Liisi Ojamaa machte 1991 in Tallinn auf der Abendschule Abitur und studierte anschließend einige Jahre (1991–1993) Englische Philologie an der Universität Tartu. 1993–1994 studierte sie Kunstgeschichte an der Tallinner Kunsthochschule. Danach arbeitete sie als Übersetzerin – teils freiberuflich, teils in verschiedenen Anstellungen.
Ojamaas erste Gedichte erschienen 1988 in einer Zeitschrift, in Buchform debütierte sie 1990 in einer Kassette „Junge Autoren“ gemeinsam mit Ruth Jyrjo, Triin Soomets, Aidi Vallik und Elo Viiding. Hierzu hieß es in einer Rezension, dass „drei Vertreterinnen ihrer Generation und zwei souveräne Autorinnen“[3] präsentiert würden. Mit den neuen souveränen Stimmen waren Elo Viiding und Triin Soomets gemeint, die später tatsächlich eine feste Größe in der zeitgenössischen estnischen Dichtung wurden.[4] Ojamaas Werk wurde dagegen immer als Ausdruck einer bestimmten Generation interpretiert, zumal sie häufig die für die estnische Punklyrik der 1990er-Jahre typischen Attribute wie die Buchstaben x (für ks), y (für ü) oder w (für v) verwendete.[5] Schon bald aber erkannte die Kritik, dass es sich hier um „Dichtung der Tallinner Altstadt“[6] handelte oder einfach „city poetry“[7], da dieses Thema alle Bände durchzog. Gleichzeitig ist Ojamaas Werk als „Dichtung der Einsamkeit“ tituliert worden.[8] Innerhalb der estnischen Lyrikgeschichte sind ihre Texte mit der „Aufrichtigkeit der jungen Viivi Luik“ verglichen worden.[9]
Trotz ihres vergleichsweise schmalen Werks genoss Ojamaa große Bekanntheit in Estland, zumal sie insgesamt über 60 Werke der Science-Fiction- und Kinderliteratur aus dem Englischen ins Estnische übersetzt hat.[10]
Bibliografie
Lõputu juuli (‚Endloser Juli‘). Tallinn: Eesti Raamat 1990. 77 S. (Kassett '90)
Myyrid & wärawad (‚Mauern und Tore‘). Tallinn: Perioodika 1993 48 S. (Loomingu Raamatukogu 13/1993)
Lootus (‚Hoffnung‘). Tallinn: Varrak 2000. 40 S.
Ärasaatmata kirjad (‚Briefe, die nicht abgeschickt worden sind‘). Tallinn: Varrak 2002. 61 S.
Jõgi asfaldi all (‚Der Fluss unter dem Asphalt‘). Tallinn: Varrak 2008. 52 S.
Ajalaulud (‚Zeitlieder‘). Tallinn: Varrak 2011. 83 S.
Sekundärliteratur
Piret Viires: Viis tüdrukut ja ei ühtegi poissi, in: Looming 2/1992, S. 277–279.