Die Lutherkapelle ist eine evangelischeKapelle in Koblenz. Die im Stadtteil Horchheim gelegene Kapelle wurde ursprünglich als Garten- und Teehaus für die Berliner Bankiersfamilie Mendelssohn errichtet. Im Laufe der Zeit erfuhr das Gebäude einige Um- und Anbauten.
Im Mittelalter stand im Bereich der heutigen Lutherkapelle der Altenberger Hof, der zur Abtei Altenberg gehörte. Joseph Mendelssohn erwarb 1818 ein benachbartes Palais, das dem kurtriererischen Hofrat Johann Jacob Fritsch gehörte, und ließ es von dem Architekten Johann Claudius von Lassaulx ausbauen. Der ehemalige Altenberger Hof – das Areal reichte bis zum Rhein und wird heute von der rechten Rheinstrecke der Bahn durchschnitten – wurde 1825 zusammen mit Tausenden Weinstöcken ebenfalls von Mendelssohn aufgekauft. Hier ließ er um 1830 von Lassaulx inmitten des weitläufigen Parks ein Garten- und Teehaus errichten.
Mendelssohns Erben schenkten 1902 das Anwesen Kaiserin Auguste Viktoria, die es ein Jahr später an die Kaiserswerther Diakonissenanstalt weitergab. Die Diakonissen nutzten es als Erholungsheim, bis es 1922 an die Evangelische Kirchengemeinde Pfaffendorf verkauft wurde. Der Eisenbahn-Ingenieur Schlegel baute das ehemalige Garten- und Teehaus um, und am 11. Juni 1922 konnte das Gebäude als Lutherkapelle geweiht werden.
Im Zweiten Weltkrieg beschädigt, wurde die Kapelle 1948 wieder hergerichtet und nach Plänen von Möllering aus Düsseldorf umgestaltet. Danach wuchs die evangelische Gemeinde stark an und die Kapelle wurde 1956 von dem Koblenzer Architekten Friedhelm Worm nach Süden hin durch einen Anbau auf das Doppelte erweitert. Im Jahr 1962 wurde noch ein Altenheim angebaut. Die Fassade wurde 2007 saniert. Heute ist von dem ehemaligen Lassaulx'schen Garten- und Teehaus nur noch die Rheinseite erkennbar, die anderen drei Seiten werden durch die Anbauten verdeckt.
Bau
Das ehemalige Garten- und Teehaus war ursprünglich ein frei stehender, annähernd quadratischer zweigeschossiger Bau mit Satteldach. Die Fassade auf der Rheinseite ist mehrschichtig und durch die Verwendung von verschiedenfarbiger Materialien gegliedert. Die Pilaster an den beiden Ecken tragen ein Ortganggesims aus hellem Basalttuff mit Rundbogenfries.
Über eine freischwebende Treppe gelangte man von Norden in den Gartensaal. Der Schieferbruchsteinbau besitzt einen großen, zweijochigen, dreischiffigen Saal. Über zwei Mittelsäulen ist er von einem Kreuzrippengewölbe überspannt, in den sechs barockeSchlusssteine mit Rollwerkkartuschen verschiedener Hausmarken eingelassen sind, die vermutlich aus dem Altenberger Hof stammen. An der Rheinseite hat der Saal hohe, rundbogige Fenster. Darüber im Giebelfeld eine große Rundöffnung mit profiliertem Rahmen. Der Erweiterungsbau von 1956 hat einen um 90 Grad versetzten Dachfirst, der mit einem kleinen Dachreiter bekrönt ist.
Energieversorgung Mittelrhein GmbH (Hrsg.): Geschichte der Stadt Koblenz. Gesamtredaktion: Ingrid Bátori in Verbindung mit Dieter Kerber und Hans Josef Schmidt. Theiss, Stuttgart 1992–1993;
Band 1: Von den Anfängen bis zum Ende der kurfürstlichen Zeit. 1992, ISBN 3-8062-0876-X;
Band 2: Von der französischen Stadt bis zur Gegenwart. 1993, ISBN 3-8062-1036-5.
Fritz Michel: Die Kunstdenkmäler der Stadt Koblenz. Die profanen Denkmäler und die Vororte, München Berlin 1954, (Die Kunstdenkmäler von Rheinland-Pfalz Erster Band).
Festschrift zum Jubiläum 200 Jahre evangelisch in Koblenz – Pragmatisch, preußisch, protestantisch, Schriftenreihe des Vereins für Rheinische Kirchengeschichte – Band 161, 2003