Ludolf Siegfriedt arbeitete im Herzogtum Braunschweig-Lüneburg bereits zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges erstmals nachweislich ab 1642 in Braunschweig. Dort schuf er gemeinsam mit dem Glockengießer-Meister Joachim Janke mehrere Glocken für verschiedene Braunschweiger Kirchen, zunächst die später bei einem Turmbrand zerstörte sogenannte „Betglocke“ für St. Petri. Die Qualität der abgelieferten Arbeit brachte weitere Kirchenvorstände anderer Braunschweiger Kirchen dazu, Siegfriedt den Auftrag zum Guss weiterer Glocken zu geben. Die alteingesessenen Braunschweiger Gießer legten dagegen – erfolglos – Beschwerde beim damaligen Braunschweiger Stadtrat ein.[1]
Im Juni 1643 schuf Siegfriedt gemeinsam mit Joachim Janke die von den beiden Braunschweiger BürgermeisternHenricus Peters und Hans Affel, dem Kirchenvorsteher und Ratsherrn Martin Hille und den drei Kirchenvorstehern Frantz Apelnstedt, Ludeke Juten und Henning Hofmeister die mit der Jahreszahl 1642 versehene Glocke für die Braunschweiger Kirche St. Magni.[7]
Spätestens in den 1650er Jahren hatte Ludolf Siegfriedt das Bürgerrecht Hannovers erworben, als er 1653 „die beiden alten Glocken und die zinnerneTaufe [der Kirche von Haimar] umgegossen“ hatte. Nachdem mehr als ein Jahrhundert später die größere Glocke der Kirche zerborsten war, wurden die beiden kleineren Glocken 1784 jedoch „nach Hannover gebracht, um aus beiden eine giessen zu lassen.“[5]
Bis 1673 wirkte Ludolf Siegfriedt zudem als Glocken- und Stückgießer sowohl in der ResidenzstadtHannover als auch in Celle.[3] So schuf er 1650 mit dem von dem hannoverschen Theologen, Magister und Senior des geistlichen Stadtministeriums David Meier gestifteten Geld die Glocke Großer David;[8] zugleich die größte Glocke der Kreuzkirche in Hannover.[9]
Nachdem Siegfriedts Landesherr, Herzog Christian Ludwig im Jahr 1650 den Bau des Jagdschlosses in Weyhausen angeordnet hatte, goss Ludolf Siegfriedt laut der Inschrift seines Werkes die für das Schloss gedachte Glocke im Jahr 1656. Das Stück findet sich heute mit der Inventar-Nummer MB 44 im Bomann-Museum in Celle.[3]
Spätestens 1660 war Siegfriedt zum fürstlichen Stückgießer erhoben worden und hatte seinen Sitz in Celle, als er im selben Jahr in Ilten für 198 Taler im Pfarrgarten von Pastor Joachim von Broitzem die noch vorhandene große Glocke für die Iltener Kirche umgoss.[5]
Nachfolger Siegfriedts im Amt des Glockengießers wurde der im 18. Jahrhundert in Hannover tätige Thomas Riedeweg.[10]
1642, gemeinsam mit Martin Janke: Sogenannte „Betglocke“ für St. Petri in Braunschweig; 1811 bei einem Brand des Kirchturmes zerstört[1]
1642, gemeinsam mit Martin Janke: ursprünglich für die Braunschweiger St. Magni bestimmte Glocke mit ähnlicher Inschrift wie dort, verwandt für die Aegidienkirche (Braunschweig). Die Glocke fand sich in dem 1817/18 abgerissenen westlichen Glockenturm.[12]
1642/43, gemeinsam mit Martin Janke: Glocke für St. Magni in Braunschweig; erhalten[7]
1646–1647: „Nach Angabe im Register der fürstlichen Rentkammer lieferte [...] der Stückgießer Ludolf Siegfried zu Hannover für die Befestigung auf dem Kalkberge bei Lüneburg 2 halbe Kanonen und 2 zwölfpfündige Stücke zum Preise von 538 Thlrn.“[17]
1650: Glocke für die Johannes-Kapelle in Metel als Ersatz für die im Krieg geraubte; Inschrift: „[...] Meister Ludolf Siegfriedt hat mich in Hannover gegossen.“[19]
1650: Guss der Glocke „Großer David“, der größten Glocke für die Kreuzkirche in Hannover[9]
1652: Glocke mit Schlagton b für die bei Gehrden gelegene Lemmier Kapelle; erhalten[20]
1652: Glocke für die Kirche in Kathrinhagen, Grafschaft Schaumburg[4]
1652: Glocke für die Kirche in Beckedorf, Grafschaft Schaumburg[4]
1653: Mittlere Läuteglocke für die Kreuzkirche in Hannover[11]
1653: Neuguss der beiden alten Glocken und der zinnernen Taufe der Kirche in Haimar; die beiden Glocken wurden später (1784) jedoch zum Umguss in eine einzige Glocke nach Hannover verbracht.[5]
1653: Glocke für die Kirche in Hohnhorst, Grafschaft Schaumburg[4]
1654 goss Siegfriedt für die Stadt Hannover zwei mehr als 30 Zentner schwere Viertelcarthaunen, die namentlich benannte „Salvator mundi“ und die S. Paulus[21]
↑ abcdefCarl Wolff (Hrsg.), Heinrich Fischer, Fritz Traugott Schulz (Bearb.): Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover. Herausgegeben im Auftrage der Provinzial-Kommission zur Erforschung und Erhaltung der Denkmäler in der Provinz Hannover, Band III: Regierungsbezirk Lüneburg, 1. Kreise Burgdorf und Fallingbostel ( = Heft 4 des Gesamtwerkes), Hannover: Selbstverlag der Provinzialverwaltung; Theodor Schulzes Buchhandlung, 1902, S. 40f., 47, 50, 151; als PDF-Dokument bei forgottenbooks.com
↑ abcdefghiCarl Wolff (Hrsg.): Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover. Herausgegeben im Auftrage der Provinzial-Kommission zur Erforschung und Erhaltung der Denkmäler in der Provinz Hannover, Band I: Regierungsbezirk Hannover, 1. Landkreise Hannover und Linden, Hannover: Selbstverlag der Provinzialverwaltung; Theodor Schulzes Buchhandlung, 1899; Online
↑o.V.: Eine Glocke kehrt zurück, in: Rings um uns. Lokale Nachrichten und amtliche Mitteilungen aus der Umgebung. Stadt Hemmingen. Arnum, Devese, Harkenbleck, Hemmingen-Westerfeld, Hiddestorf, Ohlendorf und Wilkenburg, 48. Jahrgang, Ausgabe 7 vom 14. April 2010, S. 24; Digitalisat auf der Seite docplayer.org
↑Eduard Schuster: Kunst und Künstler in den Fürstenthümern Calenberg und Lüneburg in der Zeit von 1636 bis 1727. Hannover: Hahnsche Buchhandlung, 1905, S. 162 u.ö.; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
↑ abcGottfried Piper: Gehrden und die Musik. Zum 100jährigen Bestehen des Gehrdener Posaunenchors, Festschrift, 3. Auflage, Burgwedel: St. Petri Druck GmbH, 1994, S. 5; Digitalisat als PDF-Dokument von der Seite gehrden-kirche.de
↑ abAugust Jugler: Aus Hannovers Vorzeit. Ein Beitrag zur deutschen Cultur-Geschichte, Hannover: Verlag von Carl Rümpler, 1876, S. 29–30; Digitalisat über Google-Bücher