Ludger Stühlmeyers Wirken als Seelsorgebereichskantor im östlichen Münsterland entfaltete sich im Rahmen eines Projektes zur Erprobung dieses zu Beginn der 1990er Jahre neuen musikalischen Berufsprofils im Bistum Münster. Damit verband sich eine breit gefächerte Chorarbeit mit einer aus Kinderchören, einem Jugendchor, einem Chor Junger Erwachsener, Kirchenchor, Vokalensemble sowie einer Choralschola bestehenden Kantorei. Neben der in das pastorale Konzept des Pfarrverbandes eingebundenen musikbasierten Gemeindearbeit initiierte er eine im Monatsturnus stattfindende Konzertreihe sowie regionale Kirchenmusiktage für den östlichen Bezirk des Bistums Münster.[10][11]
Zu Beginn seiner Tätigkeit in Hof begleitete er die von der Bonner Firma Orgelbau Klais durchgeführte Restaurierung der historischen Steinmeyer-Orgel der Stadtkirche St. Marien (1994/1995).[12] Besonderen Wert legte er dabei auf eine stilgerechte Restaurierung des als Denkmalorgel eingestuften Instrumentes der deutsch-romantischen Epoche, von denen nur mehr wenige original und unverändert erhalten geblieben sind.
1995 gründete Stühlmeyer eine Konzertreihe, innerhalb derer regelmäßig Werke zeitgenössischer Komponisten uraufgeführt werden.[13] 2007, im 300. Todesjahr Dieterich Buxtehudes, führte er in einem Zyklus von zehn Abendmusiken sämtliche Orgelwerke und Sonaten Buxtehudes auf. Der 2013 von Stühlmeyer gegründete KammerchorCapella Mariana besteht aus einer internationalen Besetzung von Profimusikern und ambitionierten Laien. Mit der Erarbeitung von Musikwerken des Mittelalters bis zu Aufführungen neu komponierter Kirchenmusik, widmet sich das Ensemble der gesamten Bandbreite sakraler Chorliteratur.[14]
Stühlmeyer komponiert Werke für Gesang (z. B.: Kantaten, Lieder, Messen, Motetten, Singspiele) und Instrumente. Seine Kompositionstechnik wurzelt in dem Bestreben, den Aspekt der Hörerfahrung als kommunikatives Medium erlebbar zu machen. Dabei folgt er seinem Ziel, das Wesentliche im scheinbar Einfachen fokussierend, die Aussagekraft des auf sich selbst verweisenden Klanges zu öffnen, mit der sich philosophisches Denken ebenso verbindet wie spirituelle Erlebnisfähigkeit. Seine liturgische Musik ist inspiriert von dem Wort-Ton-Verhältnis des Gregorianischen Chorals, der die Komposition als Klangleib des Wortes definiert und umsetzt. In seiner kompositorischen Arbeit realisiert er das im II. Vatikanischen Konzil verankerte Verständnis von liturgischer Musik als innersten und im Sinne des „bis orat qui cantat“[20] intensivierten Grundvollzug des christlichen Glaubens.[21] Seine Kompositionen sind beeinflusst von Personanzklängen und der Postmoderne. Seine für Kinder konzipierten szenischen Werke fördern in der Tradition seines Lehrers Günther Kretzschmar, die Postulate ganzheitlicher Pädagogik aufgreifend, die Erlebnisfähigkeit der Kinder und ihre Freude am Singen und Gestalten. In konzeptionellen Gesprächen mit dem Münsteraner RegionalbischofFriedrich Ostermann schuf er die Grundlage für eine erneuerte Rezeption der Evangelienkantate für Kinder in der Liturgie.[11]
Curia sonans. Die Musikgeschichte der Stadt Hof. Eine Studie zur Kultur Oberfrankens. Von der Gründung des Bistums Bamberg bis zur Gegenwart. Heinrichs-Verlag, Bayerische Verlagsanstalt, Bamberg 2010, ISBN 978-3-89889-155-4.
Das Leben singen. Christliche Lieder und ihr Ursprung. Gemeinsam mit Barbara Stühlmeyer. Verlag DeBehr, Radeberg 2011, ISBN 978-3-939241-24-9.
Konfessionalität und Ökumenizität – Kirchenmusik gestern und heute. In: Abbruch – Umbruch – Aufbruch. Reformation und Ökumene in Mittel- und Oberfranken. Eine Arbeitshilfe zum Lutherjahr. Bamberg 2016, ISBN 978-3-931432-39-3, S. 88–91.
