsenreiter: Erziehungssache. In: Roland Bubik (Hrsg.): Wir ’89er. Wer wir sind – was wir wollen. Ullstein, Frankfurt am Main 1995, ISBN 3-548-36643-0, S. 210.
↑Stefan Kubon: Die bundesdeutsche Zeitung „Junge Freiheit“ und das Erbe der „konservativen Revolution“ der Weimarer Republik (= Spektrum Politikwissenschaft, Band 35). Ergon-Verlag, Würzburg 2006, ISBN 978-3-89913-527-5, S. 87.
↑Joan Kristin Bleicher: Alte Rollenbilder im Neuen Fernsehen. Aspekte der Genderperformanz in Reality-Formaten. In: Skadi Loist, Sigrid Kannengießer, Joan Kristin Bleicher (Hrsg.): Sexy Media? Gender-queertheoretische Analysen in den Medien- und Kommunikationswissenschaften (= Critical media studies. Band 3). Transcript, Bielefeld 2013, ISBN 978-3-8376-1171-7, S. 47–68, hier: S. 61.