Klangrede: Sonnengesang des Franziskus – Echo oder Leitmelodie? Nachdenkliches und Hintergründiges aus der Werkstatt eines Komponisten. In: Stefan Kopp, Joachim Werz (Hrsg.): Gebaute Ökumene. Botschaft und Auftrag für das 21. Jahrhundert? Reihe Theologie im Dialog Band 24. Herder, Freiburg i. Br. 2018, ISBN 978-3-451-38188-1, S. 297–333.
Kompositionen
Mache dich auf, werde licht. 1989. Adventskantate für Kinderchor, Gesang-Solo, Sprecher und Instrumente. Uraufführung: Advent 1989. Auszug in: Kommt wir gehen nach Bethlehem. Deutsches Liturgisches Institut (Herausgeber), Trier 1996.
Wer glaubt kann widerstehn. 1999. Bernhard-Lichtenberg-Kantate für Sprecher, Gesang-Solo, Chor SATB und Instrumente. Uraufführung: 31. Oktober 1999, ZDF, Konzertchor der Hofer Symphoniker, Leitung: Gottfried Hoffmann.
Atme in mir. 2002. Text: Augustinus von Hippo. Für Gesang-Solo und Orgel. Uraufführung: 27. April 2002, Stiftsbibliothek St. Gallen, im Rahmen der Veranstaltung: Augustinus, Afrikanitaet Universalitaet.[22] Autograph in der Stiftsbibliothek St. Gallen.
Atem Gottes hauch mich an. 2013. Text: Dorothee Sölle. Für Gesang-Solo und Klavier/Orgel. Auftragskomposition des Freundeskreises der Evangelischen Akademie Tutzing. Uraufführung: April 2013 im Rahmen einer Lesung mit Ursula Baltz-Otto zum 10. Todestag von Dorothee Sölle.
Zum Engel der letzten Stunde. 2013. Text: Jean Paul (aus: Das Leben des Quintus Fixlein). Für Alt-Solo, Violine und Orgel. Auftragskomposition der Stadt Hof zum 250. Geburtstag Jean Pauls am 21. März 2013. Uraufführung: September 2013.[23]
Johannes-Passion. 2014. Texte nach: Joh. 18,1–19,42. Für Gesang-Solo SATB und Chor SATB.[24]Berliner Chormusik-Verlag Berlin 2014, ISMN 979-0-50235-210-3.
Klangrede – Sonnengesang des Franziskus. 2015. Text: Franz von Assisi, Übersetzung Ludger Stühlmeyer. Für Chor SATB, Violine und Orgel. Uraufführung: Capella Mariana 2015 im Rahmen der Tage Neuer Kirchenmusik in Bayern. Papst Franziskus zugeeignet: „Suae Sanctitati Papae Francisci dedicat“.[25]
In dulci jubilo. Aus-Flüge für Querflöte-Solo. 2015. Auftragskomposition der Flötistin Anja Weinberger. Uraufführung: 9. Dezember 2015, Würzburger Augustinerkirche. Sonat-Verlag, Kleinmachnow 2015, ISMN 979-0-50254-034-0.
With hearts reneved. 2017. Text: Jack May. Motette für Chor SATB, Violinen und Orgel. Für den Chor der Westminster Cathedral of London.
Gerechter unter den Völkern. 2017. Vesper zu Ehren des seligen Bernhard Lichtenberg. Mit einer Biografie und Zitaten. Geleitwort von Nuntius Eterovic. Verlag Sankt Michaelsbund, München 2017, ISBN 978-3-943135-90-9.[26]
Super flumina Babylonis [An den Wassern zu Babel.] 2019. Fantasie in vier Teilen für Orgel (Introduzione, Scontro, Elegie, Appassionato) nach einem Aquarell von Paul Klee.
Zehn Choralfantasien zum Weihnachtsfestkreis. 2020. Für Sopran, Violine und Orgel. Der deutschsprachigen Kirche Santa Maria dell’Anima in Rom zugeeignet. Uraufführung: Dezember 2020. Ries & Erler, Berlin 2020, ISMN 979-0-50254-149-1.
Dieterich Buxtehude: Nun lasst uns Gott dem Herren Dank sagen. Kantate für Chor SATB, zwei Violinen und B. c., BuxWV 81. Sonat-Verlag, Kleinmachnow 2016, ISMN 979-0-50254-064-7.[28]
Heinrich Stühlmeyer: Christ ist erstanden. Dreiteiliger Chorsatz SATB mit Incipits der lateinischen SequenzVictimae paschali laudes (1938), „Das Banner ist dem Herrn geweiht“, Chorsatz SATB (1938), „Der Satan löscht die Lichter aus“, Chorsatz SATB (1938), „Ist das der Leib, Herr Jesus Christ“, Chorsatz SATB (1938). 2018.[29]
Tonträger
Ein Hofer Königspaar. Die Orgeln in St. Marien und St. Michaelis. Rondeau Production Leipzig 2012.[30][31]
Zum Engel der letzten Stunde. Jean Paul – Ludger Stühlmeyer. Zenė Kružikaitė (Alt), Jens Wilckens (Violine), Eva Gräbner (Orgel). Balderschwang 2013.
Auszeichnungen und Ehrungen
30. April 2005: Ehrenurkunde des Freistaates Bayern durch Staatsministerin Christa Stewens.[32]
11. März 2013: Ernennung zum Musikdirektor ACV durch das Präsidium des Allgemeinen Cäcilien-Verbandes für Deutschland.[34]
29. Juni 2020: Ehrenurkunde des Freistaats Bayern durch Staatsministerin Kerstin Schreyer.[35][19]
3. Oktober 2021: Bis orat qui cantat : Festschrift zum 60. Geburtstag von Ludger Stühlmeyer. Herausgegeben von Ute van der Mâer, Norderstedt 2021, ISBN 978-3-7543-9507-3.
Literatur
Dorothea Weiler: Den Glauben der Gemeinde in Musik umsetzen (Porträt), in: Heinrichsblatt, Katholische Wochenzeitung des Erzbistums Bamberg Nr. 24, Heinrichsverlag, Bamberg 15. Juni 1997.
Gert Böhm: Prägende Jahre zwischen Oper, Schiffshupen und Benediktinern (Porträt), in: Frankenpost, Hof 14. Mai 2005.
Lukas Spranger: Musik in Hof – eine Erfolgsgeschichte. Das gab es noch nie: Kantor Ludger Stühlmeyer erzählt die vollständige Musikgeschichte der Stadt, in: Frankenpost, Hof 28. August 2010.
Barbara Stühlmeyer: Den richtigen Ton treffen – Betrachtung über das Lied „Es sahn drei weise Könige“ von Rolf Krenzer und Ludger Stühlmeyer, in: Heinrichsblatt, Katholische Wochenzeitung des Erzbistums Bamberg Nr. 1, Heinrichsverlag, Bamberg 2. Januar 2011.
Beate Franck: Musiker für den Wohlklang des Gotteslobes, in: Frankenpost, Hof 31. Juli 2011.
Christoph Plass: Stühlmeyer wird Musikdirektor, in: Frankenpost, Hof 29. April 2013.
Andreas Kuschbert: Großer Einsatz für neue Musik, in: Heinrichsblatt, Katholische Wochenzeitung des Erzbistums Bamberg Nr. 21, Heinrichsverlag, Bamberg 26. Mai 2013.
Theresa E. Ryen: Gotteslob in dunkler Zeit. Ein neues Lied von Ludger Stühlmeyer zum 70. Todestag des seligen Bernhard Lichtenberg, in: Heinrichsblatt, Katholische Wochenzeitung des Erzbistums Bamberg Nr. 43, Heinrichsverlag, Bamberg Oktober 2013.
Maria Palmer: Wegweiser wahrnehmen. Das Dreikönigslied „Seht den Stern, den wir euch bringen“ von Peter Gerloff und Ludger Stühlmeyer, in: Heinrichsblatt, Katholische Wochenzeitung des Erzbistums Bamberg Nr. 1, Bamberg 1. Januar 2017, S. 13.
Maria Palmer: Hoffnungsklänge in der Krise. Kreativität statt verstummen, in: Die Tagespost, Würzburg 7. Mai 2020, S. 15.
Ruth Franke: Klingende Rituale. Ein Porträt des Kantors und Komponisten Ludger Stühlmeyer, in: Tagespost, Würzburg 27. März 2022, S. 31 abgerufen am 28. März 2022.
↑Sendung mit Ludger Stühlmeyer über Bernhard Lichtenberg am 31. Oktober und 3. November 2013 im BR.
↑Quelle: Ernennungsurkunde des Deutschen Liturgischen Instituts vom 18. Mai 2015.
↑„Mit großer Leidenschaft setzen Sie sich für zahlreiche kulturelle und gesellschaftliche Projekte ein und sind ein herausragender Botschafter unserer Heimat.“ Quelle: Schreiben des Bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder vom 5. Mai 2018 aus der Bayerischen Staatskanzlei in München.
↑ abBotschafter unserer Heimat. In: Heinrichsblatt, Katholische Wochenzeitung des Erzbistums Bamberg. Nr. 28, Bamberg 12. Juli 2020.
↑Maria Palmer: Die Klangspur des Leidens. Ein Streifzung durch die Geschichte der Passionsvertonungen. In: Die Tagespost, Würzburg 19. März 2016, S. 12, Kultur.
↑Klangräume für sakrale Musik unserer Tage schaffen. In: Die Tagespost, 15. Oktober 2015, S. 10 Kultur.